Warten aufs Feuerwehrhaus: Kritik an Stadt aus Reihen der Brandschützer

Großer Diskussionsbedarf bei der ersten Bürgerversammlung seit zehn Jahren in Eckartshausen: Dabei gab es auch Kritik an der Stadt. Die kam vor allem aus den Reihen der Feuerwehr.
Zehn Jahre lang hat es in Eckartshausen mit seinen rund 1150 Bewohnern keine Bürgerversammlung mehr gegeben. Am Montagabend war es wieder so weit. Eine Vielzahl von Inhalten bewegte die rund 70 Besucherinnen und Besucher im Dorfgemeinschaftshaus. Unter den Besuchern waren eine Reihe von Feuerwehrleuten.
Die kritische Beleuchtung des Themas Feuerwehrgerätehäuser war denn auch ein größerer Punkt: Dies im Zusammenhang mit den großen, stadtteilübergreifenden Projekten Landesgartenschau 2027 (LGS) und Hochwasserschutz.
Auf dem Podium saßen neben Bürgermeister Benjamin Harris auch stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher Thomas Appel (beide CDU), Ortsvorsteher Reiner Müller (Pro Vernunft) und Ortsbeiratsmitglied Stefanie Schlösser (SPD).
Bei seinem Überblick über Eckartshäuser Belange kam Harris auch auf die geplanten neuen Gerätehäuser zu sprechen.
Nach Planungen des alten Magistrats müsste der bauliche Fortschritt seinen Worten zufolge schon wesentlich weiter gediehen sein. »Das heißt, dass bei meinem Amtsantritt schon eines hätte stehen und eines vor der Einweihung hätte sein müssen«, erklärte er.
Wegen der Hochwasserkatastrophe 2021 musste die Stadt laut Harris aber viel Geld in diesbezügliche Schutzmaßnahmen investieren.
Hochwasserschutz und Landesgartenschau
Die Hochwasserschutzgroßprojekte kosten nach Worten des Bürgermeisters jeweils mehrere Millionen Euro. »Das hatte man 2019 noch nicht auf dem Schirm. Hinzu kommt, dass sich die Baukosten verdoppelt haben«, sagte er.
Wie Harris ankündigte, soll der Bau der Gerätehäuser in den Stadtteilen Wolferborn und Diebach am Haag noch dieses Jahr beginnen. Anschließend sind Wolf und Eckartshausen an der Reihe.
Der Eckartshäuser Wehrführer Heiko Reutzel hakte nach: »Der Hochwasserschutz ist seit 2003 ein Thema, als damals das schwere Hochwasser war. Was ist die ganzen Jahre passiert? Und jetzt, wo die Feuerwehrhäuser gebaut werden sollen, haben die Hochwasserschutzmaßnahmen Priorität.«
Der Bürgermeister teilte die Auffassung, wonach beim Hochwasserschutz deutlich früher viel mehr hätte geschehen sein müssen. »2021 wurde das schmerzlich bestraft«, konstatierte er. Parallel sei es neben dem Hochwasserschutz wichtig, die Feuerwehr auszustatten, um in solchen Situationen eingreifen zu können. »Wir müssen das bedienen und das tun wir auch«, betonte er.
Reutzel sprach die Landesgartenschau und die Kosten für das geplante Sportzentrum auf dem Dohlberg an: Ein Projekt, das den Sportplatz auf der Bruchwiese ersetzen soll, auf dem für die LGS ein Bürgerpark vorgesehen ist. »Muss man so etwas machen?«, fragte der Wehrführer.
Laut dem Bürgermeister hat die Sicherheit der Bürger oberste Priorität. »Aber man sollte nicht versuchen, Landesgartenschau, Hochwasserschutz und Gerätehäuser gegeneinander auszuspielen.«
Harris: LGS keine »Blümchen-Show«
Harris appellierte, die LGS nicht als »Blümchen-Show« zu betrachten, sondern als Motor für die gesamte Stadtentwicklung. »Der Hintergrund ist, dass wir mit der Landesgartenschau an Fördertöpfe des Landes kommen, an die wir sonst nie gekommen wären«, erläuterte er.
Eine Bürgerin begrüßte das Vorhaben eines Sportzentrums auf dem Dohlberg. »Ich bin dort zur Schule gegangen und wir mussten immer zum Sportplatz auf der Bruchwiese laufen, wenn etwas nicht in der Turnhalle stattfinden konnte«, blickte sie zurück.
Einige Zuhörer waren trotzdem nicht überzeugt. »Es passt nicht, dass die Stadt die sehr wichtigen Feuerwehrhäuser nicht baut. Es ist lebensnotwendig, aber wir sind im Hintertreffen«, beanstandete eine Frau.
Ein anderer Bürger sah das ähnlich: »Ich glaube nicht, dass es ein Argument gibt, um es den Feuerwehrleuten verständlich zu machen.«
Unwägbarkeiten bei den Planungen
Laut Stadtrat Tim Strehm (FWG) hat die Reihenfolge der Gerätehausneubauten auch etwas mit der Reihenfolge der verteilten Feuerwehrautos und überdies mit unverhofften Unwägbarkeiten bei den Planungen zu tun. Es würden weder andere Stadtteile bevorzugt noch sei die LGS der Grund.
Weitere Inhalte des Abends waren unter anderem Öffentlicher Personennahverkehr, Verkehrsberuhigung und energetische Versorgung (Berichterstattung folgt). Die Themen Landesgartenschau und Hochwasserschutz stehen auf der Tagesordnung der heutigen städtischen Bauausschusssitzung im Rathaus (19 Uhr, Eberhard-Bauner-Allee 16).