Wasserversorgung in Einartshausen: Insellösung oder Netzanschluss?

Die Trinkwasserversorgung in Einartshausen muss auf neue Füße gestellt werden. Günstiger wäre wahrscheinlich eine neue Bohrung vor Ort, sicherer aber der Anschluss an das Versorgungsnetz in Betzenrod.
Schotten (sw). Der Trinkwasserbrunnen in Einartshausen befindet sich in einem schlechten Zustand. 1970 wurde die 50 Meter tiefe Gewinnungsanlage gebaut. Der Brunnen versorgt seit nunmehr über 50 Jahren die Menschen in dem Stadtteil mit Wasser.
Der Nachteil: Es handelt sich um eine sogenannte Insellösung. Sollte eine größere Beeinträchtigung der Trinkwasserqualität auftreten, gibt es keine gleichwertige technische Alternative zur Versorgung.
In der Vergangenheit hat es wiederholt Einträge gegeben, die zu mikrobiologischen Belastungen des geförderten Wassers geführt haben, wie die Wirtschafts- und Versorgungsbetriebe (WVS) der Stadt Schotten mitteilen. Im Jahr 2005 musste daher eine UV-Anlage im Hochbehälter zur Desinfizierung eingebaut werden.
Grund für die Einträge ist nicht zuletzt der schlechte Standort am Einartsbach sowie ein direkt an der Brunnenanlage vorbeiführenden Vorfluter, wie WVS-Leiter Dirk Schneider erläutert.
Schlechter baulicher Zustand
Bei der jüngsten Kamerabefahrung wurde zudem festgestellt, dass sich die Brunnenröhre aus dem vor einem halben Jahrhundert üblicherweise verwendeten Baumaterial aus Holz in einem sehr schlechten baulichen Zustand befindet.
Das mit einem Gutachten beauftragte Büro für Hydrologie und Umwelt (Gießen) sieht daher »ein unkalkulierbares Risiko für die bestehende Trinkwasserversorgung von Einartshausen«. Zudem laufe das Entnahmerecht im Jahr 2027 aus. »Bis dahin sollte man versuchen, eine Ersatzlösung umzusetzen«, meinen die Experten.
Grundsätzlich infrage kommen zwei Ansätze: entweder ein neuer Brunnen an einem anderen Standort in Einartshausen oder ein Anschluss an das Versorgungsnetz im benachbarten Betzenrod.
Während ein veränderter Brunnenstandort erneut eine Insellösung mit den entsprechenden Nachteilen bedeuten würde, wäre ein Anschluss der Wasserversorgung Einartshausens in östlicher Richtung eine Variante, die mehr Sicherheit bietet.
Denn der Brunnen Betzenrod ist an das Versorgungsnetz Schotten-Mitte angeschlossen. Hier sorgt nicht nur der in den Jahren 2020/21 komplett sanierte Brunnen Betzenrod für ein verlässliches Wasserreservoir, sondern auch die Wassergewinnungsanlagen »Fahrerlager«, »Rudingshain« und »Stausee«.
Sollte nämlich eine Anlage einmal ausfallen, könnten die verbleibenden Brunnen genügend Wasser zum Ausgleich zur Verfügung stellen.
So geschehen zuletzt während der Sanierung des Brunnens Betzenrod, als die Menschen in Götzen und Betzenrod Trinkwasser vom 2023 sanierten Brunnen Fahrerlager erhielten. »Daher würde auch die Mitversorgung von Einartshausen aus dem Versorgungsnetz kein Problem darstellen«, erklärt Dirk Schneider.
Variante mit Unsicherheiten
Das Gießener Büro geht - nach heutigem Stand - von einer sicheren Versorgung zumindest für die nächsten 50 Jahre aus. Allerdings würde die Anschlussvariante eine größere Investition erfordern und erheblich teurer werden, als die Erschließung eines neuen Brunnens in Einartshausen.
Für Planung und Bau einer sogenannten Freispiegelleitung von Einartshausen zum Brunnen Betzenrod müssten rund 1,7 Millionen Euro investiert werden. Kalkuliert für eine Nutzungsdauer von 80 Jahren ergibt sich ein jährliche Investition von rund 21 000 Euro.
Sollte der Brunnen in Einartshausen endgültig still gelegt werden, würden andererseits jährliche Unterhaltungskosten in Höhe von rund 4800 Euro eingespart.
Die Erschließung eines neuen »Inselbrunnens« Einartshausen wird von dem Planungsbüro mit geschätzten Kosten in Höhe von 660 000 Euro veranschlagt. Einschließlich der Unterhaltungskosten ergeben sich bei einer wahrscheinlichen Nutzungsdauer von 50 Jahren jährliche Kosten von gut 18 000 Euro.
Allerdings berge diese Variante einige Unsicherheiten. Sollte beispielsweise die erste Versuchsbohrung erfolglos bleiben, fallen für jede weitere Bohrung geschätzte Kosten von 175 000 Euro an. »Von daher erscheint die Variante »Anschluss an das Versorgungsnetz Schotten-Mitte« als die auf Dauer sicherere und wirtschaftlichere Option«, so WVS-Leiter Schneider.
Die Entscheidung, welche Alternative bei der Neustrukturierung der Trinkwasserversorgung in Einartshausen zum Zug kommt, treffen die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am 2. November (Festhalle Schotten, Beginn: 20 Uhr).