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Weckler: »Es kann jetzt sehr schnell gehen«

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800 Feldbetten, dazu viele für Kleinkinder, sind in Nidda aufgestellt. © Oliver Potengowski

Innerhalb von drei Tagen hat der Wetteraukreis in Nidda eine Notunterkunft für Flüchtlinge aufgebaut. Bis zu 1000 Menschen aus der Ukraine sollen einige Tage untergebracht werden.

Vieles erinnert an den Herbst 2015, als der Katastrophenschutz des Kreises schon einmal innerhalb von 72 Stunden eine Notunterkunft für Flüchtlinge aufbauen musste. Wie damals wurde auch diesmal der Standort Nidda ausgewählt. Die Stadt verfüge als einzige Kommune im Kreis über zwei Dreifeldsporthallen, erläutert Landrat Jan Weckler. »Wir hätten uns das auch anders gewünscht, aber wir haben im Wetteraukreis keine Hallen.«

Dass sechseinhalb Jahre später in den beiden Schulsporthallen wieder eine Notaufnahme aufgebaut wird, ist allerdings auch ein logistischer und organisatorischer Vorteil.

Erfahrungen aus 2015 helfen

»Wir wussten noch von 2015, dass wir 1080 Meter Bauzaun brauchen«, berichtet Kreisbrandinspektor Lars Henrich. »Die Einheiten, die die letzten Tage eingesetzt waren, waren alles erfahrene Kräfte von 2015. Nur so war das möglich.« Er weist darauf hin, dass auch die privaten Kontakte der Akteure Teil des Erfolgs seien.

»Hier in der Wetterau klappt das«, lobt Oliver Pitsch, Vorstand des Regionalverbands Rhein-Main der Johanniter-Unfall-Hilfe. »So eine intakte Gefahrenabwehr wie hier wünsche ich mir in allen Landkreisen und kreisfreien Städten.« Der Kreisbeigeordnete Matthias Walther schließt sich an. »Ich finde das eine beeindruckende Leistung, innerhalb von 72 Stunden so etwas aufzubauen.«

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch habe er den Einsatzbefehl, eine Notunterkunft zu schaffen, bekommen, erinnert sich Weckler. Umgehend wurde der Katastrophenschutz des Kreises alarmiert. »Alle, die im Katastrophenschutz sind, haben noch einen anderen Beruf«, betont Dr. Reinhold Merbs, Leiter des Fachdienstes Gesundheit und Gefahrenabwehr, das ehrenamtliche Engagement.

100 Helfer bekleben drei Tage die Böden

Umso bemerkenswerter ist, dass mit dem Einsatzbefehl drei Tage lang jeweils rund 100 Helfer die Böden der beiden Hallen zum Schutz mit Karton abklebten und sie mit Bauzäunen in jeweils drei kleinere Abschnitte aufteilten, um wenigstens etwas mehr Privatsphäre zu ermöglichen.

800 Feldbetten wurden aufgestellt, dazu viele Betten für Kleinkinder. Henrich weist darauf hin, dass diese kurzfristig nicht zu kaufen waren. Hier habe der Kontakt zur Landesverstärkung des Roten Kreuzes (DRK) geholfen.

An den Wänden hängen Holzbretter mit USB-Steckdosen. Hier machten sich die Erfahrungen aus dem Jahr 2015 bezahlt, dass mobile Ladestationen für die Flüchtlinge notwendig sind, »damit die Kommunikation in die Heimat sichergestellt ist.« Neben dem Schwimmbad wurden zwei jeweils 600 Quadratmeter große Zelte aufgebaut.

Feuerwehrleute tragen am Samstagvormittag Festzeltgarnituren hinein. Hier sollen bald mehrere hundert Menschen verpflegt werden. »Flexibilität gehört da zum Geschäft«, ergänzt Weckler. »Wir fahren praktisch auf Sicht.«

Der Landrat dankt in diesem Zusammenhang insbesondere auch dem Niddaer Bürgermeister Hans-Peter Seum, der die Kreisverwaltung bei der Umsetzung des Einsatzbefehls unterstützt habe.

Der Landrat betont, dass der Wetteraukreis der einzige hessische Kreis sei, in dem sich mit der Notunterkunft dann drei Erstaufnahmeeinrichtungen befinden, die jeweils rund 1000 Menschen aufnehmen könnten.

Ankommende Flüchtlinge würden zunächst in der Gießener Erstaufnahmeeinrichtung erfasst und medizinisch erstversorgt. Dort werde auch der Gesundheitszustand und Impfstatus eventueller Haustiere der Flüchtlinge geklärt.

Flüchtlinge bleiben drei bis fünf Tage

Anschließend würden sie auf die drei Unterkünfte in Friedberg, Büdingen beziehungsweise Nidda verteilt. Dort sollen sie etwa drei bis fünf Tage bleiben, bevor sie auf von den Kommunen zu schaffende Unterkünfte verteilt werden. »Dies ist eine absolute humanitäre Notsituation«, betont Weckler, »der Wetteraukreis ist hier mit allen seinen 25 Kommunen in einem Boot.«

Wann die ersten Flüchtlinge in den Hallen eintreffen, steht derzeit noch nicht fest. Bereits zum Jahresende habe sich die Zahl der Flüchtlinge, die dem Kreis auch aus anderen Regionen zugewiesen worden seien, vervierfacht. Der Landrat erläuterte, dass zunächst die Notunterkunft im Vogelsbergkreis belegt werde. Wenn diese die Hälfte der Kapazität erreicht habe, würden Flüchtlinge im Hochtaunuskreis untergebracht. Erst danach kämen der Wetteraukreis und der Kreis Marburg-Biedenkopf an die Reihe. »Es kann jetzt sehr schnell gehen«, verdeutlichte Landrat Jan Weckler die Dynamik und ergänzt: »Eben kam die Nachricht, dass die Notunterkunft im Hochtaunuskreis schon belegt wird.«

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