Weil Personal fehlt, sind die Öffnungszeiten der Kita Höchst gekürzt worden

Vergangene Woche gab es sogar nur eine Notbetreuung. Eltern sind verärgert, denn viele sind auf verlässliche Betreuungszeiten angewiesen. Außerdem müssen sie die vollen Gebühren zahlen.
Ein Mädchen müsse jetzt morgens bei den Nachbarn warten, weil die Kindertagesstätte »Die kleinen Strolche« in Höchst seit einem Monat eine halbe Stunde später öffnet und die Eltern zur Arbeit müssen. Eine alleinerziehende Mutter sei mit den Nerven fertig, weil in jüngster Vergangenheit mehrfach kurzfristig für den nächsten Tag Gruppenschließungen oder eine Notbetreuung angekündigt wurden - zu kurzfristig, um noch eine zuverlässige Alternative zu finden.
Das sind nur zwei Beispiele aus dem Höchster Kindergartenalltag, die der Elternbeirat im Gespräch mit dieser Zeitung schildert. Schon seit dem vergangenen Oktober ist die tägliche Betreuungszeit um eineinhalb Stunden gekürzt. Und so soll das auch in den nächsten fünf Monaten bleiben, hat der Altenstädter Gemeindevorstand den Eltern schriftlich mitgeteilt.
Elf Erzieherinnen, davon acht krank
Landauf, landab fehlt in den Kinderbetreuungseinrichtungen qualifiziertes Personal. In Höchst ist der Notstand besonders groß, das räumt auch Bürgermeister Norbert Syguda (SPD) ein: »Höchst ist brutal gebeutelt, da gibt es gar nichts schönzureden.« Elf Erzieherinnen und ein Erzieher seien in dieser Kita beschäftigt, die laut Homepage der Gemeinde Altenstadt 60 Kinder in drei Gruppen (davon eine U3-Gruppe) betreut. Eine Erzieherin sei in Elternzeit und von den verbliebenen elf seien vergangene Woche acht krank gewesen, berichtet Syguda. Außerdem hätten drei Erzieherinnen gekündigt und würden die Einrichtung demnächst verlassen. »Das kann man nicht mehr ausgleichen«, denn auch in den anderen vier kommunalen Kindertagesstätten sei die personelle Situation angespannt. Der Krankenstand sei in allen Kitas »extrem hoch«, so der Bürgermeister. »Wir sollen immer mehr betreuen, haben aber immer weniger Erzieherinnen und Erzieher«, beschreibt er ein Problem, das zurzeit alle Kommunen betrifft. Lange Ausbildungszeiten und hohe Hürden für Seiteneinsteiger macht er unter anderem für den Erziehermangel verantwortlich. Der Markt sei leer gefegt.
Der Elternbeirat der »Kleinen Strolche« will das so nicht hinnehmen und hat den Gemeindevorstand in einem Schreiben vom 18. Februar aufgefordert, bis zum 17. März zu prüfen, wie die vertraglich vereinbarten Öffnungszeiten (von 7 bis 16.30 Uhr, Anm. d. Red.) künftig eingehalten werden könnten. Dazu machen die Eltern Vorschläge, die vom Einsatz sogenannter »Springer« über die Unterstützung durch nicht pädagogisches Personal bis zu reduzierten Öffnungszeiten im Wechsel mit anderen Altenstädter Kitas reichen. Denn der Elternbeirat sieht den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Kitas verletzt, weil nur die in Höchst von Kürzungen und Schließungen betroffen sei. Außerdem könne mindestens eine Gruppe mit 25 Kindern bis 16.30 Uhr geöffnet bleiben, schlagen sie vor.
Trotz verkürzter Öffnungszeiten zahlen Eltern für einen Ganztagsplatz die vollen Gebühren. Der Elternbeirat wirft der Gemeinde deshalb Vertragsbruch zu, weil die zugesicherten Zeiten nicht eingehalten würden, und fordert »eine finanzielle Entlastung sowohl für die zukünftige als auch rückwirkende Zeit der verkürzten Öffnungszeiten«.
Im Gespräch mit dieser Zeitung machen Elternbeiratsvorsitzender Mathias Massow und seine Stellvertreterin Lisa Hausner zudem ein schlechtes Betriebsklima für die hohe Fluktuation beim pädagogischen Personal in Höchst verantwortlich. »Es ist doch wichtig, dass man die, die da sind, hält«, sagt Massow. Die Kommune müsse hier Rücksprache halten. Der häufige Wechsel wirke sich auch auf das Wohlergehen der Kinder aus. »Ich merke an meiner Tochter, wenn wieder eine Erzieherin geht. Sie ist dann traurig und will nicht in die Kita«, sagt Stefanie Kraus vom Elternbeirat.
Dass man um die Bedeutung von Kontinuität und Ritualen wisse, weil sie den Kindern Sicherheit und Vertrauen geben, steht auch in dem Schreiben der Gemeinde an die Eltern.
Gleichwohl versehen mit dem Hinweis auf die Kindergartensatzung, die eine teilweise Erstattung von Gebühren nur für Schließungen an mindestens fünf kompletten Tagen vorsehe und auch nur als Kann-Regelung, nicht aber bei verkürzten Öffnungszeiten.
Trotzdem ist inzwischen Bewegung in die Angelegenheit gekommen, wie Syguda sagt. In den Gemeindegremien fänden dazu Gespräche statt. »Es ist eine politische Entscheidung, ob die Gemeinde auf Gebühren verzichtet. Und die trifft die Gemeindevertretung. Ich kann dazu im Moment nichts sagen«, so Syguda.
Zur Erstattung nicht verpflichtet
Rein rechtlich sei die Gemeinde nicht zu einer Erstattung verpflichtet, denn die Eltern beteiligten sich nur zu einem geringfügigen Teil an den Kosten. Auf 6,8 Millionen Euro beziffert er die Kosten im Kita-Bereich. Durch Elternbeiträge seien lediglich 394 000 Euro gedeckt. »Ich kann mir aber vorstellen, dass die Gemeindevertretung der Elternforderung entsprechen wird, weil das jetzt schon so lange dauert in Höchst.«