»Wellness für die Seele« in Ortenbergs Altstadt

Vom »Dornröschen-Dasein« zum »Pfund, mit dem sich wuchern lässt«: Das Straßenkunst-Festival »Altstadt Pur« bewies erneut, dass Ortenberg für Gäste einiges zu bieten hat.
D ie 18. Auflage des Ortenberger Kulturfests »Altstadt Pur« war eine heiße Angelegenheit. Hochsommerliche Temperaturen prägten am Sonntag das Geschehen in den Altstadtstraßen und -gassen, in denen 25 internationale Künstlerinnen und Künstler ein mitreißendes Programm voller Artistik, Musik, Comedy und skurriler Einfälle darboten.
Besonderer Beliebtheit erfreuten sich dabei die Spielorte, die ein wenig Schatten und damit Zuflucht vor der prallen Sonne versprachen. Gerade die Einbeziehung des Kalbsvilla-Parks, in dem die schwingende Laterne aufgebaut war, an der der amerikanische Künstler Noah Chorny in sechs Metern Höhe seine schwindelerregenden Späße trieb, erwies sich in dieser Hinsicht als großer Gewinn. Und auch sonst bewiesen die Gastgeber Corina und Sven Waldschmidt, dass sie den Wetterauer Kulturpreis völlig zu Recht erhalten haben.
Hochzufrieden mit dem Verlauf
Projektleiter Rainer Bauer, der »Altstadt Pur« erneut im Auftrag der Stadt auf die Beine stellte, zeigte sich nach der Veranstaltung hochzufrieden mit deren Verlauf. Das Konzept mit einem erweiterten Programm am Samstagabend hätten die Besucher sehr gut aufgenommen. Auch habe es das Festival als Ganzes bereichert. Die Gäste hätten gezeigt, dass sie nach der mehrjährigen Corona-Zwangspause wieder Lust auf »Altstadt Pur« haben und die Menschen der Region, insbesondere die Ortenberger, die Veranstaltung gerne mittragen.
In der Tat zeigten sich die Besucher, die nicht nur aus Ortenberg kamen, sondern auch aus vielen Nachbargemeinden und sogar aus dem Rhein-Main-Gebiet, von der künstlerischen Vielfalt und der Qualität des Gebotenen beeindruckt. Die fesselnde Katapult-Artistik von Felix und Philo, die absurden Einfälle von Streetcomedy-Unikum Goma oder die Herz und Körper erfrischende Performance von Anita Fricker, die als Tuba spielende weiße Wolke durch die Gassen zog und dabei die Gäste mit Wasser benetzte, feierte und bewunderte man ebenso wie die Varietéshow des Theatro Artistico, in der Antje Pode sich als Großmeisterin der Fußjonglage erwies und die Koffer und Taschen nur so fliegen ließ. Da konnte selbst ihr Bühnenpartner Dieter Becker, ebenfalls ein großartiger Akrobat, oft nur staunen.
Völlig aus dem Häuschen waren die Zuschauer auch über den Schweizer This Maag, der das Prädikat »absolut irre« verdient - selbstverständlich in positiver Hinsicht. Er ist ein absolutes Genie in Sachen Situationskomik und treibt sein Publikum, das er zuhauf in seine wilde Performance einbezieht, zu darstellerischen Höchstleistungen - der 20-minütige Dreh eines absurden Liebesfilms voller Dramatik, Eifersucht und natürlich Happy End inklusive.
Wer es ruhiger angehen wollte, war im Raum der Stille in der Marienkirche richtig, wo die evangelische Kirchengemeinde mit Kai Strauß (Gitarre) und Roland Stang (Flöte) einen gelungene meditative Ergänzung zum Trubel in den Gassen anbot. Oder bei der skurrilen Strickaktion von Elfriede Peil. Ob alte Strick-Hasen oder Neueinsteiger - dem Charme der Dame konnte sich kaum jemand entziehen, und so wurden aus ein oder zwei Reihen dann oft mehrere Zentimeter roter Wollbahn, weil sich immer wieder nette Grüppchen zusammenfanden.
Anmutige Artistik, clownesker Auftritt
Anmutige und atemberaubende Luftartistik am sechs Meter hohen Vertikaltuch in Verbindung mit einer clownesken Performance zeigte Gabriela Schwab-Veloso vom Loneflight-Theater, während Zuhören und Lachen bei den witzigen Musikern Digger und Dig angesagt war. So mancher weibliche Gast sah sich hier spontan zu einem Tänzchen entführt. Tanzen konnten die Besucher auch zu den Drehorgel-Klängen von Rosa alias Katharina Müller.
Auch wenn das gemütliche Schlendern durch die Ortenberger Altstadt-Gassen aufgrund der Hitze diesmal etwas beschwerlich war, freute sich Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring einmal mehr über die vielen positiven Rückmeldungen von Besuchern über die Schönheit der Ortenberger Altstadt. Was während des Jahres oft ein Aschenputtel-Dasein führt, wird beim Kulturfest als Pfund wahrgenommen, mit dem Ortenberg wuchern kann. Für die Rathauschefin war »Altstadt Pur« reine »Wellness für die Seele«. »Gemeinsames Erleben von Kultur ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens in der Gemeinschaft, und bei ›Altstadt Pur‹ haben wieder unterschiedlichste Menschen aller Generationen zusammen gefeiert - friedlich, in gegenseitiger Akzeptanz und mit jeder Menge Freude und Spaß. So soll es sein!«

