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Wenn Alltägliches zum Problem wird

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Von: red Redaktion

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»Essen« verteilen nur per Spiegel vermittelt den Probanden einen Eindruck davon, wie selbst Alltägliches wie die Nahrungsaufnahme für Menschen mit Demenz zur großen Herausforderung werden kann. © pv

Altenstadt (red). Wie fühlt es sich an, an Demenz erkrankt zu sein? Zumindest einige Antworten auf diese Frage, die man wortwörtlich am eigenen Leib spüren konnte, erlebten Besucherinnen und Besucher der Präsentation eines Demenzparcours in der Altenstädter Altenstadthalle.

Gut besucht zeigte sich die Veranstaltung, trotz winterlicher Verhältnisse. Ermöglicht hat dieses Angebot eine großzügige Spende der Bürgerstiftung »Gut für Oberhessen«, mit der man den Parcours anschaffen konnte. Es kamen Vertreter aus Senioreneinrichtungen, Menschen, deren Angehörige an Demenz leiden, und weitere Interessierte, nicht nur aus dem Wetteraukreis, sondern auch aus dem Main-Kinzig-Kreis und dem Landkreis Gießen.

Demenz-Symptome nachvollziehen

Wie sich die Symptome einer Demenz anfühlen, erfuhren die Besucher an 13 Stationen des Parcours »Hands-on Dementia«. So konnte man sich in die Lage hineinversetzen, wie es ist, wenn einfache Alltagshandlungen nicht mehr umgesetzt werden können und wenn Gewohntes nicht mehr gelingen will. Wenn die eigenen Anstrengungen erfolglos bleiben, führt das bei Menschen mit Demenz zu Verzweiflung und Beschämung, manchmal auch zu Wut. Interesse am Alltäglichen und Selbstvertrauen gehen verloren. Die Erkrankten ziehen sich immer mehr zurück und geraten schnell in eine Isolation. Ein Zugang zu ihnen wird dann immer schwieriger.

Beispielhaft nachvollziehen ließ sich das etwa an der Parcours-Station »Mittagessen«. Hier erlebten Interessierte im Selbstversuch anschaulich, wie es ist, wenn das Essen mit Messer und Gabel nicht mehr so recht gelingen will. Die Aufgabe bestand darin, das Essen in Form von farblich unterschiedlich gestalteten Papierbällchen gleichmäßig auf eingezeichnete Teller zu verteilen und dabei nur in den gegenüberliegenden Spiegel zu schauen. Menschen, die nicht an Demenz erkrankt sind, können sich kaum vorstellen, dass Probleme bei gewohnten und eingeübten Handlungen auftreten.

Teilnehmer geraten schnell an Grenzen

Bei komplexen Aktivitäten, so auch beim Mittagessen, sind viele Handlungsschritte nacheinander auszuführen. Nicht selten sind zusätzlich zu den Demenzbeeinträchtigungen auch Wahrnehmung, Koordination und Feinmotorik eingeschränkt. Die Folge ist, dass sich der Alltag nicht mehr eigenständig bewältigen lässt. So manche Teilnehmer gerieten im Parcours schnell an ihre Grenzen, sodass während und nach dem Durchlaufen des Parcours reichlich Gesprächsbedarf bestand.

Viel Zeit nahmen sich die Mitglieder des Arbeitskreises Demenz Wetterau, um alle Fragen der Besucher zu beantworten. Die Stationen des Parcours können Interessierte beim Arbeitskreis ausleihen. Nähere Informationen dazu finden sich auf der Internetseite des Vereins unter www.demenz-wetterau.de.

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