Wenn das Geld nicht reicht

Langzeitarbeitslose im Vogelsberg werden stärker gefördert. Das Bürgergeld löste Anfang dieses Jahres das seitherige Hartz-IV- System ab und schaffte eine neue Grundsicherung für Erwerbslose. Mit dem Bürgergeld sind auch die Zahlungen angehoben worden. Der Vogelsbergkreis liegt bei den Zahlen an Betroffenen zwar bundesweit im Mittelfeld, doch wird ein Anstieg verzeichnet, so etwa in der Gruppe der älteren Menschen und bei Zugewanderten, die Asylbewerberleistungen erhalten.
Hartz IV ist zwar seit diesem Jahr Geschichte, aber in den Jahresbilanzen wird uns die »Grundsicherung für Arbeitssuchende« noch ein Weilchen begleiten. Über 6,9 Millionen Menschen haben im Corona-Jahr 2020 bis zum 31. 12. in Deutschland Leistungen der »sozialen Mindestsicherung«, wie das zusammengefasst heißt, bezogen.
Das sind mit einem Plus von über 53 000 erstmals wieder mehr als im Jahr davor, nachdem die Zahlen seit 2015 konstant zurückgingen. Gemessen an der Gesamtbevölkerung lag der Anteil der Leistungsempfängerinnen und -empfänger bei 8,32 Prozent (Vorjahr: 8,25 Prozent). Im Vogelsbergkreis waren zu diesem Zeitpunkt insgesamt 5951 Menschen als Hilfeempfangende registriert, wie die aktualisierten Daten der Regionaldatenbank Genesis zeigen.
Bundesweit in der Mitte
Das entspricht einer Gesamtquote an der zum 31. 12. 2020 registrierten Bevölkerung von 5,64 Prozent. Darin enthalten sind Hartz-IV-Beziehende und deren Kinder, Asylbewerber, Menschen, die krank sind und deshalb nicht arbeiten können oder deren Rente nicht ausreicht und die Grundsicherung im Alter beziehen.
Die Gesamtzahl der Hilfeempfangenden ist lokal gegenüber dem Vorjahr um 154 gestiegen (plus 2,66 Prozent).
Im bundesweiten Vergleich bedeutet die hiesige Quote Platz 259 in einer »Bundesliga« gestaffelt nach örtlicher Höhe des Hilfsbedürftigen-Anteils. Auffällig ist dabei zweierlei: Ganz vorne liegen beginnend mit Gelsenkirchen nur Städte. Auf den 20 Plätzen mit dem niedrigsten Bedarf an Unterstützung liegen ausschließlich bayerische Landkreise.
Die Spannweite reicht damit von jedem Fünften, der Geld aus der Sozialkasse braucht, bis zu knapp jedem 50sten. Im bundesweiten Durchschnitt lebt damit fast jeder Zwölfte in Deutschland von staatlicher Hilfe.
Im ganzen Land Hessen nahmen im jetzt ausgewerteten Zeitraum rund 530 400 Menschen und damit 8,43 Prozent der Bevölkerung (Vorjahr: 8,21 Prozent) Mindestsicherungsleistungen in Anspruch. Unter den 5951 Menschen, die im Kreis von Mindestsicherungsleistungen lebten, waren die meisten Hartz-IV-Empfangende. Gemeldet wurden 3836 Menschen in dieser Bevölkerungsgruppe und damit 23 weniger als Ende 2019. Die hiesige Quote von 5,6 Prozent entspricht dem 0,7-Fachen der Bundesquote.
Mehr ältere Betroffene
Der Empfängerkreis unter der Überschrift »Hartz IV« lässt sich in Menschen, die »Arbeitslosengeld II« erhalten und solche mit »Sozialgeld« unterteilen. Damit werden Kinder und nicht erwerbsfähige Angehörige der vorgenannt ALG-II-Empfangenden statistisch erfasst. Wenn Väter oder Mütter arbeitslos sind, wirkt sich das über die Kinder zusätzlich auf die Gesamtzahl aus.
Der Statistik zufolge kletterte die Zahl der ALG-II-Beziehenden von 2762 (Ende 2019) auf 2795 (Ende 2020). Sozialgeld wiederum bezogen zuletzt 1041, also 56 weniger als im Jahr davor. Es gibt aber noch weitere Gruppen, die auf Hilfe angewiesen sind: Die Zahl der Grundsicherungsempfänger im Alter im Vogelsbergkreis kletterte um 143 (plus 10 Prozent) auf 1575. Und die Zahl der Empfänger von Asylbewerberleistungen stieg um 8 oder 1,9 Prozent auf 425 Menschen.