Wenn Fische zu neugierig werden

Mit Sorge sieht Eichelsdorfs Ortsvorsteher Werner Rau die Unterbrechung der Arbeiten zum Hochwasserschutz im Ort. Sie könnte bei den nächsten großen Niederschlägen zum Problem werden.
D as eigentlich friedliche Flüsschen Nidda stellt im Prinzip eine landschaftliche Idylle dar, mit seinen Biotopen, seiner Flora und Fauna. Und vor allem der Nidda-Radweg lädt zu Fahrradtouren, Wanderungen und Spaziergängen ein. Wenn da nicht die andere Seite des Flusses wäre, nämlich die eher hässliche - Hochwasser. Vor allem dessen Gefahren bereiten Eichelsdorfs Ortsvorsteher Werner Rau gegenwärtig Sorgen.
In gewissen Abständen schwillt der Wasserstand des Flusses in relativ kurzer Zeit immens an und lässt die Nidda über die Ufer treten, Wiesen und Weiden sind dann ebenso wie Ortskerne überschwemmt, Keller laufen voll. In früheren Zeiten lag das vor allem an der Schneeschmelze aus dem Vogelsberg. Zum Schutz davor gibt es jetzt den Nidda-Stausee und das Rückhaltebecken des Eichelbachs bei Eichelsachsen. Sie verringern die Hochwassergefahr für das Niddatal, können sie aber nicht völlig bannen, wie Werner Rau berichtet. Denn die Nidda wird ja vor allem auch von ihren Nebenflüssen gespeist, wie etwa dem Eichelbach, der sich in der Ortsmitte des Niddaer Stadtteils mit dem Hauptfluss verbindet. Und genau hier sieht Rau eine Gefahrenquelle.
Für Eichelsdorf ist der Eichelbach diesbezüglich von elementarer Bedeutung. Die Erfahrung zeige, dass gerade die Eichel sehr schnell und extrem viel Wasser führt. Dies sei mit Sicherheit der Topografie des Bachlaufs und seiner Zuflüsse geschuldet. Insofern habe sich das Eichelbach-Rückhaltebecken bewährt. Unabhängig davon müssten jedoch die Durchflussmenge des Rückhaltebeckens und der Zufluss aus den Fließpfaden möglichst schnell aus Eichelsdorf abgeführt werden, auch um die Folge-Ortschaften wirksamer zu schützen und rechtzeitiger zu warnen, so Rau. Deshalb sei es wichtig, angeschwemmtes Material im Bachbett zu entfernen, um den Durch- und Abfluss zu gewährleisten und eine Stauung zu vermeiden, die unweigerlich zu Überflutungen führen könnten.
Eine weitere Gefahrenquelle sieht der Ortsvorsteher in der maroden, baufälligen Bachmauer, die eine Bausubstanz von vor 100 Jahren aufweise und nur stückchenweise und eher provisorisch ausgebessert worden sei. Der vorbeirollende Schwerlastverkehr tue ein Übriges und trage mit dazu bei, dass die Straße entlang des Bachs geschwächt werde.
Am Montag geht es weiter
Nun begannen Anfang Oktober Baggerarbeiten, und der Lauf der Nidda wurde von Hindernissen befreit sowie das Flussbett verbreitert. So kann dieser Teil im Falle einer Wasserbedrohung eine Entlastung bieten. Allerdings wurden die Baggerarbeiten am 15. Oktober wieder eingestellt, ohne dass zunächst bekannt war, aus welchen Gründen. Rau befürchtet, wenn dies so bliebe, könne der Eichelbach im Ernstfall nicht genug Druck abbauen. Nun aber die Entwarnung: Kürzlich teilte man dem Ortsvorsteher mit, dass ab kommendem Montag, 31. Oktober, die Eichelstraße gesperrt werde, um die Bauarbeiten am Eichelbach wieder aufzunehmen.
Vonseiten der Stadt hieß es hierzu, dass geplant sei, zunächst die Baggerarbeiten am Eichelbach fortzusetzen und die Anlandungen zu entfernen. Der zuständige Fachbereichsleiter Uwe Bonarius teilt darüber hinaus mit, dass für das seit Jahren geplante Projekt insgesamt 3,5 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt seien, die nunmehr auch die erforderliche Verwendung finden werden. Dazu gehöre neben den Baggerarbeiten auch die Sanierung der Bachmauer und die Neugestaltung der Dorfmitte um die alte Eiche herum. Die Unterbrechung der Bauarbeiten sei zunächst entstanden, weil im eigentlich fischfreien Eichelbach, deren Fischbestand durch Spezialisten vergrämt worden war, wieder Tiere aufgetaucht seien. Diese habe man erneut vertreiben müssen, um sie vor dem schweren Gerät zu schützen.
Durch die Sanierungsarbeiten in der Dorfmitte, so Bonarius weiter, werde die Attraktivität des Stadtteils Eichelsdorf nicht nur für sich selbst, sondern auch touristisch aufgewertet. Denn es führe ja nicht zuletzt der beliebte und stark frequentierte Radweg R4 am Eichelbach entlang. Alles in allem werde also nicht nur der Hochwasserschutz vorangebracht, sondern man verfolge auch die Dorferneuerung ein großes Stück weiter. Aus den genannten Gründen bestehe, so Uwe Bonarius abschließend, also kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil, die Stadt Nidda und der zuständige Abwasserverband seien dabei, ihre Hausaufgaben zu erledigen und einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz zu leisten.