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Wenn kein Ausweg in Sicht scheint

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Christine Zahradnik leitet mehrere Teams, darunter das in der Wetterau. © pv

Wetteraukreis/Vogelsbergkreis (red). Vor 30 Jahren wurde in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) der erste Verein für Notfallseelsorge gegründet. Die beiden Gründungsmitglieder, Pfarrer Andreas Mann und Detlef Nierenz, leisteten damals in Wiesbaden Pionierarbeit. Inzwischen sind rund zwei Dutzend weitere Gruppen mit rund 600 ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorgern entstanden.

Die EKHN bietet neun hauptamtliche Stellen für den Dienst. Der runde Geburtstag der Notfallseelsorge wird am heutigen Samstag, 18. November, in Frankfurt mit einem Festgottesdienst gefeiert.

Bei den Einsätzen der Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger geht es fast immer um Tod. Er taucht plötzlich auf, oft im häuslichen Bereich, bei Suiziden, wenn ein Säugling stirbt, bei Wohnhausbränden, Gewaltverbrechen oder Unfällen. Für Betroffene ist das eine Katastrophe, alles scheint zusammenzubrechen, kein Ausweg in Sicht. Die Notfallseelsorger unterstützen die Betroffenen und durchleiden mit ihnen die ersten Stunden. Pfarrerinnen und Pfarrer sowie ehrenamtliche Kräfte sind rund um die Uhr bereit, anderen Menschen in schwierigen Situationen Beistand zu geben.

Neue Strukturen im Vogelsberg

In einem Dorf im Vogelsberg kam 1998 bei einem schweren Unglück eine junge Frau ums Leben. Die Angehörigen der 19-Jährigen suchten einen Pfarrer, der ihnen hilft. Kirchenpräsident Volker Jung, damals Dekan im Vogelsberg, begleitete die Familie. »Ich habe gespürt, wie sehr sich die Betroffenen wünschen, dass in solchen Momenten jemand für sie da ist«, erinnert sich Jung. »Die Notfallseelsorge teilt Verzweiflung und zeigt schon allein durch die Präsenz, dass wir gemeinsam nicht von Gott verlassen sind.«

Gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen baute er damals im Vogelsberg neue Strukturen auf, um sicherzustellen, dass Menschen in Not seelsorglichen Beistand bekommen. EKHN-Pfarrer Harald Wysk übernahm bis 2015 die hauptamtliche Koordination. Sein Nachfolger, Pfarrer Thomas Schill, öffnete die Gruppe für Ehrenamtliche.

Im westlichen und mittleren Teil von Hessen übernehmen sechs Initiativen in Krisensituationen die Verantwortung. Dazu gehören die Notfallseelsorge Landkreis Gießen, Oberes Edertal, Lahn-Dill, Vogelsberg, Wetterau sowie der Kriseninterventionsdienst Marburg-Biedenkopf.

Ökumene wird auch bei der Notfallseelsorge praktiziert. Ein gutes Beispiel ist die Gründung der Gruppe in der Wetterau. Der im Februar dieses Jahres gestorbene katholische Gemeindereferent Gregor Rettinghaus gab Ende der 1990er Jahre gemeinsam mit dem Pastoralreferenten Joachim Michalik die Initialzündung. Das Team wird mit den Gruppen aus dem Main-Taunus-Kreis und dem Verein Seelsorge in Notfällen aus Groß-Gerau von Pfarrerin Christine Zahradnik ausgebildet.

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