Wichtige Phase im Leben

»Welche Schule besuche ich nach den Sommerferien?« Mit der Übergabe des Halbjahreszeugnisses gewinnt dieses Thema sowohl für Kinder als auch für Jugendliche, die unmittelbar vor einem Wechsel stehen, an Bedeutung.
Wie kann der Übergang von einer Schule zur nächsten gelingen? Was ist wichtig? Worauf kommt es an? Diese Zeitung sprach mit Kerstin A. Schmidt, Schulleiterin der Alteburgschule in Nidda, und Alexa Heinze, Schulleiterin am Gymnasium Nidda, über Chancen und Probleme in einer wichtigen Phase im Leben junger Menschen.
Beide Schulleiterinnen betonen, dass sich in Nidda der Übergang von der vierten Klasse der Grundschule in die fünfte Klasse der jeweils aufnehmenden Schulform generell sehr gut gestalte. Zwischen den Schulleitungen sowie den Lehrkräften existiere ein enger Austausch, der bei Bedarf auch die Beratung der Eltern sowie in Ausnahmefällen einen Probeunterricht für die Kinder beinhalte. »Grundsätzlich stellen wir fest, dass sich unsere Jüngsten sehr schnell an die neue große Schule gewöhnen, nicht zuletzt auch, weil die Kinder engmaschig betreut werden«, sagt Heinze.
Die Erfahrung lehre allerdings, dass der Übergang von der Realschule in das Gymnasium im Allgemeinen oft mit Umstellungsschwierigkeiten verbunden sei. Heinze: »Mittelstufenschulen wie die Alteburgschule, die den Abschluss einer Qualifizierten Mittleren Reife ermöglichen, leisten sehr gute Arbeit, die jedoch gemäß ihrem Schwerpunkt stärker auf die Perspektiven Ausbildung und Beruf ausgerichtet ist.«
Zusammenarbeit mit den Eltern
Diese Zielrichtung unterstreicht Schmidt für die Alteburgschule: »Wir sind eine Haupt- und Realschule mit der Besonderheit der Berufsorientierung, die generell einen höheren Stellenwert bei uns bekommt. Unser Ziel ist es, jeder Schülerin und jedem Schüler den bestmöglichen Abschluss zu ermöglichen, die Zusammenarbeit mit den Eltern ist dabei ein wichtiger Faktor.« Auch die Kooperation zwischen Schule, Berufsberatung und Betrieben sei ein bedeutender Aspekt im Mittelstufenschulen-Konzept. In der Jahrgangsstufe 7 finde ein Kompetenzfeststellungsverfahren statt, das sei Voraussetzung für ein zeitnah zu absolvierendes zweiwöchiges Praktikum im Ausbildungszentrum in Nidda, das einen Einblick in verschiedene Berufe gewähre.
»Insbesondere nach den Praktika in den Jahrgangsstufen 8 und 9 wird schnell klar, welche Voraussetzungen da sein müssen, um das berufliche Wunschziel zu erreichen. Eine höhere Motivation, die eigenen Leistungen dahingehend zu verbessern, ist danach deutlich erkennbar«, sagt Kerstin A. Schmidt. »Die meisten unserer Schülerinnen und Schüler besuchen nach der neunten beziehungsweise zehnten Klasse eine weiterführende Schule und streben das Fachabitur oder Abitur an. Ungefähr ein Drittel wechselt direkt in das duale System mit Schule und Beruf.«
Für den Übergang von der Realschule an das Gymnasium stellt Alexa Heinze fest: »Manche Schülerinnen und Schüler tun sich zunächst schwer mit dem Erlernen neuer Arbeitstechniken, der selbstständigen Erarbeitung von Stoffen und dem Erstellen von Interpretationen, Analysen und Erörterungen, dies womöglich noch in einer Fremdsprache.«
Die Weg, der in dem Bundesland gegangen werde, aus dem sie selbst stamme, nämlich Sachsen-Anhalt, habe dagegen viel für sich, befindet Heinze. »Dort war es tatsächlich üblich, beim Übergang von der Realschule aufs Gymnasium in jedem Fall das zehnte Schuljahr zu wiederholen. Dieses Modell bietet die Möglichkeit, sich einzugewöhnen, und reduziert den Erfolgsdruck. Immer wieder erlebe ich es, dass Jugendliche nach dem ersten Schuljahr bei uns diesen Weg der Wiederholung aus freien Stücken wählen, um langfristig ihre Noten zu verbessern«, berichtet die Schulleiterin.
Belastung durch Distanzunterricht
Eine Möglichkeit der Unterstützung wären auch verstärkte Stundenzuweisungen für Förderkurse, die zum Beispiel dort helfen könnten, wo Schülerinnen und Schüler in Mathematik und Physik brillant sind, sich aber in Deutsch und Englisch auf Gymnasialniveau schwertun.
Beide Schulleiterinnen bedauern, dass die Pandemie die im Sommer wechselnde Schülergeneration durch den Distanzunterricht belastet habe. Ebenso ist es für sie immer wieder eine große Freude, von Ehemaligen zu hören, die sich in der wichtigen Übergangsphase gut von ihren Schulen begleitet fühlten und, mitunter auch nach Korrekturen, ihren individuellen Schul-, Bildungs- und Lebensweg gefunden haben. VON INGE SCHNEIDER