Wie eine weitere Tochter

Oberhessisch-bretonische Freundschaft: Zwei Schülerinnen aus der Partnerstadt Loudéac sind derzeit zu Gast in Büdingen. Sie genießen ihren Aufenthalt und fühlen sich wie eine weitere Tochter in der jeweiligen Gastfamilie.
Solenn Morin-Hamon und Léonie Ruffault, zwei Schülerinnen aus Loudéac, sind derzeit in den Familien von Caroline Ahlers und Anna Gleim in Büdingen zu Gast. »Wir sind glücklich hier«, sagen die beiden Französinnen unisono. Die vier Teenager verstehen sich prächtig.
Die Freundschaft ist ihnen sehr wichtig, aber auch, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Sowohl die beiden 15-Jährigen aus der Büdinger Partnerstadt als auch ihre Gastgeberinnen profitieren von Gesprächen auf Deutsch und Französisch. Caroline und Anna, 15 und 16 Jahre alt, besuchen die zehnte Klasse des Büdinger Gymnasiums. Caroline hat Französisch als erste Fremdsprache, Anna als zweite, sodass beide die Sprache des Nachbarlandes schon ganz gut sprechen, aber im Alltag mit den beiden Gästen viel dazu lernen.
Solenn und Léonie kamen mit der großen Gruppe aus Loudéac, die anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft das Himmelfahrtswochenende in Büdingen verbrachte. Während Solenn anschließend blieb, fuhr Léonie zunächst wieder zurück und kam erst vor gut einer Woche wieder nach Büdingen.
Teilnahme am Unterricht
Als Mitglied der Loudéacer Tanzgruppe »Entrechats Danse« hatte sie einen wichtigen Auftritt in der Bretagne. Solenn kehrt am kommenden Sonntag nach fünf Wochen zurück in die Heimat, Léonie bleibt noch bis Mitte Juli.
Die beiden Mädchen besuchen im Loudéacer Collège ebenfalls die zehnte Klasse und nehmen mit ihren Freundinnen am Unterricht des Büdinger Gymnasiums teil. Das ist zwar nicht ganz einfach, »aber es wird zum Glück besser«, sagen beide.
Das bestätigen auch Caroline und Anna. Sebastian Köhler, Fachbereichsleiter Sprachen, hat die Teilnahme der beiden Französinnen am Unterricht organisiert. Mit seiner Hilfe fand sich auch eine Gastfamilie für Léonie.
Solenn und Léonie genießen ihren Aufenthalt in Büdingen und fühlen sich wie eine weitere Tochter in den Gastfamilien Ahlers und Gleim. Silke Ahlers bestätigt: »Es ist eine Bereicherung, ein bretonisches Mädchen so nah kennenzulernen.« Solenn war schon fünf Mal in Büdingen. Ihre Mutter Tiphaine ist Mitglied des Comité de Jumelage Loudéac-Büdingen, spricht perfekt Deutsch und kennt Büdingen gut. Caroline und Solenn lernten sich 2019 als Elfjährige während der Bürgerreise von Büdingen nach Loudéac kennen, wurden gleich Freundinnen und hielten immer den Kontakt. Solenn war 2020 schon einmal drei Tage lang bei Familie Ahlers zu Gast, als sie zur Verteilung der Galettes an den Büdinger Grundschulen aus Frankreich mitgekommen war. Léonies Mutter ist Erste Stadträtin in Loudéac und war ebenfalls schon in Büdingen.
Paddeln und Grillfeiern
Mit den Gastfamilien der beiden Loudéacerinnen wurde und wird an den Wochenenden einiges unternommen. Solenn war mit den Ahlers sogar auf einer Hochzeit bei Marburg, Familie Gleim war mit allen vier Mädels Paddeln auf der Lahn bei Weilburg. Auch Treffen und Grillfeiern mit den gleichaltrigen Freundinnen und Freunden von Caroline und Anna standen auf dem Programm. Dabei klappte der oberhessisch-bretonische Austausch ebenfalls richtig gut.
Den Schüleraustausch zwischen den Schulen in Loudéac und Büdingen gibt es bereits seit 1975, er war die Basis für die kommunale Städtepartnerschaft ab 1983. Fast jedes Jahr fährt eine Schülergruppe nach Loudéac, ihre Austauschpartner kommen nach Büdingen. Daraus sind Freundschaften entstanden, von denen manche schon seit über 40 Jahre währen. Wichtig ist nicht nur das Erlernen und Vertiefen der Sprache, sondern auch der Kulturaustausch. Weil die Jugendlichen stets in den Familien ihrer Austauschpartner wohnen, lernen sie Lebensart und Kultur direkt kennen. Während der Pandemie fand kein Schüleraustausch statt. Aktuell scheint es schwieriger zu werden, ihn aufrechtzuerhalten, weil zum einen in Loudéac weniger Schüler Deutsch als zweite Fremdsprache wählen - der Renner dort ist Spanisch. Zum anderen wählen in Büdingen seit einigen Jahren weniger Schüler Französisch als erste Fremdsprache. Wobei auch denjenigen, die Französisch als zweite Fremdsprache lernen, der Austausch offen steht. Den Schulen ist sehr daran gelegen, dass er fortgesetzt werden kann. VON MONIKA EICHENAUER