Wie geht’s weiter mit »ekhn2030« im evangelischen Dekanat Büdinger Land?

Die 76 Kirchengemeinden im evangelischen Dekanat Büdinger Land müssen entscheiden, in welcher Form sie künftig in den sieben Nachbarschaftsräumen zusammenarbeiten wollen.
Nidda (red). Die Veränderung der Kirche unter dem Leitwort »ekhn2030« schreitet weiter voran. Nachdem die Synode des evangelischen Dekanates Büdinger Land vor gut einem Monat den Zusammenschluss der 76 Kirchengemeinden zu sieben Nachbarschaftsräumen als neue Einheiten beschlossen hat, müssen die Kirchengemeinden nun entscheiden, in welcher Form sie künftig in den Nachbarschaftsräumen zusammenarbeiten wollen.
Drei Rechtsformen sind möglich: Geben sie ihre Selbstständigkeit auf und verschmelzen zu einer großen Gemeinde? Schließen sie sich zu einer Gesamtkirchengemeinde zusammen? Ober bilden sie eine Arbeitsgemeinschaft, in der jede Kirchengemeinde eine eigenständige Körperschaft bleibt? Gut zweieinhalb Jahre haben die Nachbarschaftsräume Zeit, um zueinander zu finden. Verbindlich werden die Rechtsformen dann zum 31. Dezember 2026.
Um die Kirchenvorstände gut darauf vorzubereiten, hatte das Dekanat zu einer Informationsveranstaltung in das Niddaer Bürgerhaus eingeladen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Susanne Kuzinski, die das Dekanat und die Nachbarschaftsräume als Transformationsunterstützerin durch den Zukunftsprozess »ekhn2030« begleitet.
Der gute Zuspruch von 70 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern, Pfarrerinnen und Pfarrern sowie die rege Diskussion zeigten, dass noch viel Beratungs- und Gesprächsbedarf besteht, ehe Entscheidungen getroffen werden können.
Rechtsformen vorgestellt
Rolf Hartmann, Vorsitzender der Dekanatssynode, bezog sich in seiner Begrüßung auf das zentrale Ergebnis der am Vortag veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung: Kirchenbindung und Religiosität der Deutschen schwinden schneller als bislang erwartet. »Müssten wir also nicht eigentlich über Inhalte reden und uns überlegen, wie wir die Menschen erreichen können?«, fragte Hartmann rhetorisch, um zugleich einzuwenden, dass nur eine gut organisierte Kirche auch zukunftsfähig sei. So soll mit der Neustrukturierung auch ein geringerer Verwaltungsaufwand einhergehen.
Susanne Kuzinski stellte die drei Rechtsformen vor: Bei einem Gemeindezusammenschluss (Fusion) entsteht eine neue Körperschaft, sie ist Eigentümerin aller Grundstücke und Gebäude. Es gibt einen Kirchenvorstand und einen Haushalt. Die Gesamtkirchengemeinde bildet eine zusätzliche Körperschaft, der die Ortskirchengemeinden angehören. Der Gesamtkirchenvorstand vertritt die Gesamtkirchengemeinde. Es gibt einen Haushalt und ein Gebäudemanagement. Die Ortskirchengemeinden bleiben Grundstückseigentümer. In einer Arbeitsgemeinschaft bleibt jede Kirchengemeinde eigenständige Körperschaft.
Ein geschäftsführender Ausschuss, dem Vertreter der Kirchengemeinden angehören, entscheidet in gemeinsamen Angelegenheiten wie Personal, Gebäude und Verwaltung. Jede Gemeinde hat einen Haushalt und bleibt Grundstückseigentümerin.
Schnell offenbarte die Frage- und Diskussionsrunde, dass es nicht nur darum geht, geografische Grenzen zu überwinden, sondern auch Barrieren im Kopf. Was geschieht mit den Rücklagen der Gemeinden, wenn sie fusionieren? Greifen die Gemeinden B und C der Gemeinde A nicht in die Tasche, wenn diese eines ihrer Gebäude veräußert?
Andererseits: Steigt der Verwaltungsaufwand ins Unermessliche, wenn für 14 in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossene Kirchengemeinden Kopierpapier gekauft wird und die Kosten auf alle umgelegt werden?
Zustimmung gab es für den Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Gedern, Bernd Vonalt: »Wir Ehrenamtliche fühlen uns mit dieser Entscheidung überfordert. In der Wirtschaft übernehmen diesen Job Beratungsunternehmen, die dafür viel Geld bekommen.« Er bat darum, die Nachbarschaftsräume in diesen Fragen gut zu begleiten und zu beraten: »Die Sicht von außen ist wichtig.«
Auch Volker Luh, Leiter der Regionalverwaltung Wetterau, ergriff das Wort. »Es gibt keine Patentlösungen«, wandte er sich an die Versammlung. »Aber sie haben viele Gestaltungsmöglichkeiten. Nehmen sie die Chancen in den Blick und nicht den möglichen Verlust«, bezog er Position für die Fusion von Gemeinden und warb für eine »schlanke Verwaltung«. Davon hätten alle Beteiligten »so viel mehr«.
Aufeinander zugehen
Susanne Kuzinski ermunterte die Anwesenden, aufeinander zuzugehen und in den Gedankenaustausch zu treten. »Es ist gut, wenn sie zeitnah damit beginnen. Reden sie miteinander und spielen sie durch: Was wäre, wenn?«, empfahl sie. »Aber vergessen sie bei all dem nicht die wichtigste Frage: Welche Kirche wollen wir in unserem Nachbarschaftsraum sein?«