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Wieder Wasser aufs Mühlrad? - Mühlgraben soll reaktiviert werden

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Das Mühlrad soll wieder plätschern. Dafür müsste der Mühlgraben wieder genügend Wasser führen. © Stefan Weil

Der Mühlgraben beschäftigt den Ortsbeirat der Schottener Kernstadt und die Stadtverwaltung schon seit geraumer Zeit. Der Wasserfluss für das das oberschlächtige Mühlrad ist seit geraumer Zeit unterbrochen.

Es klappert die Mühle am rauschenden Bach - wenn denn Wasser fließt. Am Mühlrad in Schottens Stadtmitte kommt - anders als in dem bekanntenKinderlied - nichts mehr an, weshalb es sich auch nicht mehr dreht.

Die Frage steht im Raum, mit welchem Aufwand lässt sich das kleine Bächlein wieder zum Leben erwecken, auch vor dem Hintergrund der sich häufenden trockenen Sommer.

Der Mühlgraben ist etwa eineinhalb bis zwei Kilometer lang. Er zweigt unterhalb des Vogelparks von der Nidda ab. Das Wasser wird durch ein rund 30 Zentimeter im Durchmesser großes Betonrohr in einen Graben abgeleitet.

Der Abfluss kann durch einen Schieber unterbunden werden. Ein Holzbrett, das durch zwei Metallschienen geführt wurde, ist allerdings verschwunden und müsste erneuert werden, um wieder eine Steuerungsfunktion zu erfüllen.

Allerdings kommt derzeit ohnehin kaum Wasser in dem Graben an. Das Rohr ist wohl verstopft. Auf dem weiteren Weg in Richtung Schottener Innenstadt ist der Graben an vielen Stellen mit Grünbewuchs zugewuchert. Der Verlauf ist auch von Weitem recht gut am Gebüsch und kleinem Gehölz zu erkennen.

Schaden durch Baumaßnahme

Im Bereich der Stadtverwaltung und des angrenzenden Supermarktes ist der Mühlgraben verrohrt und kehrt erst an der Kita Am Park wieder an die Oberfläche zurück. Von hier führt das zum Teil ausbetonierte schmale Bett des Mühlgrabens durch den Vier-Städte-Park und am oberen Rand des Anwesens Wichmann zum Mühlrad.

An einer Stelle ist hier der Graben durch eine frühere Baumaßnahmen beschädigt. Bei starkem Niederschlag schwappt Wasser, das sich trotz der vielen Hindernisse im Graben sammelt, auf die angrenzende Wiese. Nach dem Mühlrad führt der Mühlgraben weiter unterirdisch durch die Altstadt und später in die Nidda zurück.

Im Rahmen eines Ortstermins informierten sich jetzt Harald Schnierle, stellvertretender Vorsitzender des Ortsbeirates, Stadtrat Jürgen Schwab und Wolfgang Dorfinger über den aktuellen Stand. »Hier sollte dringend etwas getan werden«, so der Eindruck von Jürgen Schwab.

Ehrenstadtverordnetenvorsteher Dorfinger setzt sich ebenfalls für die Wiederherstellung des Mühlgrabens ein, wie er sagte. »Wenn das Wasser wieder fließt, ist das sicherlich für Einheimische und Besucher attraktiv.«

Blick auch auf Landesgartenschau

Ortsvorsteher Kurt Oesterling weist in diesem Zusammenhang auch auf die Landesgartenschau 2027 hin. »Es wäre zu begrüßen, wenn es mit dem Mühlgraben weitergeht und wenn zur Landesgartenschau - nach Möglichkeit schon vorher - das Mühlrad wieder plätschern würde. Auch den Vier-Städte-Park würde das aufwerten.«

Oesterling nennt einen weiteren Aspekt. Vor einigen Jahren sei für eine Amphibienpopulation eine Schutzmauer im Mühlgraben zwischen dem Weg zum Schwimmbad und dem Vier-Städte-Park gebaut worden. »Die Tiere gilt es zu schützen, denn Amphibien brauchen Nässe und Feuchtigkeit.«

Durchbohrungen wohl notwendig

Der in der städtischen Bauabteilung für Tiefbauarbeiten zuständige Mitarbeiter Benjamin Göbl vermutet eine nicht unerheblichen Aufwand. Möglicherweise müssten auch Rohre durchgebohrt werden, die sich mit Schlamm beziehungsweise Erdreich zugesetzt hätten.

Arwed Wichmann würde sich freuen, wenn sein Mühlrad wieder in Gang kommen könnte. »Wenn ein Mühlrad sich dreht, ist es immer schöner anzuschauen als im Stillstand.«

Bleibt nur die Frage, ob immer genügend Wasser zur Verfügung steht, das von der Nidda abgezweigt werden kann. »Im Frühjahr und Herbst ist es meist kein Problem, aber im Sommer wird es knapp, wenn Niederschläge ausbleiben«, sagt Benjamin Göbl.

So wie im vergangenen Jahr, als die Nidda vom Schottener Stadtgebiet bis zum Stausee rund drei Wochen lang wegen der anhaltenden Dürre komplett ausgetrocknet war.

Info: Ehemals 14 Mühlen

Schotten als Stadt der Mühlen zu bezeichnen, wäre etwas vermessen. Viel Jahre sind vergangen, seit im heutigen Stadtgebiet insgesamt 14 Mühlen betrieben wurden. Sie waren alle an der Nidda aufgereiht, von der Oberen Walkmühle oberhalb des Vogelparks bis zur Grundmühle am Taubenweg.

Bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurden die meisten Mühlen stillgelegt. Einige schon in den 1920er Jahren. Darunter befand sich auch die Wagnersmühle auf dem heutigen Anwesen Wichmann. Die Gebäude werden seit vielen Jahrzehnten privat beziehungsweise als Pension genutzt.

Das oberschlächtige Mühlrad - das einzige im Schottener Stadtgebiet noch zu sehende - wurde vor rund 50 Jahren neu aufgebaut. Das alte Mühlrad an dieser Stelle hatte mit sechs Metern das größte Gefälle aller Mühlräder in Schotten. Gespeist wird das Mühlrad von einem Mühlgraben, dessen Wasserfluss seit einiger Zeit allerdings unterbrochen ist.

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