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Willkommen im Büdinger Sprachbastelwerk - einem Ort der Nähe, Wärme und Geborgenheit

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Von: Monika Eichenauer

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Im Sprachbastelwerk im Büro des Malteser Hilfsdienstes in der Vorstadt wird gebastelt und gleichzeitig Deutsch gelernt. Die Arbeiten werden im Zuge des Büdinger Weihnachtsmarktes verkauft. Mit dem Erlös werden Notleidende in der Ukraine unterstützt. © Monika Eichenauer

Das Sprachbastelwerk in der Büdinger Vorstadt ist für Geflüchtete eine der wichtigsten Adressen in der Stadt. Es ist ein Ort der Nähe, der Wärme und der Geborgenheit.

Es ist eine heimelige Atmosphäre in den Räumen des Malteser-Hilfsdienstes in der Vorstadt. Draußen ist es neblig und dunkel, drinnen werkeln aus der Ukraine geflüchtete Frauen an einem Tisch: Sie basteln Engel aus Papier, Holz und Wollresten, Kerzen mit Serviettentechnik und Weihnachtsbäumchen aus Stoff. Auch Frauen aus Afghanistan und Syrien sind dabei. In der Kinderecke spielen ein paar Jungen und Mädchen, andere basteln mit Bienenwachs. Es ist ein Ort der Nähe, Wärme und Geborgenheit.

Mittendrin im Geschehen sind Jurgita Aniunaite-Ott, die Leiterin der Ukrainehilfe im Integrationsdienst der Malteser, sowie Corinna Fuchs und Anna Jaeger von der Ehrenamtsagentur »Aktiv in Büdingen«. Das Gebastelte wird vor dem Malteserbüro und in der Marienkirche während des Weihnachtsmarktes am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Dezember (jeweils ab 14 Uhr), verkauft. Spenden dafür schicken die Frauen in die Ukraine. So wie sie es auch mit den Einnahmen aus dem Kuchenverkauf beim Fest »Büdingen is(s)t fabelhaft« vor einigen Wochen gemacht haben. Die Einnahmen gingen an ein Kinderheim in ihrem vom Krieg geplagten Heimatland.

Kontakt zu 140 Familien

Jurgita Aniunaite-Ott ist gebürtige Litauerin und lebt schon lange in Büdingen. Sie ist Mutter von drei Kindern, spricht außer ihrer Muttersprache auch Deutsch, Russisch, Polnisch, Englisch und versteht Ukrainisch. Sie war vom ersten Moment an, als kurz nach Beginn des Krieges im März die ersten ukrainische Flüchtlinge in Büdingen ankamen, ehrenamtlich engagiert und ist seit Juni beim Integrationsdienst des Malteser Hilfsdienstes tätig. Ihre Arbeit ermöglicht die Förderung der »Aktion Deutschland hilft«. Bei ihr laufen fast alle Fäden zusammen - sie hat Kontakt zu 140 Familien aus der Ukraine, die in Büdingen und im Umkreis von etwa 15 Kilometern leben. Jurgita Aniunaite-Ott kennt alle persönlich. Eng verzahnt ist ihre Arbeit mit dem Engagement der Ehrenamtsagentur. Vor allem arbeitet sie mit Corinna Fuchs und Anna Jaeger zusammen. Hinzu kommen jede Menge freiwillige Helfer genauso wie Sprachvermittler, die Deutschkurse anbieten. »Unser Riesendank geht an alle Menschen, die sich für die Geflüchteten engagieren, auf welchem Weg auch immer. Genauso geht er an alle Gastgeber, die geflüchtete Menschen aufgenommen haben.« Auch für sie ist der Integrationsdienst als Ansprechpartner da, genauso wie für Vereine, Institutionen und die Stadt, wenn es um Belange der Geflüchteten geht. Ein Dank geht auch an den Büdinger Rotary Club, der einen Ausflug zur Ronneburg finanziert hat.

»Wir haben uns als Ziel gesetzt, gemeinsam mit lokalen Partnern für Geflüchtete und für Menschen mit Migrationshintergrund neue Brücken in ihrem Alltag zu bauen. Die wichtigsten Baustoffe dabei sind das wertschätzende Miteinander, die deutsche Sprache und neue Kontakte in der Großgemeinde. Genau in diesen Bereichen liegen unsere Angebote, denn gelungene Integration basiert auf Verständigung, Teilhabe und Gemeinschaft«, erläutert Isidro Perez, Leiter der Integrationsdienste in Büdingen. »Für mich ist es schön zu sehen, dass wir in Büdingen so viel Gemeinschaft in den Vereinen und Institutionen haben«, betont er.

So wird gemeinsam mit den Ehrenamtlichen Hilfe beim Umzug vermittelt, Übersetzer begleiten Arztbesuche und Behördengänge, es gibt Hilfe bei Problemen im Alltag und bei der Arbeitssuche. Es werden aber auch gemeinsam Feste gefeiert. Die drei Frauen und viele Ehrenamtler sind zudem Seelsorger, denn die Ukrainer und die Flüchtlinge aus anderen Ländern haben Schlimmes erlebt und erfahren schlimme Nachrichten aus ihrer Heimat. Deshalb ist auch das Sprachbastelwerk im Malteserbüro dienstagsabends und samstagsnachmittags so wichtig.

Ort der Zuflucht und Gemeinschaft

»Denn dort können alle mit ihren Sorgen und Nöten hinkommen, können so sein, wie sie sind. Wir fangen sie auch auf, wenn es ihnen gerade wegen schwerer Schicksalsschläge nicht gut geht«, sagt Jurgita Aniunaite-Ott. Dort können sie sich in der Gemeinschaft und über das gemeinsame kreative Arbeiten geborgen fühlen und lernen gleichzeitig Deutsch, ergänzt Anna Jaeger. Das Sprachbastelwerk ist ein Projekt der Ehrenamtsagentur in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst und wird von der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt von Oktober bis Ende Dezember gefördert.

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Der Deutschkurs mit Ina Schneider (r.) startet am gedeckten Frühstückstisch im Pferdestall des Oberhofs. © Monika Eichenauer

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