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Windräder bleiben Option für Ranstadts Parlament

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Von: Cathrin Lutz

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Der Ausbau erneuerbarer Energien ist unstrittig, die Frage, welchen Weg man in Ranstadt gehen will dagegen schon. Eine große Parlamentsmehrheit möchte aber den Aspekt Windenergie nicht komplett außen vor lassen und spricht sich für weitere Verhandlungen mit der Genossenschaft Prokon aus. SYMBOL © DPA Deutsche Presseagentur

In Ranstadt will man auch in Zukunft keine Energieform im Hinblick auf die Energiewende ausschließen. Das Parlament spricht sich mehrheitlich für weitere Verhandlungen mit der Firma Prokon aus.

Ranstadt (cat). Zur Chefsache erklärte man in der jüngsten Sitzung des Ranstädter Parlaments das Thema Windpark Dauernheim. Denn es folgte mehrheitlich der Empfehlung des Haupt- und Finanz- sowie des Bauausschusses. Beide empfahlen, dass Gemeindevorstand und Ältestenrat weitere Verhandlungen mit der Firma Prokon führen sollen.

Zwei Enthaltungen und zwei Gegenstimmen spiegelten die unterschiedlichen Auffassungen der Parlamentarier wider. Besonders die Freien Wähler machten deutlich, dass sie die Entwicklung kritisch sehen. Laut Uwe Kaufmann gehören die Windräder nicht ins Naturschutzgebiet. Zudem müssten die Steuerzahler die Zeche zahlen, wenn man die erzeugte Energie nicht ins Stromnetz einspeisen könne. Die Freien Wähler setzten lieber auf Fotovoltaikanlagen (PV), auch weil man sich damit alleine mit Strom versorgen könne.

»Sachlich und fachlich falsch«

Dagegen brachten sowohl Christian Loh (CDU), Vorsitzender des Haupt- und Finanzausschusses, als auch sein Bauausschusskollege Christian Gugler (Grüne) viele Argumente vor: Es stimme, dass Netze abgeriegelt würden, wenn nicht eingespeist werden könne. Und dass dabei Kosten entstünden, die auf den Steuerzahler umgelegt würden. Aber das sei auch bei PV-Anlagen der Fall, so Loh. Und Gugler ergänzte, dass die Abriegelung lediglich eine Folge des schlechten Netzausbaus sei.

Beide zeigten sich verärgert über eine Pressemitteilung der windkraftkritischen Bürgerinitiative (BI) »Leben in Ranstadt«, die das Thema der gemeinsamen Ausschusssitzung »fachlich und sachlich einfach nicht richtig« dargestellt habe, so Loh. Er widersprach der Aussage »die Ausschüsse konnten sich nicht einigen«. Das seien klassische Fake-News, so Loh, denn die Empfehlung erfolgte einstimmig.

Loh gab in Richtung BI und Freie Wähler folgendes Rechenbeispiel zu bedenken. Um die erwartete Energie von 29 500 Megawattstunden der zwei Windräder des möglichen Windparks bei Dauernheim pro Jahr mit PV-Anlagen zu erreichen, benötige man 2950 Anlagen mit einen Leistung von jeweils zehn Kilowatt Peak (= Höchstleistung). In der Gemeinde seien aber nicht alle Dächer geeignet oder groß genug für PV-Anlagen. Von den Anschaffungskosten für jeden privaten Betreiber ganz zu schweigen.

Christian Gugler führte dazu aus: »Beide Ausschüsse sprachen sich einstimmig für weitere Verhandlungen mit Prokon aus. Auch die in der Ausschusssitzung vorgebrachten Stellungnahmen zeigten mehr Einigkeit als Differenzen.« Vertreter von SPD, CDU und Grünen machten übereinstimmend deutlich, dass sich gegenüber der Entscheidung von vor fünf Jahren doch wichtiges geändert hat. Die vorgesehene Fläche sei nicht weiter im Wald. Durch aktuelle Entwicklungen sei nicht mehr »nur« der Klimaschutz zu betrachten (Bedrohung von Fledermaus und Rotmilan). Durch den Krieg in der Ukraine und die so verursachte Energiekrise seien Energiesicherheit und -bezahlbarkeit von entscheidender Bedeutung, was letztlich auch eine soziale Komponente habe. Gugler fragte konkret: »Können sich auch unsere nicht so wohlhabenden Bürger noch Energie leisten?« Die Lokalpolitik könne nicht immer nur mit dem Finger auf andere in Kreis, Land und Bund zeigen. »Wir Abgeordnete haben auch im Bereich Energie eine Fürsorgepflicht für die Bürger vor Ort. Wir sollten unseren Beitrag dazu leisten, alle Optionen vor Ort zu prüfen«, so Gugler.

Auch Alternativen zu Windkraft

In einer Stellungnahme auf eine Bürgerfrage während der Ausschusssitzung wurde auch deutlich, dass Windkraft nicht die einzige Möglichkeit sei, die die Gemeinde zum Ausbau erneuerbarer Energien ins Auge fasst. So sprach man im Ausschuss auch über Investitionen für eine großen Fotovoltaikanlage für die Kläranlage. Leider waren zu diesem Tagesordnungspunkt nur noch wenige Bürger anwesend, offensichtlich niemand mehr von der BI, denn dieses Thema habe deren Pressemitteilung nicht aufgegriffen.

Cäcilia Reichert-Dietzel wies zum Ende der Diskussion dieses Tagesordnungspunkts darauf hin, dass auch ohne die Freigabe der Gemeinde eine Realisierung des Windkraftprojekts möglich sein kann, da das Regierungspräsidium Darmstadt darüber entscheide: »Wir dürfen bezüglich des letzten Windkraft-Vorranggebiets in unserer Gemarkung auch nicht leichtfertig Chancen übersehen.« Mit einem einstimmigen Beschluss hätte das Parlament zeigen können, dass sich alle Fraktionen ihrer Verantwortung in diesem Punkt bewusst seien.

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