»Wir sind chronisch unterfinanziert«

In der jüngsten Parlamentssitzung hat Schottens Tourismus-Geschäftsführer seinen Bericht zur touristischen Entwicklung vorgelegt. Finanziell sieht es für die zuständige Gesellschaft nicht rosig aus.
Schotten (sw). Einmal jährlich erstattet Ralph Koster, Geschäftsführer der Schottener Tourismus-Gesellschaft, einen Bericht über die touristische Entwicklung der Stadt. Diesmal stand in seiner Rede vor der Stadtverordnetenversammlung die finanzielle Lage der Gesellschaft im Mittelpunkt. Sie ist nicht rosig.
Koster vermeldete für das vergangene Jahr einen Verlust nach Steuern von knapp 70 000 Euro. Abzüglich der Einlagen der beiden Gesellschafter, der Wirtschafts- und Versorgungsbetriebe der Stadt und des Gewerbevereins, verbleibt ein Fehlbetrag von 23 000 Euro. Immerhin hat die Tourismus-Gesellschaft keine Bankverbindlichkeiten, wie Koster betonte.
Zuschüsse zurückgefahren
Als Gründe der Schieflage benannte der Geschäftsführer insbesondere gestiegene Personalkosten aber auch Mehrausgaben für Werbeaktionen und für die Teilnahme an Veranstaltungen. Gleichzeitig reduzierte sich der städtische Zuschuss für die Gesellschaft in den Jahren 2020 bis 2022 um 50 000 Euro. »Die Gesellschaft ist in den vergangenen Jahren chronisch unterfinanziert«, so der Geschäftsführer. »Hätte man den Zuschuss nicht reduziert, und wir hätten Rücklagen bilden können, wäre die jetzige Situation nicht eingetreten.« Dabei seien bereits die Wochenstunden des Personals reduziert worden. Das betreffe auch die Planungen für das kommende Jahr.
Koster stellte die Frage nach der Eigenständigkeit der Gesellschaft: »Die Tourismusabgabe dürfen wir nicht für laufende Kosten einsetzen. Zudem zahlen wir darauf 19 Prozent Umsatzsteuer, ebenso für den Personalkostenzuschuss der Stadt.« Als Vorschläge zur Verbesserung der finanziellen Situation nannte er unter anderem eine Erhöhung des städtischen Personalkostenzuschusses sowie vorerst die Streichung von Veranstaltungen im Alteburgpark wegen des enormen Aufwands und des finanziellen Risikos. Die Tourismusabgabe könne man auf Geschäftsreisende ausweiten. Darüber hinaus stellte der Geschäftsführer in den Raum, die Gesellschaft aufzulösen und in die Stadt zu überführen. Das würde weniger Verwaltungsaufwand bedeuten, und auch die Umsatzsteuer für Tourismusabgabe und Personalkostenzuschuss fielen weg. Letztlich führe man so die beiden derzeit getrennten Haushalte zum Betrieb des Vulkaneums und der Tourismus-Gesellschaft zusammen.
Zu Beginn seiner Ausführungen hatte Koster über die Entwicklung des Vulkaneums berichtet. Bis Ende August zählte man hier knapp 11 000 Besucher in diesem Jahr. »Damit haben wir das Ergebnis hinsichtlich Besuchern und Führungen des gesamten Jahrs 2022 fast schon erreicht«, so Koster. Die Bewertungen im Internet für das Vulkaneum und das Personal seien zu fast 100 Prozent »gut bis sehr gut«. Koster kündigte eine weitere Vulkantour an, die wie die bisherigen drei Varianten am Vulkaneum beginnen soll.
Übernachtungen leicht rückläufig
Bei den Übernachtungen in der Großgemeinde in Häusern mit mehr als zehn Betten zählte man vergangenes Jahr gut 55 000 Gäste und damit 42 Prozent mehr als 2021. Leicht rückläufig sei die Bilanz von Januar bis August diesen Jahres gegenüber 2022. Statistisch erfasst habe man in diesem Zeitraum 30 700 Gäste. Hier müsse man aber berücksichtigen, dass das frühere Landhaus Appel in Betzenrod seit Jahresbeginn als Unterkunft für Migranten genutzt werde.
Koster informierte weiter über die Beteiligung am Hessentag und weitere Großveranstaltungen. Für die Motorradtouristik habe man einen neuen Taschenführer aufgelegt und für die Touristische Arbeitsgemeinschaft (TAG) mehrerer Vogelsberg-Kommunen einen neuen Führer »Erlebnis Hoher Vogelsberg«. Abschließend wies der Geschäftsführer darauf hin, dass 70 bis 80 Prozent der Arbeitszeit des Touristik-Teams auf Gästeberatung in den Infostellen im Vulkaneum und auf dem Hoherodskopf sowie zur Angebotserstellung und administrativen Abwicklung entfielen.