»Wir wollen Lust aufs Theater wecken«

Als Kind in der Wasserburg - im Theater mit seiner Mutter. Bad Vilbels Bürgermeister Sebastian Wysocki erinnert sich noch ganz gut an seinen ersten Besuch der Burgfestspiele. Das hat ihn geprägt und deshalb setzt er sich als Kultur- dezernent besonders dafür ein, dass ein solches Theatererlebnis jedem Kind zu Teil werden kann.
Die aktuelle Burgfestspiel-Saison ist die erste, in der Sie als Kulturdezernent tätig sind. Wie schätzen Sie diese Aufgabe ein?
Für mich ist es die erste Saison als Kulturdezernent, deshalb trage ich in dieser Saison auch die Verantwortung für die Burgfestspiele. Das komplette Team um den Intendanten Claus-Günther Kunzmann hat ein fantastisches Programm auf die Beine gestellt.
Wie genau waren Sie als neuer Kulturdezernent in die Planung involviert?
Die künstlerische Freiheit liegt komplett beim Intendanten. Herr Kunzmann hat genug Erfahrung in diesem Feld. Die Kultur soll unabhängig bleiben. Wir standen in einem ständigen Dialog, welche Stücke wir anbieten können und wo wir das Interesse der Gäste der Burgfestspiele treffen können.
Was erwarten Sie sich von den diesjährigen Burgfestspielen, die zum ersten Mal ohne Corona-Einschränkungen daherkommen?
In erster Linie steht die Hoffnung, dass wir allen Besuchern unvergessliche Schauspiel- und Theatermomente bieten können. Ich persönlich wünsche mir eine erfolgreiche Festspielsaison und dass es die Schauspieler schaffen, ihre Begeisterungen für ihren Beruf an die Gäste weiterzugeben.
Welche Stücke werden Sie vielleicht besuchen?
Herr Kunzmann hat sich spannende Stücke ausgesucht. Mit »Monsieur Claude und seine Töchter« haben wir eine Inszenierung, die viele schon durch die Filme bekannt ist. Auch »Der Club der toten Dichter« ist primär durch den Film bei den Menschen im Gedächtnis präsent. Man kann gespannt darauf sein, wie es den Schauspielern gelingt, diese Filme auf der Bühne umzusetzen.
Wie empfinden Sie das Gastspielprogramm?
Mit den anderen Stücken und dem Gastspielprogramm sind wir dermaßen vielfältig aufgestellt, dass für jeden etwas dabei ist.
Erinnern Sie sich, wann Sie das erste Mal bei den Burgfestspielen waren?
Das genaue Jahr fällt mir nicht mehr ein, aber es war definitiv als Kind mit meinen Eltern. Meine Mutter war Arzthelferin, und damals gab es noch die Sondervorführungen für Ärzte und Apotheker. Da hat sie mich gefragt, ob ich nicht einfach mal mitkommen wolle.
Dies war dann der persönliche Anfang für eine nachhaltige Begeisterung am Theater und an den Burgfestspielen?
Definitiv. Seitdem habe ich jedes Jahr mindestens ein Stück besucht. Im Laufe der Zeit und im Erwachsenenalter habe ich dann jedes Stück gesehen.
Nun hat nicht jedes Kind das Glück, Eltern zu haben, die sich für das Theater interessieren. Was unternimmt die Stadt, damit diese Kinder auch zu den Burgfestspielen gehen?
Grundsätzlich muss gesagt werden, dass viele Kindergruppen bei den Vormittagsvorstellungen anwesend sind. Viele Kindergartengruppen und Grundschulklassen besuchen die Burg. Unsere Theaterpädagogik geht dabei in die Klassen und integriert die Begeisterung für das Theater in den Unterricht der Schüler. Jedes Kind geht in die Schule, daher ist auch dort der Ansatzpunkt, um das Interesse für das Theater zu wecken. Kultur gehört einfach zum Leben dazu, und wir versuchen den Kindern mit Besuchen über die Bildungseinrichtung dies näherzubringen. Ich denke, dies gelingt uns ganz gut.
Was ist mit Kindern von Eltern, die nicht gut situiert sind? Wie kann die Stadt diesen Kindern eine Teilhabe an den Burgfestspielen ermöglichen?
Ich denke, dass unsere Preise für das Kindertheater bereits sehr fair sind. Im Jahr 2012 haben die Burgfestspiele den Sozialfonds aufgelegt. Damit finanzieren wir Theaterbesuche für Kinder und Gruppen, die es sich sonst nicht leisten können oder würden. Wir wollen Lust und Neugier aufs Theater wecken und Teilhabe am kulturellen Leben ermöglichen.