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»Einzigartiges Modellprojekt«

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Von: red Redaktion

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Die Wetterauer Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik (M.) hat Zweite Vorstandsvorsitzende Nina Jäger (l.) und Einrichtungsleiterin Elzbieta Gette im Haus Atemzeit besucht. © pv

Wölfersheim (pm). Die Wetterauer Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik (SPD) hat kürzlich den Verein Haus Atemzeit in Wohnbach besucht. Im persönlichen Gespräch mit der Zweiten Vorstandsvorsitzenden Nina Jäger und Einrichtungsleiterin Elzbieta Gette konnte sie einen Einblick in die Arbeit des Vereins und der Einrichtung erhalten, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das Haus Atemzeit ist in einem Mehrfamilienhaus in Wohnbach zu finden. Dass dieses Mehrfamilienhaus eigentlich eine Intensivpflege-Einrichtung für schwerkranke Kinder und Jugendliche ist, werde auf den ersten Blick nicht deutlich. Doch genau diese ruhige und familiäre Umgebung sei gewollt.

Bis Ende Oktober 25 Familien betreut

Die Versorgung im Haus findet durch die »PflegeNest« Intensivpflege für Kinder und Jugendliche aus Gießen statt. Im Haus Atemzeit werden schwerkranke Kinder, die intensivmedizinische Versorgung benötigen, beatmet werden oder von einer Beatmung bedroht sind, nach der Geburt und nach dem Klinikaufenthalt - teilweise mit ihren Familien - aufgenommen. In häuslicher Atmosphäre sorgen die ausgebildeten Pflegekräfte mit Therapeuten und Pädagogen für eine ganzheitliche Betreuung rund um die Uhr.

Das Haus schließt die Versorgungslücke zwischen Kinderklinik und Zuhause, heißt es weiter. Das Team besteht derzeit aus 14 Mitarbeitern. Das Haus bietet Platz für sechs Familien gleichzeitig. 2022 waren es bis Ende Oktober 25 Familien, die betreut wurden. Die Betreuungszeit ist individuell und kann von wenigen Wochen bis zu eineinhalb Jahren andauern.

»Bei uns geht es nicht nur um Pflege. Wir verstehen unsere Arbeit als gesamtgesellschaftlichen Auftrag«, erklärt Jäger. »Wir sorgen für die Integration von Familien mit schwerkranken Kindern in die Gesellschaft. Deswegen treffen uns die aktuellen Krisen hart. Wir waschen bis zu sechs Mal täglich Wäsche, unsere medizinischen Geräte brauchen entsprechende Energieversorgung und unsere kleinen Patienten können wir natürlich nicht in kalten Zimmern unterbringen. Diese Situation bereitet uns Sorgen.«

Trotzdem versuche man, positiv nach vorne zu blicken, denn es gebe auch Projekte, die der Verein umsetzen wolle. »Im nächsten Jahr möchten wir unseren Garten barrierefrei ausbauen. In unserer Arbeit sind wir stark auf Einnahmen und Spenden angewiesen und daher auch immer auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern«, sagt Jäger.

»Unsere Arbeit geht weit über die reine Betreuung vor Ort hinaus. Eltern, deren Kind unvorhersehbar schwerkrank geboren wurde, benötigen die Möglichkeit zur Trauerarbeit. Sie müssen lernen und akzeptieren, dass das Familienleben nicht so laufen wird, wie sie es über die gesamte Schwangerschaft hinweg geplant haben. Bei uns können sich Familien zurückziehen und diesen Prozess durchmachen, während ihr Kind rund um die Uhr betreut ist. Die Eltern unserer Patienten lernen bei uns, die Bedürfnisse ihrer Kinder zu lesen. Zudem herrscht ein reger Austausch zwischen den Familien, sodass auch von den Erfahrungen anderer Eltern Schlüsse für die eigene Situation gezogen werden können. Wenn unsere Patienten nach Hause entlassen werden, dann oftmals so, dass die Familien keinen externen Pflegedienst mehr benötigen. Darauf sind wir sehr stolz«, sagt Gette.

»Die häusliche Umgebung und das liebevolle Personal sind hier wirklich beeindruckend. Wenn man das Haus von außen sieht und die Räumlichkeiten auf beiden Etagen kennenlernt, hat man überhaupt nicht den Eindruck, man wäre in einer Intensivpflege-Einrichtung«, sagt Pawlik. Dort werde mit viel Empathie und Fürsorge auf die Bedürfnisse der Familien, die sich in einer schweren Phase befänden, eingegangen.

Pawlik: »Das Haus Atemzeit ist ein einzigartiges Modellprojekt in unserer Region und ich bin froh und dankbar für die wertvolle Arbeit des Vereins. Die Schicksale berühren mich sehr und machen deutlich, wie wichtig die funktionierende Versorgung schwerkranker Kinder und ihrer Angehörigen auch nach dem Krankenhausaufenthalt ist.« Vor allem mit Blick auf die aktuelle Lage sei klar, dass man für noch mehr zielgerichtete Unterstützung der Einrichtungen sorgen müsse, die so relevant für die Gesellschaft seien.

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