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Keine Begeisterung für Pfad

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Gegenstand der Diskussionen zum neuen Naturerlebnispfad: der Tiefe Graben in Wölfersheim. © pv

Wölfersheim (pm). Die Gemeindevertretung hat die Errichtung eines Naturerlebnispfads zwischen Singberg und Lemberg beschlossen - mit 14 Jastimmen der SPD und 13 Enthaltungen seitens der Oppositionsparteien. »Das Abstimmungsergebnis zeigt, dass es diesen Pfad aus Sicht von Grünen, CDU und FWG nicht unbedingt hätte geben müssen«, heißt es von den Grünen.

Insbesondere um die Wegführung durch den Tiefen Graben sei gerungen worden. Für die Grünen sei es vor allem um den Schutz des Grabens gegangen, der wichtige Funktionen für die Frischluftversorgung der Ortslage und den Naturschutz habe. »Sehr überzeugend fanden wir das allein im Wölfersheimer Rathaus erstellte Konzept des Naturerlebnispfads nicht«, sagte Dr. Franz Grolig (Grüne). Kritischster Punkt sei die ursprünglich angedachte Wegführung durch die gesamte Länge des Tiefen Grabens gewesen. Auf der Südseite sollte eine Rutsche in den Graben hineinführen, nach 70 Metern im Graben sollte der Weg über ein Hangelseil wieder hinausführen.

»In der zweieinhalbstündigen Ausschusssitzung gelang es, den Weg auf eine Kreuzung des Tiefen Grabens an einer Stelle zu beschränken. Auf der einen Seite per Rutsche runter und gegenüber per Hangelseil wieder hinauf«, schreiben die Grünen. Der Opposition wäre es lieber gewesen, den Tiefen Graben gar nicht zu durchqueren, sondern nur zu umrunden, behauptete Grolig.

INFO: Kühle Frischluft für den Ort

In ihrer Pressemitteilung erörtern die Wölfersheimer Grünen aus ihrer Sicht wichtige Funktionen des Tiefen Grabens: Der circa 700 Meter lange und 30 Meter breite Geländeeinschnitt weise Lössboden mit hoher Wasserspeicherkapazität auf. Die dichte Vegetationsdecke - große Baumkronen und verschiedene Straucharten - vermindere das Austrocknen eines kleinen Rinnsals, das den Graben mit Feuchtigkeit versorge. Sträucher schwächten den Zutritt des Windes und verringerten so im Sommer den Wasserverlust. An heißen Tagen kühle sich die Luft dort durch das verdunstende Wasser ab, schreiben die Grünen. Diese kühle, schwerere Luft fließe nachts dem abfallenden Geländeprofil folgend in Richtung Ortslage und durch die Wassergasse bis in den noch tiefer liegenden Ortskern. Der Luftstrom aus dem Tiefen Graben trage wesentlich zur nächtlichen Abkühlung und zur Versorgung des Orts mit Frischluft bei. Der Strauchbestand am Rande der Baumgruppen des Grabens sei auch durch menschliche Eingriffe zurückgegangen. Zudem sei Totholz aus den Kronen entfernt worden, so die Grünen. Es bestehe die Gefahr, dass beide Faktoren eine abnehmende Bodenfeuchte bewirkten. Der Tiefe Graben könnte seine essenzielle Frischluftfunktion für die Ortslage verlieren, so die Sorge. pm

Auf Vorschlag der Grünen werden die 17 Stationen des Pfads noch um drei Elemente ergänzt: Die Lehrtafeln des bislang existierenden Naturlehrpfades sollen in den Erlebnispfad integriert werden. An einer zusätzlichen Station soll auf die Bedeutung von Totholz für die Biodiversität hingewiesen werden. An einer weiteren Station sollen verschiedene vulkanische Gesteine Thema sein, die den Untergrund des Singbergs bilden.

Die Wegsicherung im Tiefen Graben solle mit Rücksicht auf den Naturschutz auf das Wesentliche beschränkt werden, ein Schild solle auf eine »Nutzung auf eigene Gefahr« hinweisen. »Trotz Aufnahme dieser Vorschläge in das nun beschlossene Konzept fanden wir es nicht zustimmungsfähig«, sagte Grolig weiter. Wie die Grünen schreiben, sei die Beteiligung der Gemeindevertretung auf ein Minimum reduziert gewesen. Mit der Einladung zu den Sitzungen sei das Konzept erstmals bekannt geworden. Die Diskussion im Ausschuss sei gefolgt, drei Tage später dann der finale Beschluss. »Daher wird auch die im Ausschuss eingeforderte umweltpädagogische Umsetzung des Konzepts der Gemeindevertretung nicht mehr vorgestellt werden. Echte Beteiligung sähe anders aus«, heißt es von den Grünen.

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