Suche nach der besten Droge

Wölfersheim (pm). Drogenprävention mal anders: Bereits zum vierten Mal ist »Anna« jetzt an der Singbergschule in Wölfersheim zu Gast gewesen. Im März 2019 hatte die junge Frau den Schülerinnen und Schülern das erste Mal von ihrer Vergangenheit erzählt. Eine Vergangenheit, geprägt durch die Gewalt des Vaters und den Alkoholmissbrauch der Mutter. Eine Vergangenheit, in der sie keinen anderen Ausweg sah, als sich mit Drogen zu betäuben.
Sie rutschte vom Gymnasium ab und brach die Schule nach der achten Klasse ab.
Mit 20 Jahren fast gestorben
Auf der Suche nach der besten Droge, um sich zu betäuben und von der Welt abzuschotten, probierte »Anna«, wie sie sich nennt, so gut wie alles aus. Im direkten Austausch mit den Schülerinnen und Schülern sagte sie: »Fragt mich besser, was ich nicht genommen habe, dann sind wir schneller fertig.« Das ging so lange weiter, bis Anna mit 20 Jahren fast an ihrer Sucht gestorben wäre. Dann kam die Erkenntnis: So kann es nicht weitergehen.
Durch viel Willenskraft und den unerbittlichen Wunsch zu leben hat sie es mit mehreren Therapien und Entzügen schlieeßlich geschafft. Anna hat über den zweiten Bildungsweg ihren Abschluss nachgeholt und hat heute zwei abgeschlossene Ausbildungen. Sie nutzt ihre Erfahrungen nun, um Schulen beim Thema Drogen- und Suchtprävention zu unterstützen. »Ich erzähle einfach von meinem Leben und schaffe es so immer, einen ganz guten Draht zu den Jugendlichen aufzubauen«, berichtete sie. Die Schülerinnen und Schüler fühlten sich verstanden und öffneten sich.
Aufklärung in neunten Klassen
Aus diesem Grund haben die Singbergschule und die Jugendpflege 4.0 Anna auch in diesem Jahr wieder eingeladen. An drei Tagen besuchte sie insgesamt neun Klassen des Haupt-, Real- und Gymnasialzweigs der Jahrgangstufe 9. Die Schülerinnen und Schüler unterhielten sich mit ihr über Themen wie Drogen, Alkohol und Spielsucht, aber auch Schwierigkeiten im sozialen Umfeld.
Außerdem bot Anna an, in Einzelgesprächen über Problematiken und Ängste zu reden, die in der Klassengemeinschaft keinen Raum finden konnten. Des Weiteren organisierte die Schule einen InfoAbend für alle interessierten Eltern der Jahrgangstufe 9. Hier bestand die Möglichkeit, Anna kennenzulernen und Fragen, welche die Eltern beschäftigten, zu stellen. Die Jugendpflege 4.0 war durch Lisa Steinbrück, Franzi Müller-Lotz, Daniela Stelz und Tatjana Schöngen vertreten. Sie konnten gemeinsam mit Andreas Offermanns (Drogen- und Suchtbeauftragter der Singbergschule) über die Situation innerhalb der Schule sowie der Gemeinde Wölfersheim aufklären und über Angebote informieren.
Das Feedback der Eltern und Schülern war durchweg positiv, weshalb Anna 2024 wiederkommen soll.