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Verein »Atemzeit« von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgezeichnet

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Bundeskanzler Olaf Scholz, Schirmherr von »startsocial«, dankt dem Verein »Atemzeit« aus Wohnbach für die Unterstützung von schwerkranken Kindern und ihren Eltern. Nina Jäger, Zweite Vorsitzende (l.) und Einrichtungsleiterin Elzbieta Gette waren zur Preisverleihung in Berlin. © pv

Der Verein »Atemzeit« aus Wohnbach unterstützt schwerkranke Kinder und ihre Eltern auf dem Weg von der Intensivstation zurück in ein normlaes Leben. Ehrenamtliche helfen ihnen dabei.

Die wenigsten Familien wissen vorher, dass sie ein krankes Kind bekommen«, sagt Nina Jäger, Zweite Vorsitzende des Vereins »Atemzeit« und gelernte Krankenpflegerin für Anästhesie und Intensivmedizin. Das »Haus Atemzeit« in Wohnbach hilft schwerkranken Kinder und ihren Eltern nach einem Klinikaufenthalt und bereitet sie auf den Alltag zu Hause vor.

Die Eltern lernen unter anderem mit einer Beatmung oder mit einer Sonde umzugehen, wenn ihr Kind auf die Hilfsmittel angewiesen ist. In manchen Fällen müssen die Kinder von 0 bis 18 Jahren palliativ versorgt werden.

Ein Elternteil darf immer mit im Haus leben und lernt schrittweise und ohne Druck den Umgang mit seinem pflegebedürftigen Kind. Die medizinische Versorgung der kleinen Patienten übernimmt die Intensivpflege »PflegeNest« aus Gießen.

Die vier aktiven Vereinsmitglieder von »Atemzeit« helfen bei der Umstellung auf die neue Situation und organisieren die Anschlusspflege. Manche Kinder und ihre Eltern benötigen nur wenige Wochen zur Überbrückung, andere bleiben mehrere Monate, sagt Nina Jäger.

»Fünf Minuten Hilfe sind besser als zehn Minuten Mitleid«

»Fünf Minuten Hilfe sind besser als zehn Minuten Mitleid«, ist das Motto von Nina Jäger. Am schönsten sei zu erleben, wie die Kinder sich trotz Altersunterschied und vielfältiger Diagnosen und auch Altersprognosen gegenseitig beistehen würden. »Manchmal ist es wirklich der ganz Große, der nach dem Kleinen guckt. Oder der Kleine sitzt ganz dicht am Großen und auf einmal hält der Kleine dem Großen die Hand.« Das seien Erlebnisse, bei denen das ganze Haus für einen Moment den Atem anhalte, sagt Jäger.

Die Versorgungslücke beim Übergang von der Intensivstation nach Hause veranlasste Anett Wiese, Erste Vorsitzende, 2016 zur Gründung des Vereins und zum gleichnamigen »Haus Atemzeit«. Als gemeinnütziger Verein ist »Atemzeit« auf Spenden angewiesen. Das Ausnahmeprojekt wurde gut aufgenommen. Schnell waren die sechs zur Verfügung stehenden Plätze belegt.

Vor einigen Monaten stieß Nina Jäger auf das Coaching-Programm von »startsocial«. Dabei handelt es sich um einen Verein, der selbst wiederum soziale ehrenamtliche Initiativen fördert. Schirmherrin war zu Amtszeiten Angela Merkel. 2022 übernahm Bundeskanzler Olaf Scholz das Amt. Und tatsächlich erhielt »Atemzeit« als eine von bundesweit 100 Initiativen ein Förderstipendium.

Zwei Experten aus der Wirtschaft begleiteten vier Monate lang den Verein: Nikolas Gauer vom Softwareunternehmen SAP und Annette Schneider von der Deutschen Bank. Sie besuchten das »Haus Atemzeit« und tauschten sich wöchentlich mit dem Vorstand aus. Gemeinsam entwickelten sie einen Fragebogen für die Eltern. Heraus kamen Fragen zur Belastung durch die Diagnose und die Situation, zur gefühlten Kompetenz im Umgang mit dem pflegebedürftigen Kind und zur Zufriedenheit mit seiner motorischen und kognitiven Entwicklung. Am Anfang, etwa in der Mitte und am Ende des Aufenthalts werden die Eltern befragt.

Bundeskanzler dankt für die Arbeit

»Atemzeit« schaffte es in die Top-25-Auswahl und wurde zur Preisverleihung nach Berlin eingeladen. Bewertet wurden die Stipendiaten laut »startsocial« anhand des erzielten Fortschritts während der Beratung und einiger weiterer Kriterien.

Die Preisverleihung habe sie sehr beeindruckt, sagt Nina Jäger. Zusammen mit der Einrichtungsleiterin Elzbieta Gette wurde sie im Allianz Forum gegenüber des Brandenburger Tors geehrt. Besonders freute sich Jäger, die anderen Vereinsvertreter persönlich kennenzulernen, die sie bisher nur von Online-Workshops kannte.

Die konkrete Preisverleihung ohne Rahmenprogramm habe etwa eine Stunde gedauert. Genauso lange sei auch Bundeskanzler Olaf Scholz dagewesen. Bodyguards hätten ihn zwar gut im Auge behalten, dennoch habe jeder ein paar Worte wechseln und ein Foto schießen dürfen. Nina Jäger: »Der Bundeskanzler hat uns für unsere Arbeit gedankt und weiterhin viel Glück und viel Erfolg für unsere Initiative gewünscht.«

Info: Was macht der Verein »startsocial«?

Der Verein »startsocial« fördert ehrenamtliches soziales Engagement und schreibt jährlich einen Wettbewerb aus, bei dem bundesweit 100 Stipendien vergeben werden. Die ausgewählten Initiativen erhalten eine viermonatige kostenlose Beratung durch zwei Profis aus der Wirtschaft. Die 25 herausragendsten Initiativen werden wiederum auf einer Preisverleihung geehrt.

Hauptförderer des Wettbewerbs sind die Unternehmen Allianz, Amazon Deutschland, Deutsche Bank, SAP, ProSiebenSat.1 Media und McKinsey & Company.

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