Wetterauer Zuckerrübenanbauer sind noch glimpflich davongekommen

Groß war das Interesse am 22. Wetterauer Rübentag, der am Freitag in der Berstädter Mehrzweckhalle abgehalten wurde. Die Landwirte haben ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter sich.
Etwa 150 Mitglieder des Verbands Wetterauer Zuckerrübenanbauer (VWZ) waren gekommen, um sich über die Gesamtbewertung der Anbaukampagne 2022 aus dem Blickwinkel ihrer Verbandsspitzen sowie der Südzucker AG als Partner und Zentrum der Verwertung zu informieren.
Zusammengenommen stehen die Produzenten der Wetterau für eine Anbaufläche von rund 5000 Hektar, wobei die sommerliche Trockenheit, Schädlingsbefall, gehobene Anforderungen an den Pflanzenschutz, politische Maßgaben sowie die vehement gestiegenen Dünge- und Energiekosten die Produzenten 2022 vor große Herausforderungen stellten. Dies betonten alle Redner, angefangen von Dr. Matthias Mehl als Vorsitzendem des VWZ und Geschäftsführerin Marie-Christin Mayer über die Südzucker-Repräsentanten Dr. Rainer Schechter, Moritz Vorholzer und Jan-Peter Loth bis hin zu Eckhard Baumgarten, Geschäftsführer des Maschinenrings Wetterau.
Kurzgefasst lässt sich die Kampagne so darstellen: Der Ertrag an Zuckerrüben pro Hektar lag im Jahr 2022 bei 71,7 Tonnen (Fünfjahresdurchschnitt: 76,7 Tonnen, Vorjahr: 91,7), der Zuckergehalt bei 16,5 Prozent (Fünfjahresdurchschnitt: 17,9 Prozent, Vorjahr: 17,6). Während sowohl die Zahl der Anbauer in der Wetterau als auch die Anbaufläche leicht angestiegen ist, fielen Erträge und Zuckergehalt niedriger aus. VWZ-Vorsitzender Mehl (»Die Wetterau steht zur Zuckerrüber«) betonte jedoch, im Vergleich zum von der Sommertrockenheit noch stärker gebeutelten Süden Deutschlands seien die Wetterauer Anbauer dank der im Winter 2021/22 aufgefüllten Wasservorräte sowie der ab Ende September einsetzenden ergiebigen Regenfällen glimpflich davongekommen.
Auch VWZ-Geschäftsführerin Marie-Christin Mayer unterstrich den guten Beginn der Kampagne mit einem warmen März und wenig Frostschäden trotz später Kälte im April. Die heißen Sommertage hätten jedoch das Rübenwachstum fast zum Erliegen gebracht, Fäulnis durch Pilz- und Rostbefall sowie die Blattfleckenkrankheit Crecospora hätten den Ertrag weiter dezimiert. Die herbstlichen Regenfälle führten zu einer regional sehr unterschiedlichen Erholung.
Mit im Schnitt 103 Verarbeitungstagen sei die Kampagne deutlich kürzer gewesen als die Spanne von 124 Tagen im Vorjahr, sagte Schechter, Vorstandsvorsitzender der Division Zucker bei Südzucker. Er ließ Umsätze und operative Ergebnisse in den Unternehmenssegmenten Revue passieren. So konnten die Umsätze in den Segmenten Zucker, Spezialitäten, Crop-Energies, Stärke und Frucht zulegen. Gefährdet wurde diese Entwicklung durch signifikant höhere Rohstoff-, Verpackungs- und Energiekosten, so Schechter.
Er berichtete, die Zuckerfabriken seien in Sachen Energie trotz der Krise gut auf die Kampagne vorbereitet gewesen, unter anderem durch Umbaumaßnahmen in Sachen Energieeffizienz sowie Vorsorgemaßnahmen, die auch in der kommenden Kampagne greifen würden. Die Zuckerrübe sei und bleibe Basis der Unternehmens Südzucker.
Moritz Vorholzer betonte als Leiter der Rohstoffabteilung, man gehe gut gerüstet in den Rübenanbau 2023. Er ließ Einzelzeiten zu den Abrechnungsverfahren sowie den Bezug von Saatgut folgen.
Danach referierte Michael Lenz vom Pflanzenschutzdienst über neue Methoden, um Erkrankungen der Rübe und ihrer Blätter richtig einzuschätzen, ihnen vorzubeugen und sie zu bekämpfen. Sortenempfehlungen für die kommenden Anbaujahre sprach Axel Siekmann von der AG Südwest 7 von Südzucker aus.
386 Anbauer
Der Verband Wetterauer Zuckerrübenanbauer (VWZ) mit Sitz in Friedrichsdorf ist ein Zusammenschluss von 386 Zuckerrübenanbauern, die rund 5000 Hektar Anbaufläche bewirtschaften: von Alsfeld über Büdingen und Frankfurt bis zum Limburger Backen. Ernte und Transport der Rüben werden seit 25 Jahren durch bäuerliche Maschinengemeinschaften organisiert.
Der VWZ wurde 1981 nach Schließung und Übernahme der Aktienzuckerfabrik Wetterau in Friedberg durch Südzucker von den rübenanbauenden Landwirten als Verein gegründet. Der Verband vertritt die Interessen der Mitglieder durch Förderung des Anbaus und der Verwertung von Zuckerrüben. Es besteht im süddeutschen Verbund eine enge Partnerschaft mit der Südzucker AG Mannheim. im