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Wo in der Wetterau Quinoa wächst

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Johannes Grenzebach (l.) und Simon Weiss haben die Firma »Mudda Natur« gegründet. Sie vermarkten Quinoa-Produkte, die Pflanze bauen sie selbst an. © pv

Zuerst war es ein halber Hektar. Inzwischen sind es 15. Seit sechs Jahren baut der Wohnbacher Landwirt Johannes Grenzebach neben herkömmlichem Getreide Quinoa an - mit großem Erfolg.

Wann er zum ersten Mal Quinoa gegessen hat? Johannes Grenzebach erinnert sich noch gut: in Barcelona, vor zehn Jahren ungefähr - als Salat mit Avocado.

Damals hätte er nicht gedacht, dass er die aus Amerika stammende Pflanze einmal auf seinen Äckern in Wohnbach anbauen würde. Doch: Seit nun sechs Jahren gehört Quinoa auf den heimischen Feldern ebenso dazu wie Weizen und andere Getreidesorten. Gemeinsam mit Simon Weiss, einem Freund aus der Studienzeit, hat er sich selbstständig gemacht. Der Name der Firma: »Mudda Natur«.

Neben Anbau und Saatgutverkauf vermarkten die beiden ihre Quinoa-Produkte: Außer purem Quinoa gibt es u.a. Vollkornnudeln aus Quinoa (»Darauf sind wir besonders stolz, weil weltweit einzigartig.«). Oder Quinoa-Puffs (eine Süßigkeit, vergleichbar mit Puffreis). »Es geht von süß bis ins Herzhafte«, sagt Grenzebach.

Und: Im Hinblick auf den Anbau ist Quinoa »eine Superpflanze«, wie der 30-Jährige sagt. Einmal wegen des geringen Wasserbedarfs: »Für eine Tonne Quinoa brauche ich zwei Drittel weniger Wasser als für eine Tonne Weizen.« Gerade weil die Sommer immer trockener würden, käme man in absehbarer Zeit mit den hier herkömmlich angebauten Kulturen an deren Grenzen. Demgegenüber stehe allerdings der Ertrag: Ein Hektar Quinoa-Ackerfläche ergebe letztlich eine Tonne. Bei Weizen seien es etwa neun Tonnen, sagt Grenzebach.

Doch ein weiterer Vorteil von Quinoa: »Wir benötigen keinen Pflanzenschutz. Es gibt nicht mal einen für Quinoa.« So ist es etwa für pilzliche Erreger extrem schwer, die Pflanze zu befallen, da Quinoa eine dicke Wachsschicht hat, erklärt Grenzebach. »Beeindruckend ist auch, wie viel Leben im Quinoa-Acker ist. Tausende Marienkäfer sind dort. Wir nennen sie die Blattlausfeuerwehr.«

Die Pflanze ist schon vor über 5000 Jahren in den Anden angebaut worden, und seither gilt Quinoa als ein Hauptnahrungsmittel.

Südamerika ist auch noch heute das Hauptanbaugebiet. Doch auch in Deutschland wird die Pflanze seit einiger Zeit vermehrt angebaut.

Johannes Grenzebach kam über ein Praktikum während seines Bachelor-Studiums das erste Mal mit dem Anbau in Berührung. »Ich habe damals jemanden kennengelernt, der sich an Quinoa gewagt hat.«

Nach dem Bachelor hat Grenzebach seinen Master an der JLU Gießen in Agrarwissenschaften gemacht - und seine Abschlussarbeit über Quinoa geschrieben (inklusive eigener Forschung, indem er Sorten angebaut und u.a. gekreuzt hat).

Dass er einmal den landwirtschaftlichen Familienbetrieb (der schon im 13. Jahrhundert erwähnt wurde) weiterführen will, steht schon lange fest, sagt er. Aber noch nicht immer. Als junger Erwachsener hatte er diese Phase: »Zwischenzeitlich habe ich alles hinterfragt, wollte raus, war viel auf Reisen.« Doch dadurch habe er gemerkt, wo er hingehöre. »Bauer sein, etwas zu erschaffen, ist einfach in mir. Ich kann das nicht ablegen. Die schönste Reise war deswegen das Heimkommen.«

Und weil er »ein wissbegieriger Mensch« ist, hat er sich dazu entschieden, vor der praktischen Arbeit auf dem Hof sein Wissen durch ein Studium zu vertiefen.

Gut geeignet in der Fruchtfolge

Vor sechs Jahren haben er und Simon Weiss sich selbstständig gemacht. Am Anfang haben sie einen halben Hektar Quinoa angebaut, inzwischen sind es 15. Hinzukommen Geschäftspartner in anderen Bundesländern - »wenn wir bspw. eine Dürre in der Wetterau haben, heißt das nicht, Thüringen ist auch betroffen.«

Geschäftspartner Weiss kommt aus Stuttgart, hat aber ein Zimmer auf dem Hof in Wohnbach. Weiss ist bei »Mudda Natur« hauptsächlich für die kaufmännischen Prozesse zuständig, Grenzebach ist der Landwirt im Team.

Landwirtschaftlich gesehen hat Quinoa noch einen weiteren großen Vorteil, sagt Grenzebach: »Er ist ein Superglied in der Fruchtfolge.« Quinoa wird im August geerntet, im Oktober wird Weizen ausgesät. Wenn der auf demselben Acker ausgesät wird, sagt Grenzebach, hat er die höchsten Erträge.

Bei der Quinoa-Vermarktung kommt den beiden die Zeit zugute: Seit einigen Jahren wird die Pflanze auch hier immer bekannter und beliebter. Die Oma von Johannes Grenzebach, die jeden Mittag für die Familie kocht, hat Quinoa in den Speiseplan aufgenommen. »Und morgens mache ich es ins Müsli«, sagt Grenzebach - Quinoa ist eben »ein echter Tausendsassa«.

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