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»Das hier bist du, Nina«

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Nina Bilinszki ist nebenberuflich als Autorin im »New Adult«-Genre unterwegs. © pv

Wöllstadt (bf). Nina Bilinszki schreibt seit ihrer Kindheit. Fan Fiction am Anfang, damit war sie viele Jahre glücklich. Erst 2017 hat sie sich gedacht, sie macht aus ihrem Hobby mehr und schickt ein Manuskript an Verlage. Ein paar Tage später hatte sie einen Vertrag mit dem »Forever«-Verlag aus der Ullstein-Gruppe in der Tasche. Zehn Bücher sind seitdem von ihr erschienen, entstanden auf ihrem Sofa in Wöllstadt - bewusst getrennt von ihrem »hauptberuflichen« Schreibtisch.

Haben Sie je mit dem Gedanken gespielt, das Schreiben zum Hauptberuf zu machen?

Tatsächlich bin ich ein »Zerdenker« - ich würde mir viel zu viel Druck machen, wenn ich ausschließlich vom Schreiben leben müsste. So habe ich die Sicherheit eines Vollzeitjobs und kann ganz glücklich und entspannt jeden Morgen vor der Arbeit ein bis anderthalb Stunden schreiben. Dann habe ich den Kopf frei dafür. Und wenn ich mich mal in der Geschichte verrannt habe, keine Eingebung oder schlicht keine Lust habe, dann bleibt der Laptop auch mal zu. Aber grundsätzlich passiert das bei mir selten - an so etwas wie »Schreibblockaden« glaube ich nicht.

Mit »No Waves Too High« ist der letzte Band einer Trilogie herausgekommen, die wie Ihre anderen Bücher dem »New Adult«-Genre zugeordnet werden, greifen also die Lebens- und Gedankenwelt junger Erwachsener auf. Wie gelingt es Ihnen, die Themen und den Ton zu treffen?

Ich kann mich noch sehr gut an meine eigenen Zwanziger und die damit verbundene Findungsphase erinnern. Zum Beispiel wie man mit Gefühlen umgeht oder was man beruflich machen möchte. Heute ist mein Freundeskreis sowohl privat als auch unter den anderen Autorinnen und Autoren sehr divers, da ist quasi jedes Alter dabei. Und wir unterhalten uns natürlich viel über solche Themen. Manchmal sagt jemand in unserer Runde, wenn etwas Besonderes oder Lustiges passiert ist: »Stimmts, Nina, das merkst du dir doch jetzt für eines deiner Bücher?«

Ist also auch viel Autobiografisches dabei?

Eigentlich versuche ich, mich da sehr zurückzunehmen. Aber natürlich verarbeite ich Kleinigkeiten aus dem Alltag oder unbewusst Charakterzüge von mir oder aus meinem Umfeld. Meine Freunde erkennen genau »Das hier bist du, Nina«, wenn sie so eine Stelle lesen. Bei dieser Reihe verarbeite ich den Tierschutzgedanken, der mir persönlich so sehr am Herzen liegt. Den Ursprung hat der erste Band, als ich 2019 die Berichte zu australischen Buschbränden und die Bedrohung der Koalas gesehen habe. Das hat mich sehr berührt, seitdem habe ich auch einen Koala adoptiert.

In »No Waves Too High« geht es um den Schutz des Lebensraumes der Haie, verbunden mit der Geschichte um Surferin Alicia, die nach einem Haiangriff Panikattacken hat und Hilfe bei Haiforscher und -schützer Ethan sucht. Und die Liebe findet.

Wie schaffen Sie es, solche ernsten Themen mit der Leichtigkeit einer Liebesgeschichte zu verbinden?

Ich glaube fest daran, dass die Geschichte und mein Anliegen mehr Menschen erreicht, wenn man es leicht verpackt und damit zugänglicher macht. Zum Beispiel mit einem Wohlfühlsetting an einem schönen Ort und einer Clique, die versteht, hilft und auch mal lustige Sprüche reißt. Dann kann ich auch viel Wissen darin verpacken, hier eben mit vielen Klischees rund um Haie aufräumen. Und meine sympathischen Tierretter-Jungs, wie ich meine Protagonisten nenne, können die Leserinnen und Leser vielleicht für Tierschutz interessieren. Wenn diese sich unterhalten fühlen und danach noch darüber nachdenken, auch nur eine kleine Sache in ihrem Verhalten zu ändern, das wäre doch toll.

Warum Haie?

Haie haben mich einfach schon immer fasziniert, weil sie so schöne und kraftvolle Tiere sind. Dann habe ich vor einigen Jahren die Dokumentation »Seaspiracy« auf Netflix gesehen, in der es um die Auswirkungen des Menschen auf die Meeresbewohner geht. Das wollte ich zum Thema in einem Buch machen.

Warum Australien?

In meinem Freundeskreis ist jemand für ein Work-and-Travel-Jahr nach Australien gegangen, hat sich dort verliebt und ist dort geblieben. Das ist doch die »Real Life New Adult«-Geschichte schlechthin! Auch die Probleme rund um so ein Jahr und dass man nicht so einfach in Australien bleiben kann, habe ich so mitbekommen. Das fand ich spannend für die Liebesgeschichte. Und den Ort Eden habe ich tatsächlich gewählt, weil er am Meer liegt und genau zwischen drei Nationalparks. Perfekt für meine Geschichte.

In den nächsten Monaten stehen einige Lesungen in Ihrem Terminplan - Stress neben dem Job?

Gar nicht, ich habe da unheimlich Spaß daran. Ich bin total gerne unterwegs und treffe Menschen. Der direkte Austausch mit meinen Leserinnen und Lesern ist für mich sehr wertvoll, weil das Schreiben an sich ja ein »einsamer« Beruf daheim am Schreibtisch ist. Dass man sich dann trifft, macht es so »real«. Und ich habe keinen Druck, eine bestimmte Menge schreiben zu müssen, weil ich erst mal keine Deadlines mehr einzuhalten habe. Ich bin gerade mitten in einer kreativen Phase für ein neues Projekt und habe bereits alles fertig, was dieses Jahr noch erscheint.

Auf was dürfen sich die Gäste bei der Lesung in Alsfeld freuen?

Wir machen einen »Romance Talk« zu dritt, also die Autoren Andreas Dutter, Lilly Lucas und ich, alle im New-Adult-Genre vereint. Wir lesen nur kurze Ausschnitte aus unseren Büchern und bieten ansonsten eine Talkrunde aus gegenseitigen Fragen und Spielen, natürlich mit Beteiligung unseres Publikums. So wird das Ganze locker und kurzweilig.

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