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Für Wöllstadt aufgeopfert: Ehrenbürgermeister Alfons Götz verstorben

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Lächelnd, mit der Pfeife in der Hand: So kannte man den Bürgermeister Alfons Götz. ARCHIV © SDA

Am Mittwoch ist Alfons Götz, Ehrenbürgermeister der Gemeinde Wöllstadt, im Alter von 76 Jahren gestorben - zu Hause im Kreise der Familie.

Eigentlich hätte Alfons Götz an diesem sonnigen Novembertag vor zehn Jahren ins Krankenhaus gemusst. Die lädierte Hüfte bereitete ihm große Schmerzen. Doch Götz blieb standhaft. Beim ersten Spatenstich für die Ortsumgehung hätte er nicht fehlen können. Ausgeschlossen. Für »sein« Wöllstadt hat er sich aufgeopfert.

Bis zuletzt lebte Götz in dem Haus in Ober-Wöllstadt, das sein Großvater vor über 100 Jahren mit eigenen Händen erbaut hatte. Die Tafel mit dem eingemeißelten Titel »Ehrenbürgermeister« hängt dort seit seiner Verabschiedung im Jahr 2013. Ganze 18 Jahre war der Ober-Wöllstädter Rathauschef mit Leib und Seele. »Ich gestehe, dass ich gerne Bürgermeister bin«, sagte er einmal - um sogleich anzumerken: »Wer das nicht gerne macht, der wird von den Problemen erschlagen.«

Götz war beliebt, ein Kümmerer. Einmal stieg er freitagnachts in den Keller des Rathauses, um einem Bürger Gelbe Säcke zu besorgen. Seine Wahlkämpfe gewann er alle souverän. Es wurde schon damals viel gestritten in Wöllstadt, doch persönliche Anfeindungen gab es in der Ära Götz selten - auch ein Verdienst von ihm, dessen Bescheidenheit und Bodenständigkeit ankamen.

Eigentlich wollte er Landwirt werden. Er ging dann doch auf die Handelsschule in Friedberg, machte eine kaufmännische Lehre in Frankfurt, später studierte er Betriebswirtschaft und arbeitete viele Jahre bei Vergölst in Bad Nauheim. Doch die Kommunalpolitik holte ihn ein. Kein Wunder: Der Vater Karl Heinrich Götz war von 1948 bis 1972 Bürgermeister von Ober-Wöllstadt und Alfons’ Weg wohl doch vorgezeichnet. Es heißt, dass sein Vater aus der Gemeinderatssitzung geholt werden musste, als sich der Sohnemann am 6. April 1946 ankündigte. Seine Tante Maria Brauburger hatte ein Jahr zuvor als einzige Frau das Gründungsprotokoll der CDU im damaligen Kreis Friedberg unterzeichnet. Als Spross einer wertkonservativen Familie kam für ihn ebenfalls nur die Union infrage. 1990 ging er in die Politik. Nur fünf Jahre später wurde er das erste Mal zum Rathauschef gewählt.

Seitdem verging wohl nicht ein Arbeitstag im Leben des »24-Stunden-Bürgermeisters«, an dem er sich nicht mit der Ortsumgehung beschäftigte. »Ich war sechs Jahre, als mein Vater mir den Grasweg zeigte und erklärte, dass dort eine Umgehung entstehen soll«, erzählte er. Erst sechs lange Jahrzehnte später war die Straße da - was ohne Alfons Götz wohl nicht der Fall gewesen wäre. »Mein größter Nachteil ist die Ungeduld«, bekannte er im Interview mit dieser Zeitung. Hier war sie von Vorteil: Götz blieb hartnäckig (mancher würde sagen penetrant), er konfrontierte Landes- und Bundespolitiker oder die Mitarbeiter in den Ministerien regelmäßig mit den Problemen der vom Verkehr geplagten Anwohner. Die Umgehungsstraße wurde gebaut - und Götz konnte verkünden: »Meine Arbeit ist getan.«

Aus dem Tagesgeschäft seines Nachfolgers Adrian Roskoni, den er Jahre zuvor ins Bauamt geholt und ihm das Büro neben seinem gegeben hatte, hielt er sich heraus. Auf Kreisebene engagierte sich Götz weiter, blieb im Kreistag und führte die Senioren-Union.

Ein wenig mehr Zeit für seine Lieben blieb trotzdem. Für Ehefrau Elke, die ihm immer den Rücken freihielt, die vier Söhne und fünf Enkelkinder. »Wer nicht im Einklang mit der Familie lebt, hat ein Problem. Das ich Gott sei Dank nie hatte«, bekannte Götz in dieser Zeitung.

Freude empfand der Pensionär auch für seine Pferde. Einst ritt er selbst, war erfolgreich bei Turnieren. Später interessierte er sich für die Zucht der Tiere, blieb dank Internet gut informiert. Im Stall auf dem Friedberger Marienhof, den sein Sohn Christian gepachtet hat, hatte er immer ein Lächeln auf den Lippen. So wird man ihn in Erinnerung behalten.

Requiem in der Kirche

Als sein Vater starb, organisierte Alfons Götz eine große Beerdigung für den früheren Bürgermeister. »Es war ihm damals wichtig, dass viele kommen konnten«, erzählt sein Sohn. Das wolle die Familie auch für ihn. »Jeder, der möchte, soll Abschied nehmen können.« Am Freitag, 25. November, beginnt um 11 Uhr ein Requiem in der katholischen Kirche. Danach wird in die Mehrzweckhalle eingeladen.

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