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Vom Feld in die Flasche

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Christian Wanka zeigt Rapssaat, die in die Presse kommt.
Christian Wanka zeigt Rapssaat, die in die Presse kommt. © Nicole Merz

Seit Kurzem pressen Christian Wanka und seine Familie ihr eigenes Rapsöl. Dazu haben sie auf dem landwirtschaftlichen Hof in Ober-Wöllstadt einiges umgebaut. Und Christian Wanka hat noch eine Menge Pläne.

Die ersten 200 Liter waren schnell vergriffen. Die Presse war gerade auf dem Hof der Familie Wanka in Ober-Wöllstadt eingetroffen, aufgebaut und eingeweiht. Und die Nachfrage nach dem Wetterauer Rapsöl war sofort groß. Rund 600 Kilogramm Rapssaat hat Christian Wanka für die erste Ladung gepresst. »Drei Kilo davon braucht man für einen Liter Rapsöl.« Der 20-Jährige ist im landwirtschaftlichen Familienbetrieb für das Projekt Rapsöl federführend zuständig - die Arbeit wird aber auf die ganze Familie aufgeteilt.

Vergangenes Jahr haben Wankas damit angefangen, ihr eigenes Öl zu pressen und zu verkaufen. Die Idee dazu hatten sie aber schon ein wenig länger, erzählt Mutter Heidi Wanka. Bei einem Ausflug nach Amorbach im Odenwald vor zwei Jahren berichtete ein Mitglied des dortigen Gartenbauvereins von seiner Weinpresse - und dass man damit auch Rapsöl pressen könne.

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Christian Wanka füllt das Öl in die Flaschen. © Nicole Merz

Damit war die Idee quasi in den Köpfen der Wankas. Zumal sie auf ihren Feldern ohnehin Raps anbauen (neben Zuckerrüben, Weizen und Gerste). Normalerweise, erklärt Hofbetreiber und Vater Markus Wanka, wird jedoch die komplette Ernte an Großhändler verkauft. »Aber wir haben uns schon gefragt: Was können wir aus unseren Rohstoffen noch gewinnen?«, sagt Christian Wanka.

Der 20-Jährige, der schon lange in der Landwirtschaft mitarbeitet, hat sowieso viele Ideen. Vergangenes Jahr initiierte er einen Saisongarten in der Gemeinde, auf dem sich Wöllstädter ein Beet zum Anbauen von Gemüse und Obst mieten konnten. Wanka machte das Areal und die Parzellen zurecht und kümmerte sich den Sommer über, dass alles klappte.

Daneben begannen er und seine Eltern mit den ersten Rapsöl-Herstellungen. »Wir haben Platz geschaffen und in die Ausrüstung investiert.« Auf dem Hof haben sie den ersten Stock der Scheune umgebaut für die Ölherstellung. Dort steht die Presse, dort lagert die Rapssaat aus dem vergangenen Jahr, dort stehen die Flaschen, die mit Öl befüllt und mit Etiketten beklebt werden (die Christian Wanka mit der Hilfe seiner Tante selbst gestaltet hat - ebenso wie die Plakate am Ortseingang).

Dadurch, dass Wankas noch Rapssaat eingelagert haben, konnten sie das ganze Jahr über Öl produzieren. Das sei gut gewesen, da die Nachfrage nach dem regionalen Produkt schnell gestiegen sei. »Wir haben seit vergangenem Sommer ungefähr 2500 Flaschen verkauft.«

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Beim Pressen entsteht der Presskuchen: Pellets, die Viehfutter sind. © Nicole Merz

Zurzeit steht der Raps in voller Blüte, noch ein bis zwei Wochen etwa. Geerntet wird im Spätsommer, erklärt Christian Wanka. »Je nach Wetterlage schon Mitte Juli.« Der Raps blüht dann längst nicht mehr. In seinen trockenen Schoten stecken die schwarzen Körner, die Rapssaat, die in die Presse kommen. Nach der Ernte wird der Raps mit einem großen, feinkörnigen Sieb gereinigt. Die Rapssaat wird dann in sog. Big bags (600-Kilo-Säcke) gefüllt. In Säcke, damit diese über die Presse gehängt werden und die Rapssaat hineinfließen kann. »Das dauert 80 Stunden.«

Neueste Kreation: Knoblauch und Chili

Heraus kommen zwei Produkte: auf der einen Seite das Öl, auf der anderen Seite der sogenannte Presskuchen - Raps-Pellets, die als Viehfutter genutzt werden. »Wir bringen es einem befreundeten Bauer in Assenheim, der damit seine Milchkühe füttert.« So gehe nichts in dem Produktionsprozess verloren.

Bisher kann das Öl bei Wankas direkt gekauft werden sowie in manchen Hofläden in der Region. Die Flaschen können auf dem Hof wiederbefüllt werden.

»Ein Stück weit ist es noch ein Hobby«, sagt Christian Wanka. »Momentan sind wir noch im Minus« - vor allem wegen der Investitionskosten. Doch Wanka hat noch viele Pläne. Seine neuesten Ideen: Knoblauch- und Chili-Rapsöl - beim Experimentieren mit einem Freund entstanden, der Koch ist.

An zwei der Rapsfelder habe ein Imker zudem seine Bienenvölker stehen. Sie produzieren Rapshonig (weißer Honig).

»Ich bin ständig dran, nach neuen Sachen zu schauen«, sagt der 20-Jährige. Sieben Tonnen Raps hat er seit vergangenem Sommer verpresst. Sechs stehen noch in der Scheune - genug, um bis zur nächsten Ernte die Wetterau weiterhin mit regionalem Rapsöl zu versorgen.

Noch steht der Raps in voller Blüte.
Noch steht der Raps in voller Blüte. © Nicole Merz

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