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Zeitreise nach 1944: Büdinger Gaststätte ist Hauptmotiv des »Tatorts«

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Die drei Schauspieler des neuen »Tatorts«, für den jetzt die Dreharbeiten laufen (v.l.): Ludwig Simon, Barbara Philipp und Ulrich Tukur. Tukur trägt einen originalen Nadelstreifenanzug aus 1938. Simon und Philipp haben erst abends Dreharbeiten, weswegen sie noch nicht in ihre Kostüme geschlüpft sind. © Rebecca Fulle

Eine von insgesamt fünf Dreh-Wochen wird das »Tatort«-Team in Büdingen unterwegs sein. Eine Gaststätte in der Nähe des Schlosses konnte sich gegen zahlreiche andere Gasthäuser durchsetzen.

Wenn Ulrich Tukur in seiner Rolle als Felix Murot vor die Kamera tritt, ist es wieder Zeit für einen »Tatort« des Hessischen Rundfunks (HR). Genauer gesagt Zeit für einen ungewöhnlichen »Tatort«, so wie das bei Murot häufiger der Fall ist. »Ein typischer Murot eben«, sagt HR-Redakteur Jörg Himstedt bei einer Pressekonferenz im Hessenpark. Bei den jetzigen Dreharbeiten verschlägt es Hauptkomissar Murot vom Landeskriminalamt (LKA) Wiesbaden, unter anderem in die östliche Wetterau nach Büdingen.

Später Prozess für Kriegsverbrecher

Inhaltlich geht es um einen Kriegsverbrecher, Hagen von Strelow, dem der späte Prozess gemacht werden soll. Der 103-Jährige befindet sich auf dem Flug von Südamerika nach Frankfurt. Von Strelow versetzt sich in dem »Tatort« in sein jüngeres Ich zurück und lässt seine Vergangenheit Revue passieren.

Daher spielt ein Großteil des »Tatorts« im Jahr 1944. In die Rolle des jungen von Strelow schlüpft Ludwig Simon. Kommissar Rother wird gespielt von Ulrich Tukur, und Barbara Philipp spielt Else, die im Gasthaus als Köchin arbeitet. Parallel dazu gibt es mehrere Einspieler von Felix Murot und Magda Wächter, die in der Gegenwart am Frankfurter Flughafen sitzen und diskutieren, wie sinnvoll es überhaupt noch ist, jemanden nach so vielen Jahren für ein Kriegsverbrechen zu verurteilen.

Ein Mordfall aus dem Jahre 1944 wird Gegenstand der Ermittlungen. »Es wird sehr spannend«, verspricht Ulrich Tukur. Dort findet der Großteil der Dreharbeiten statt.

Büdinger Gaststätte als Hauptmotiv

Für eine von fünf Wochen werden die Schauspieler aber auch in Büdingen vor der Kamera stehen. Die Szenerie beschränkt sich auf eine Gaststätte in der Nähe des Schlosses. Welche genau das ist, möchte die Pressestelle des HR nicht verraten. »Wir haben uns viele verschiedene Gaststätten in der Umgebung angeschaut. Bei den meisten ist nur noch ein Teil der Einrichtung historisch«, sagt Regisseur Matthias X. Oberg. Tresen, Getränkeanlagen oder das Holz sei bei vielen erneuert worden. Die Wahl sei dann auf das Büdinger Gasthaus gefallen, weil es das »einzige war, das noch das alte Mobiliar hat«.

Die Küche und das Gasthaus sind das Arbeitsumfeld von Else, denn sie arbeitet dort als Köchin. »Die Gaststätte in Büdingen ist definitiv ein Hauptmotiv«, sagt Oberg. Allerdings nur von innen, denn die Außenszenen wurden wiederum im Hessenpark gedreht. »Wer es nicht weiß, sieht nicht, dass das Büdinger Gasthaus von außen gar nicht so aussieht - außer vielleicht die Büdinger selbst«, sagt er schmunzelnd.

Von Komparsen-Bewerbungen überwältigt

Für die Dreharbeiten in der östlichen Wetterau wurden Komparsen für die Szenen in der Gaststätte gesucht, Interessierte konnten sich melden. Von der Zahl der Bewerbungen war Oberg regelrecht überwältigt. »Ich denke, die Marke ›Tatort‹ ist der Schlüssel«, sagt der Regisseur. Er hatte mit etwa 150 Bewerbungen gerechnet, letztlich waren es aber über 1000. »Insgesamt haben wir jetzt 50 Komparsen ausgewählt, die dann für die Dreharbeiten in historische Kostüme schlüpfen dürfen.«

Es ist der erste »Tatort«, der in den 1940ern spielt, erzählt Oberg. Besonders der 25-jährige Nachwuchs-Schauspieler Ludwig Simon, der den jungen Kriegsverbrecher spielt, habe die Crew beeindruckt. »Wenn der in der Uniform steckt, ist das ein anderer Mensch«, sagt »Tatort«-Schauspieler Tukur.

Drittes Reich im »Tatort« thematisiert

Das dritte Reich wird laut Tukur im »Tatort« thematisiert, weil die Deutschen sich nicht davon lösen könnten: »Diese zwölf Jahre haben uns die Seele geraubt. Sie spielen nach wie vor eine riesige Rolle in allem, was wir fühlen und tun. Wir Deutschen kleben da einfach dran.«

Wenig später ist die Pressekonferenz vorbei. »Ruhe bitte!«, ruft ein Mann durch den Hessenpark. Die Dreharbeiten gehen weiter.

SENDETERMINE: Wetterauer »Tatorte«

Im vergangenen Jahr war das Frankfurter Ermittler-Duo Anna Janneke und Paul Brix auch in der Wetterau unterwegs. Für »Erbarmen. Zu spät.« wurde in Karben, Rosbach und Bad Vilbel gedreht. Einen festen Sendetermin gibt es noch nicht, HR-Redakteur Jörg Himstedt verrät aber, dass er noch dieses Jahr ins Fernsehen kommt.

Der Sendetermin für den »Tukur-Tatort« steht ebenfalls noch nicht fest. Regisseur Matthias X. Oberg rechnet damit, dass es noch etwa ein Jahr dauert.

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