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»Zuckerrübe wird ihr Geld wert sein«

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Das Gros der Wetterauer Zuckerrüben kommt ins Südzucker-Werk Offstein in der Pfalz. Ab dem 25. September erwartet es die ersten Lieferungen. © pv

In der Wetterau beginnt die Ernte der Zuckerrüben. Die Anbauer rechnen mit einem Ertrag von 84 bis 86 Tonnen pro Hektar und akzeptablen Marktpreisen.

Wetteraukreis (mü). Von guten Aussichten auf die bevorstehende Zuckerrübenernte sowie akzeptable Marktpreise war die Mitgliederversammlung der Wetterauer Zuckerrübenanbauer im Bürgerhaus Nieder-Florstadt geprägt.

In seinem Bericht über das Anbaujahr 2022 ließ Verbandsvorsitzender Dr. Matthias Mehl das Bild einer mäßigen Kampagne mit einem Ertrag von 71,7 Tonnen pro Hektar Anbauland Revue passieren. Hinzu seien Sorgen wegen der Kostensteigerung durch die Inflation und die hohen Energiepreise gekommen. »In diesen Problemfeldern ist eine Beruhigung eingetreten. Zudem können wir aufgrund der Witterung mit ausreichend Regen im Sommer und der Sonneneinstrahlung ab Ende August mit einem guten Ertrag und einer guten Preisgestaltung für Sie als Erzeuger rechnen. Die Rübe wird ihr Geld wert sein«, prognostizierte Mehl.

Verbandsgeschäftsführerin Marie-Christine Mayer legte neben ihrem Jahresbericht 2022/2023 und einem Überblick über die Vernetzung des Verbandes auch den Kassenbericht vor, der solide Finanzen auswies und von der Versammlung ebenso angenommen wurde wie der Haushaltsvoranschlag 2023/2024.

Auf dem Weg zur Klimaneutralität

Mit 386 Anbauern bei leichter Fluktuation halte sich der Zuckerrübenanbau in der Wetterau auf einem guten Niveau, die Anbaufläche habe sich nach einer leichten Steigerung bei 6000 Hektar eingependelt. Die Durchschnittsfläche pro Anbauer betrage 14 Hektar.

Das Fachreferat von Hans-Peter Gai, Chief Operating Officer im Vorstand der Südzucker AG, trug den Titel »Von der Rübe zum Zucker - mit Exzellenz und Nachhaltigkeit«. Er erläuterte in einem Überblick über alle Sparten und Aufgabengebiete der Südzucker AG im In- und Ausland die Anstrengungen in Richtung Klimaneutralität.

»Das ist eine kostspielige, technisch anspruchsvolle und mit vielen Innovationen verbundene Herausforderung, der wir uns stellen müssen und die wir nur gemeinsam mit Ihnen als Produzenten bewältigen können«, sagte Gai. Die Maßnahmen umfassten Anstrengungen bezüglich der Emissionsminderung, Wasser- und Energieeinsparung in sämtlichen Werken sowie Abfallvermeidung und die Bildung geschlossener Kreisläufe in den Herstellungs-, Verpackungs- und Entsorgungsprozessen. Hinzu kämen die großen Felder Digitalisierung und Entwicklung neuer Nahrungsmittel. Ziel sei es, einen Beitrag zur Minimierung der Erderwärmung um 1,5 Grad zu leisten.

Auf kritische Nachfragen aus dem Auditorium, vor allem bezüglich der Entwicklung von Preisen, Kosten und Auflagen, betonte Gai: »Der Mensch spielt bei Südzucker eine wesentliche Rolle. Wir werden Sie in allen Belangen informieren und mitnehmen. Denn es ist eine Tatsache: Schafft es das Segment Zucker nicht, unsere Klimavorhaben umzusetzen, dann schafft es der Rest der Südzuckergruppe auch nicht.«

Einen abschließenden Ausblick auf die Kampagne 2023/2024 gab Michael Adams, Leiter der Abteilung Zuckerrübe im Werk Offstein. Als Hausherr dankte Florstadts Bürgermeister Herbert Unger (SPD) den Produzenten für den Einsatz rund um die Ernte 2023, hob aber auch die Herausforderungen durch den Klimawandel hervor. Landrat Jan Weckler (CDU) unterstrich die Bedeutung der regionalen Landwirtschaft, besonders in Zeiten unterbrochener Lieferketten. Er forderte von der EU Augenmaß bei der Zulassung beziehungsweise beim Verbot von Pflanzenschutzmitteln.

Probleme rund um Pflanzenschutz

Dr. Georg Vierling, Direktor des Geschäftsbereichs Zucker/Rüben bei Südzucker, legte die Probleme rund um den Pflanzenschutz dar. »Rigorose Regulierungen seitens der EU werden nicht funktionieren«, sagte er. »Man soll den Bauern Sinn und Verstand zutrauen, Zwang ist falsch. Wir brauchen angesichts neuer Schädlinge und Pflanzenkrankheiten freiwillige Lösungen.«

Die Wahl der Ausschussmitglieder erfolgte unter der Leitung des Verbandsehrenvorsitzenden Herwig Marloff. Gewählt wurden Malte Luh aus Langgöns, Jürgen Frank aus Alsfeld, Frank Edelbauer aus Wisselsheim, Hanno Moscherosch aus Rosbach, André Hensel aus Bad Vilbel und Dennis Walter aus Nieder-Wöllstadt. Nach dem Ausscheiden von Michael Schneller wurde Elmar Wengenroth Kassenprüfer Jens Dirlam zur Seite gestellt.

Am Samstag, 23. September, startet ein Probelauf im Südzucker-Werk Offstein. Die Anlieferung und die Verarbeitung beginnen am Montag, 25. September, und sollen nach 112 Tagen am 14. Januar 2024 enden. Beteiligt sind 386 Zuckerrübenanbauer in der Wetterau, erwartet wird bei gleichbleibendem Spätsommerwetter ein Ertrag von 84 bis 86 Tonnen pro Hektar. Der Verband der Wetterauer Zuckerrübenanbauer bittet alle Verkehrsteilnehmer um Rücksicht während der Ernte, die nicht zuletzt der Nahrungsbereitstellung für Mensch und Tier diene.

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