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Zukunft einer endlichen Ressource

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Von: red Redaktion

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Waldsiedlung (red). Über die aktuelle Trinkwassersituation in Altenstadt und dem Vogelsberg informierten sich Interessierte kürzlich bei einem Film samt Vortrag und anschließender Diskussion im Gemeinschaftshaus Waldsiedlung. Es war eine Gemeinschaftsveranstaltung des Projekts »Grüner Hahn« der evangelischen Kirchengemeinde St. Nikolai und des Arbeitskreises »Energie & Klima« in Altenstadt.

Einführung mit Dokumentarfilm

Nach einer Begrüßung und Anmoderation von Michael Haas, Umweltbeauftragter des »Grünen Hahns«, sowie einer kurzen Einführung von Norbert Heidke, Vorsitzender des Arbeitskreises »Energie & Klima«, zeigte man zunächst den 50-minütigen Dokumentarfilm »Der Vogelsberg - bedrohte Lebensquelle im Herzen Hessens« von Till Arnold. Der Film entstand in den Jahren 2021/22 als Abschlussarbeit im Fachbereich Geografie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Vulkanregion Vogelsberg gehört zu den wasserreichsten Regionen Hessens. Der besondere vulkanische Untergrund, der zum größten Teil aus Basalt und tuffig, tonigen Lagen besteht, sorgt für große Speicherkapazitäten und liefert weiches Trinkwasser höchster Qualität. Ende des 19. Jahrhunderts begann man damit, Wasser der Vulkanregion über Fernwasserleitungen überregional zu nutzen, was über die folgenden Jahrzehnte zum enormen Anstieg der jährlichen Gesamtfördermengen führte. In den 80er Jahren erreichen die Mengen schließlich ihre Spitzenwerte, was zu erheblichen ökologischen Schäden führte. Proteste der örtlichen Bevölkerung waren die Folge, die bis heute andauern.

Nach wie vor ist der Vogelsberg die wichtigste Wasserquelle Mittelhessens und für das Rhein-Main-Gebiet. Zwar reduzierte man die Fördermengen in den letzten 30 Jahren deutlich, dennoch befinde sich die Wassernutzung auf einem unnatürlich hohen Niveau, was vor allem in Kombination mit dem Klimawandel immer wieder zu Problemen führe. Der heiße Sommer 2022 und die vorangegangen Trockenjahre hätten aufgezeigt, dass Grundwasser eine endliche Ressource sei, so die Aussagen des Films. Till Arnold gelinge es in seinem Film, einen Bogen zu schlagen zwischen der geologischen Entstehung des Vogelsbergs, der Entwicklung der heutigen Bodenformen und der Nutzung der daraus resultierenden Wasserreserven für den steigenden Bedarf der Menschen. Beeindruckende Vogelperspektiven mittels Drohnen zeigten die Vulkanregion von oben.

Die Hälfte kommt aus dem Vogelsberg

Verschiedene Akteure innerhalb und außerhalb des Vogelsbergs kamen zu Wort, um die Region als Vulkangebiet, nationaler Geopark, Natur- raum und Erholungsort zu beschreiben.

Im Anschluss hatten die Zuhörer die Möglichkeit, Fragen zum Film und zum Thema Trinkwasser zu stellen. Die Antworten lieferte Filmautor Till Arnold im Wechselspiel mit Dr. Hans-Otto Wack, dem heimischen Experten für Trinkwasser und Wasserwirtschaft, »gewürzt« mit vielerlei kurzweiligen Anekdoten in professioneller Manier.

In ihrem Kurzvortrag spannte anschließend Sabine Schubert vom Arbeitskreis »Energie & Klima« den Bogen zwischen Film und aktueller Trinkwassersituation in Altenstadt. Die Kommune bezieht seit mehreren Jahren ziemlich konstant etwa 50 Prozent ihres Trinkwasserbedarfs aus dem Vogelsberggebiet, da die Brunnen in der Gemeinde nur eine begrenzte Wassermenge zur Verfügung stellen. 2021 speiste man insgesamt 672 577 Kubikmeter Trinkwasser in das 71 Kilometer lange Leitungsnetz von Altenstadt ein. Das entspricht einem täglichen Pro-Kopf-Verbrauch von 124 Litern.

Die Halle war an diesem Abend mit etwa 80 Teilnehmern nahezu voll besetzt, und die Reaktionen der Gäste zeigte den Veranstaltern vor Ort eindeutig, dass das Interesse in der Gemeinde am Thema Wasserwirtschaft sehr hoch ist. Alles in allem bewerten die Veranstalter von »Grünem Hahn« und Arbeitskreis den Abend als vollen Erfolg.

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