Zukunft mit gemischtem Chor gesichert

Der MGV Eintracht Unter-Widdersheim wird 100 Jahre. Ein solches Jubiläum begehen zu können, ist der Einsatzbereitschaft mehrerer Generationen zu verdanken. Doch es war nicht immer einfach.
Der Gesangverein MGV Eintracht Unter-Widdersheim feiert sein 100-jähriges Bestehen. »Er leistet einen wichtigen Beitrag für die Dorfgemeinschaft, den Zusammenhalt und das Gemeinwohl in Unter-Widdersheim und in der Region«, schreibt Niddas Bürgermeister Thorsten Eberhard in seinem Grußwort für die Festschrift. Und damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Engagement und Durchhaltevermögen sowie regelmäßige Teilnahme an Proben und Veranstaltungen prägen das Vereinsleben und garantieren den Fortbestand der Vereine. Staatsministerin Lucia Puttrich ergänzt dazu: »Lieder, die wir gemeinsam singen« - so sagte einst Robert Schumann - »sind nicht nur eine Fundgrube der schönsten Melodien, sie öffnen auch den Blick in den Charakter der verschiedenen Nationen«.
Ein häufiges Kommen und Gehen
Der Weg durch die zurückliegenden 100 Jahre war nicht immer sanft und harmonisch. Der Chor erlebte ein häufiges Kommen und Gehen, Sängerinnen und Sänger fanden den Weg, erklärten ihre Begeisterung für den Chorgesang und kurze Zeit später war die Euphorie bereits wieder verpufft. So schildert Vorsitzende Christiane Bange, seit 2018 an der Spitze eines gleichberechtigten geschäftsführenden sechsköpfigen Gremiums, zurückblickend die Geschichte ihres Vereins.
Eine Gruppe junger Männer aus den Resten des im Jahre 1913 gegründeten Radfahrvereins »Concordia« legte den Grundstein des Männergesangvereins Eintracht Unter-Widdersheim wohl auch in der Absicht, den negativen Ereignissen der Zeit um den Ersten Weltkrieg etwas Positives, nämlich den Chorgesang, entgegenzusetzen. Es fehlen allerdings Urkunden und Protokolle über die Gründungsversammlung und die ersten Jahre des Vereinslebens. Auch war die Zeit der unbeschwerten Sangesfreuden schnell wieder vorbei, denn bereits vor dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Sänger zur Wehrmacht eingezogen. Während des Krieges und in den ersten Nachkriegsjahren war kein Probenbetrieb des Chores mehr möglich. Nicht wenige Sänger, die Soldat werden mussten, kehrten nicht mehr heim. Den Menschen in Deutschland war nach Kriegsende nicht nach Gesang zumute, sie waren mit dem Wiederaufbau und der Neuorientierung beschäftigt.
Erst 1950 wurde der Verein wiederbelebt und der Chorbetrieb erneut aufgenommen. Insgesamt zählte die Eintracht zu dieser Zeit 78 Mitglieder. In der Folgezeit ließ das Interesse der männlichen Dorfbewohner am Chorgesang jedoch deutlich nach, sodass der Männerchor Unterstützung bei den Unter-Widdersheimer Frauen suchte und 1955 ein gemischter Chor entstand. Der in Sängerkreisen legendäre Hans Krippner aus Utphe hatte die musikalische Leitung. Die kulturelle Vielseitigkeit des Vereins wurde auch durch die Aktivitäten einer Theatergruppe unter Beweis gestellt.
Der gemischte Chor hatte allerdings nur zehn Jahre Bestand. Bei der Mitgliederversammlung 1965 setzte die Männermehrheit die Rückkehr zum reinen Männerchor durch. Auch beim 50-jährigen Bestehen, das 1973 mit einem großen Sängerfest begangen wurde, war der Chor der Eintracht eine Männerdomäne, erinnert sich Arthur Schneider, ehemaliger Vorsitzender. Frauen waren als Festdamen willkommen, mehr aber nicht. Zum 75-jährigen Jubiläum 1998 betrug das Durchschnittsalter des Chores 35 Jahre, was berechtigte Hoffnungen auf den Nachwuchs m it sich brachte.
Doch bereits ein Jahr später kehrten die meisten jugendlichen Sänger mit der Begründung, die ausgewählte Chorliteratur entspräche nicht ihren Vorstellungen, dem Verein wieder den Rücken. Das war nur ein Teil der Wahrheit. Der Reiz des Neuen war für die Jugend verflogen und Singen im Chor bedeutet nicht nur Spaß und »Happy hour«, sondern auch Beständigkeit, Geduld und Ausdauer.
Aus Projekt wuchs ein neuer Chor
Aus diesem Grund wurde 2004 ein Chorprojekt ins Leben gerufen, bei dem Männer und Frauen gleichermaßen teilnehmen sollten. Durch das erfolgreiche Werben entstand der heute noch existierende gemischte Chor, der inzwischen unter der Leitung von Christiane Rehahn aus Wallernhausen steht.
Heute besteht der Verein aus dem gemischten Chor und dem Shanty-Chor. Für einen Männerchor fehlt noch der ein oder andere Tenor. Auch andere Stimmen sind jederzeit willkommen.