Zwei ausverkaufte Fremdensitzungen: Dilsemer Windmächer auf der Überholspur

Nachdem der BCC seine Fremdensitzungen sowie die Weibersitzung abgesagt hat, blieb es den Dilsemer Windmächern überlassen, den Narren entsprechenden Ersatz zu bieten.
Nach drei Jahren Pause, in denen der Karneval bestenfalls im kleinen Kreis gefeiert werden konnte, hofften alle, dass man mit der Fastnachtskampagne in diesem Jahr wieder durchstarten könnte. Nach der Absage der Sitzungen des Büdinger Carneval Clubs (BCC) vor einigen Wochen kam zumal den Dilsemer Windmächern die Aufgabe zu, die närrische Fahne in der Großgemeinde hochzuhalten.
Dass die Faschingsabteilung des Düdelsheimer Volkschores diesem Auftrag gewachsen war, bewiesen sie mit zwei ausverkauften Fremdensitzungen in der auf 200 Gäste beschränkten Turnhalle. Das Programm mit einem Wechsel aus Musik- und Tanzauftritten sowie Wortbeiträgen war ebenso straff wie schwungvoll. Die vier Stunden bis zum Finale gegen Mitternacht vergingen wie im Flug.
Nils Telle - eine wesentliche Stütze
Auch dank herausragender Akteure zeigten die Windmächer, dass sich die traditionellen Elemente des Karnevals ohne unangenehme Längen präsentieren lassen. Eine wesentliche Stütze dabei ist Nils Telle, der vielfach im Programm auftauchte. Als Protokoller nahm er die Fußball-WM in Katar, Jugendsprache und den Toilettenumbau am Marktplatz aufs Korn.
Wie Telle hat auch sein Partner Sven Burster bei den »drei lustigen Fünf« einen wichtigen Teil am humoristischen Leben in Düdelsheim. Der Name des Programmpunkts ist offenbar höhere Mathematik. Denn weder fünf noch drei, sondern nur die beiden Akteure gestalteten den Sketch über die Sorgen von Patienten beim Landarzt. Dabei spielte Nils Telle gleich mehrere Patienten unmittelbar hintereinander. Im grandiosen Zusammenspiel mit Sven Burster präsentierte er auch angejahrte Arztwitze gekonnt. Natürlich war dabei auch die Pandemie ein Thema.
Der Zirkel des Unheils diskutierte als Selbsthilfegruppe unangenehme Essstörungen und eitrige Furunkel über Blähungen, denen sie sogar vielsagende Namen gegeben haben. So löst »Anton, der Atemdieb« bei drei Rentnern einen Asthmaamnfall und bei einem Rauhhaardackel Brechreiz aus. »Als dann der Rauchmelder losging, bin ich lieber verschwunden«, gestand Nadja Sinner. Steffen Kehm hielt mit »Tröterich, dem Göttertöter« dagegen. Durch »den brutalen Schalldruck« seien sofort alle Fensterscheiben rausgeflogen und die Tapeten von den Wänden gefallen.
Lob für Professionalität
Bei den Wortbeiträgen war die Professionalität der Akteure beeindruckend. Bei vielen anderen Sitzungen behelfen sich die Darsteller mit in die Requisiten gehefteten Manuskripten, von denen sie ablesen. Für den Nachwuchs sind das wertvolle Hilfen, um Bühnenerfahrung zu sammeln. Bei älteren Akteuren stört dagegen, dass sie mehr ins Manuskript sehen als den Blickkontakt mit ihren Bühnenpartnern zu suchen. Dass die Windmächer weitgehend ohne solch sichtbare Hilfen auskamen und die Texte aus dem Kopf vortrugen, verdient deshalb ausdrückliches Lob.
Die Garde der Windmächer präsentierte nicht nur den traditionellen Gardetanz im ersten Teil der Sitzung. Mit einem Showtanz zum Thema Panzerknacker bereicherte sie außerdem das Programm. Dass auch für die Tanzgruppen der Nachwuchs gesichert ist, bewiesen die zwölf Tänzerinnen der Jugendgarde im Alter zwischen 12 und 16 Jahren.
Jan Richter, der als Sitzungspräsident locker und souverän durch das Programm führte, berichtete, dass sich die gute Stimmung bei den Windmächern offenbar herumgesprochen habe. Deshalb bekomme der Verein immer wieder auch Anfragen von externen Gruppen, ob sie auftreten dürften. Meist müsse abgesagt werden, weil das eigene Programm schon voll genug sei.
Eine Ausnahme gab es am Samstag für die Garde des BCC. Denn diese hatte während der Pandemie drei Jahre trainiert und sich gefreut, 2023 endlich wieder vor großem Publikum aufzutreten. »Und dann fällt die Sitzung aus«, fasste Jan Richter die Enttäuschung in Worte. Der große Beifall für den gelungenen Auftritt der BCC-Garde war eine verdiente Entschädigung.
Viel Beifall fürs Männerballett
Noch mehr Beifall gab es nur für das Männerballett der Windmächer. Für ihren Auftritt als Cheerleader mit einer Mischung aus parodistischen und akrobatischen Elementen feierten sie vor allem die Frauen im Publikum.