Höhenflug beendet: AfD rutscht in neuer Umfrage erstmals seit Monaten wieder ab

Ungewohnte Entwicklung: Die AfD kann laut einer neuen Umfrage ihren Rekordwert nicht mehr halten. Dennoch sollten die Ampel-Parteien nicht zu früh jubeln.
Berlin – Aufwärtstrend gestoppt: Die Alternative für Deutschland (AfD) muss erstmals seit Monaten einen Rückgang ihrer Beliebtheitswerte verkraften. Nach einem Rekordwert in der vergangenen Woche sackten die Rechtspopulisten in der Gunst der Deutschen jetzt wieder ab, wie aus einer am Mittwoch (23. August) veröffentlichten Umfrage hervorgeht. Dennoch liegt die Partei weiterhin vor den Partnern der Ampel-Koalition.
Neue Umfrage: AfD um Alice Weidel liegt weiter auf Platz zwei
Laut dem aktuellen Forsa-Trendbarometer von RTL und ntv hat die AfD einen Prozentpunkt eingebüßt und schafft es jetzt noch auf 20 Prozent. Damit liegt die Partei mit den Vorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla aber weiterhin auf dem zweiten Platz hinter der Union, die das Beliebtheitsranking anführt. So schaffen es CDU und CSU gemeinsam auf 26 Prozent (plus ein Prozent). Abgeschlagen dahinter liegen laut der Umfrage die Ampel-Parteien SPD (18 Prozent), Grüne (14 Prozent) und FDP (7 Prozent). Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, würde die Linke mit nur noch vier Prozent aus dem Parlament fliegen.
In den vergangenen Wochen hatte die AfD einen Höhenflug in den Umfragen erlebt. Auch in den Erhebungen anderer Meinungsforschungsinstitute wurde die Partei regelmäßig auf Platz zwei geführt. Offenbar profitierten die Rechtspopulisten, die in kürzlich in Sonneberg erstmals ein Landratsamt erobern konnten und die über die Aufstellung eines eigenen Kanzlerkandidaten nachdenken, dabei von der Schwäche der Bundesregierung um Kanzler Olaf Scholz (SPD), die in den vergangenen Monaten vor allem mit viel koalitionsinternen Streit auffiel. Nach den heftigen Auseinandersetzungen um die Lösungen in der Energiekrise sorgte in den vergangenen Tagen vor allem die Ausgestaltung der Kindergrundsicherung für Zündstoff.
Vor diesem Hintergrund erscheinen die Kompetenzwerte der Parteien auch nicht weiter verwunderlich. Jeweils elf Prozent der Bundesbürger trauen der CDU/CSU und der SPD zu, mit den Problemen in Deutschland fertig zu werden. Damit liegen deren Kompetenzwerte auf der Höhe der Vorwoche. 7 Prozent halten die Grünen und 3 Prozent die FDP für politisch fähig. Damit schätzen nur noch 21 Prozent der Bürgerinnen und Bürger die drei Ampel-Parteien für kompetent ein. In die AfD setzen immerhin acht Prozent ein großes Vertrauen.
DIW-Studie zur AfD: Hohe Umfragewerte stehen im Widerspruch zum Wahlprogramm
Doch die hohen Umfragewerte verdankt die AfD in einem hohen Maße vielen Protestwählern. Denn sollten die Rechtspopulisten im politischen Betrieb eine größere Rolle spielen, dann müssten wohl vor allem viele AfD-Wählerinnen und Wähler ungemütliche Einschnitte hinnehmen, wie am Dienstag eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) offenbarte. Demnach steht die AfD laut ihrem Wahlprogramm für eine „extrem neoliberale Wirtschafts- und Finanzpolitik“. Zwei ihrer Ziele seien die Vergrößerung der Macht des Marktes und die Beschneidung der Rolle des Staates.
Der Autor der Studie, Marcel Fratzscher, Professor an der Berliner Humboldt-Universität und Präsident des DIW, schrieb dazu auf X, dem ehemaligen Twitter, dass sich keine Partei stärkere Einschnitte in der Sozialpolitik wünsche. Doch es zeige sich auch, dass Wählerinnen und Wähler der AfD oft eine geringere soziale Teilhabe besitzen, Lohn und Bildung seien eher gering bis mittelhoch. Bei der Umsetzung des AfD-Programms müssten sie also eigentlich mit einer Umverteilung rechnen. (jeki)