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Kobold in der Batterie? Baerbock unterläuft skurriler Sprach-Flop im Sommerinterview

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Von: Felix Durach

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Fehltritt im ARD-Sommerinterview: Annalena Baerbock (l) und das Schwermetall Kobalt.
Fehltritt im ARD-Sommerinterview: Annalena Baerbock (l) und das Schwermetall Kobalt. © dpa / Jörg Carstensen

Der Höhenflug ihrer Partei scheint nicht abreißen zu wollen. Grünen-Chefin Annalena Baerbock sprach im ARD-Sommerinterview auch über Technologie-Fragen - tappte rein sprachlich aber ins Fettnäpfchen.

Update vom 29. Juli, 16.35 Uhr: Peinlicher Versprecher oder noch peinlichere Wissenslücke? So oder so hat sich Grünen-Chefin Annalena Baerbock beim ARD-Sommerinterview am Sonntag einen Fehler geleistet. Auf eine Zuschauerfrage zum Thema Elektromobilität holte die 38-Jährige etwas weiter aus und sprach darüber, dass man sich auch über die Recycling-Möglichkeiten bei der Herstellung von Lithiumbatterien Gedanken machen müsse. Eigentlich ein Thema nach dem Geschmack der Grünen. Doch Baerbock trat ausgerechnet bei dieser Frage ins Fettnäpfchen.

Man müsse sich auch mit den Begleiterscheinungen der Elektromobilität beschäftigen führt Baerbock in ihrer Antwort aus unter anderem mit den Rohstoffen, die für die Herstellung benötigt werden. „Kobold. Wo kommt das eigentlich her? Wie kann das eigentlich recycelt werden“, wirft die Grünen-Chefin in den Raum. Kobold? Ein Rohstoff mit diesem Namen gibt es natürlich nicht. Baerbock meinte wohl das Schwermetall Kobalt, das für die Herstellung von Lithium-Batterien benötigt wird. 

Baerbock leistet sich Fauxpas im Sommerinterview: Kobold oder Kobalt? Das ist hier die Frage 

Wer zunächst lediglich einen überhasteten Versprecher der Grünen-Politikerin vermutete, sah sich spätestens getäuscht, als die 38-Jährige nur wenige Sekunden später denselben Fehler noch einmal macht: „Da gibt es jetzt die ersten Batterien, die auf Kobold verzichten können“, erklärte Baerbock weiter. Hat sich die Politikerin hier zwei exakt gleiche Versprecher innerhalb kürzester Zeit geleistet, oder weiß die Chefin der Grünen tatsächlich nicht, wie der Rohstoff Kobalt wirklich heißt? 

Der Interviewer der ARD hatte den Versprecher am Sonntagabend entweder gekonnt überhört oder wollte vielleicht seine Interviewpartnerin nicht zur besten Sendezeit auflaufen lassen. Dem Internet ist der Versprecher jedoch nicht verborgen geblieben. Auf Twitter ließen sich mehrere Nutzer über den Sprach-Fauxpas aus. „Kobold oder Kobalt. Hauptsache Italien“, meint beispielsweise ein User mit Blick auf den legendären Satz von Andy Möller. Ein anderer spottete unter Verweis auf Deutschlands wohl berühmtesten TV-Kobold, Pumuckl: „Kobold kann man in Schreinereien gewinnen.“

Eine Reaktion von Baerbock stand am Montagnachmittag noch aus. 

Das fordert Baerbock im ARD-Sommerinterview „damit es keine globale Wettbewerbsverzerrung gibt“

Update vom 28.07.2019, 19.55 Uhr: Annalena Baerbock hat sich im Rahmen des ARD-Sommerinterviews zur Klimapolitik ihrer Partei geäußert. So hält die Grünen-Vorsitzende Klimazölle für denkbar - beispielsweise um eine klimafreundliche Produktion etwa von Stahl vor der Konkurrenz zu schützen. Ziel ihrer Partei ist es, den in Europa auf klimaneutrale Art und Weise zu produzieren, das heißt ohne Ausstoß von Treibhausgasen. Wenn andere Länder das allerdings nicht täten und Stahl ohne Ökostandards billig produzierten, müsse man über die Einführung von Klimazöllen nachdenken, „damit es da keine globale Wettbewerbsverzerrung gibt, ob es nun gegenüber China ist oder den USA oder anderen Ländern“, so Baerbock weiter. Auch ihr Parteikollege, Fraktionschef Anton Hofreiter, hat bereits für Klimazölle geworben. 

Außerdem bekräftigte Baerbock die Forderung der Grünen nach einer grundlegenden Verkehrswende und stellte klar: „Wir wollen ein Ende des fossilen Verbrennungsmotors.“ Dies solle zwar nicht bedeuten, dass Menschen gerade in ländlichen Regionen kein Auto mehr fahren sollten, aber der Verkehr müsse klimafreundlich werden. Außerdem forderte die Grünen-Chefin vernünftige Bahnanbindungen, womit sie gleichzeitig auf Vorschläge des bayerischen Ministerpräsidenten Bezug nahm, das Zugfahren durch Steuersenkungen attraktiver zu machen: „Wenn Herr Söder das ernst meint, dann müssen wir das jetzt anpacken.“ Entsprechend sei ihre Partei zur Zusammenarbeit bereit, denn „allein als Grüne werden wir die Klimakrise nicht in den Griff bekommen.“ Während der Bahnverkehr also zu einer wirklichen Alternative umgebaut werden solle, müsse es nach wie vor Ziel sein, Inlandsflüge bis 2035 überflüssig zu machen. 

Über Kanzlerfragen wollte die Vorsitzende der Grünen allerdings nicht spekulieren, zumal es eine gewählte Bundesregierung gebe und kein Wahltermin anstehe. Stattdessen betonte Baerbock, die Grünen konzentrierten sich lieber auf das, was derzeit anstehe: „Das ist die Klimakrise, das ist die angespannte Lage im Iran, das ist der Zusammenhalt der Gesellschaft.“ 

Katja Kipping parallel zu Baerbock im ZDF-Sommerinterview: Zukunft als Parteichefin offen

Gleichzeitig mit Annalena Baerbock hat sich auch Katja Kipping im ZDF im Rahmen des dortigen Sommerinterviews den Fragen von Theo Koll gestellt. In Bezug auf ihre Zukunft bei den Linken versicherte Kipping, sie werde auf jeden Fall für neue linke Mehrheiten kämpfen, die für eine bessere Stellung der Mitte der Gesellschaft und dem Schutz aller vor Armut sorgen sollen. „In welcher Funktion ich das mache, das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen“, so die Parteichefin weiter. Auch auf die Frage, ob sie im kommenden Jahr Ministerin einer grün-rot-roten Bundesregierung sei, wollte sich Kipping noch nicht konkret äußern. „Das wird die Zeit zeigen“, war ihre ausweichende Antwort. 

Angesprochen auf ihren Konkurrenzkampf mit der scheidenden Fraktionschefin Sahra Wagenknecht erklärte Kipping, die beiden hätten sich darauf verständigt, erst einmal Wahlkampf zu machen. Die Auseinandersetzungen hätten der Partei nicht gut getan, räumte Kipping ein, betonte aber dennoch: „Ich glaube, dass ich im Hintergrund deutlich mehr vermittelt habe, als das medial immer dargestellt wird.“ 

Für eine Verstaatlichung der Fluggesellschaft Lufthansa zeigte sich Kipping allerdings offen. Der Gedanke, man müsse alles nur liberalisieren, dann werde es effizienter, ist nach ihrer Aussage neoliberaler Irrglaube: „Und da muss man auch darüber reden, an welchen Stellen eine Verstaatlichung notwendig ist“,antwortete Kipping auf die Frage, ob sie die Lufthansa enteignen wolle oder nicht.

Annalena Baerbock zu Gast im ARD-Sommerinterview

Erstmeldung vom 28.07.2019:

Berlin - Gerade innerhalb der letzten Monate durften sich die Grünen über eine rapide wachsende Zahl ihrer Anhänger freuen. So schnitt die Partei sowohl bei Kommunal- als auch der Europawahl besonders stark ab. Nun stellt sich die Grünen-Vorsitzende Annalena Baerbock im “Bericht aus Berlin“ den Fragen von Moderator Oliver Köhr und spricht unter anderem über die Zukunft ihrer Partei oder erklärt ihre klimapolitischen Vorschläge. 

Das Sommerinterview mit Annalena Baerbock wird am 28. Juli 2019 um 18:30 Uhr im Ersten ausgestrahlt.

Katja Kipping parallel zu Baerbock im ZDF-Sommerinterview

Parallel zur Grünen-Chefin ist die Vorsitzende der Linken, Katja Kipping, im ZDF für das dortige Sommerinterview geladen. Eines der zentralen Themen in ihrem Gespräch mit dem Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin Theo Koll wird die auch von ihren Parteikollegen geforderte Verstaatlichung deutscher Fluggesellschaften sein. Außerdem wird sich Kipping zu ihrer Zukunft als Parteichefin und dem Konkurrenzkampf mit Sahra Wagenknecht äußern.

Weitere Gäste beim Sommerinterview

Noch bis Mitte September werden im Rahmen der Sommerinterviews noch weitere hochkarätige Politiker befragt. Geladen sind beispielsweise auch noch die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer oder die kommissarische SPD-Chefin Manuela Schwesig

Die Tradition der Sommerinterviews reicht zurück bis ins Jahr 1988. Während der rund zweimonatigen parlamentarischen Sommerpause wird seither den Führungsfiguren der im Bundestag vertretenen Parteien auf den Zahn gefühlt. 

In den letzten Monaten waren vor Annalena Baerbock unter anderem bereits der bayerische Ministerpräsident Markus Söder - der sogar im ZDF und auch im ARD-Sommerinterview - oder der FDP-Vorsitzende Christian Lindner, der letztens auch für einen Eklat in China sorgte, zu Gast. Bundeskanzlerin Angela Merkel dagegen sagte ihren Besuch für dieses Jahr ab und brach somit mit der Tradition.

Bei der letzten Ausgabe der Sommerinterviews im ZDF war kürzlich FDP-Chef Christian Lindner zu Gast

Spontan und sachkundig auf Bürgerfragen zu antworten, ist eine „Königsdisziplin“ für Politiker. Alexander Gauland wollte sich in der ARD darauf nicht einlassen.

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