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Atommüll zurück in Deutschland: Castortransport angekommen - Aktivisten blockieren Gleise

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Von: Kathrin Reikowski

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Demonstranten halten ein Protestplakat mit der Aufschrift „Atomisiert nicht das Klima, beendet den Uranium-Bergbau“.
Niedersachsen, Nordenham: Sechs Castor-Behälter mit hochradioaktivem Atommüll aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield sollen per Bahn ins hessische Zwischenlager Biblis gebracht werden. © Sina Schuldt/dpa

Ins hessische Biblis sollen sechs Castoren transportiert werden. Protest formiert sich - auch die Polizei hat sich dagegen ausgesprochen.

Update vom 4. November 2020: Der Castor-Transport mit deutschem Atommüll aus der britischen Atomanlage Sellafield ist auf dem Kraftwerksgelände im südhessischen Biblis angekommen. Der Zug erreichte am Mittwoch um kurz nach 10.00 Uhr seinen Zielort. Danach sollten die Behälter abgeladen und in das Zwischenlager auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks gebracht werden.

Auf dem Weg vom Bahnhof Biblis zum Kraftwerksgelände besetzten nach Polizeiangaben fünf Protestierende kurzzeitig das Gleis, die Aktion sei friedlich aufgelöst worden.

Der 600 Meter lange Zug mit sechs Castoren war am Dienstagabend im niedersächsischen Hafen Nordenham losgefahren. Auf der Strecke hatte es nach Polizeiangaben weder in Hessen noch in Niedersachsen Störungen gegeben. Die Castor-Transporte waren in der Vergangenheit oft von großen Protesten mit Blockaden der Gleise begleitet gewesen.

Kurz vor dem Lockdown-Light: Großaufgebot der Polizei wegen Castortransport - Proteste angekündigt

Erstmeldung vom 31. Oktober 2020:

Biblis/Nordenham - Kurz vor Inkrafttreten des „November-Lockdowns“ zieht die Polizei ein Großaufgebot zusammen. In Niedersachsen werden sechs Castoren erwartet, die mit einem Spezialschiff aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield zunächst in den Niederlanden ankommen sollen. Aus einsatztaktischen Gründen gibt die Polizei keine Details bekannt.

Atomkraftgegner haben bereits mit Protesten begonnen. Und auch die Gewerkschaft der Polizei steht dem Unterfangen eher kritisch gegenüber - inmitten einer Pandemie sei der Transport unverantwortlich.

Proteste gegen Castor-Transport: Behälter sollen per Schiene nach Biblis

Das Spezialschiff mit sechs Castoren war am Dienstag gestartet. Es soll einen deutschen Seehafen ansteuern. Atomkraftgegner gingen davon aus, dass dies im Laufe des Wochenendes der niedersächsische Hafen von Nordenham ist. Dort steht dem Bündnis Castor-stoppen zufolge bereits der Transportzug für den Atommüll, der auf der Schiene bis ins Zwischenlager im südhessischen Biblis fahren soll. In Nordenham waren am Samstag sehr viele Polizisten präsent. Atomkraftgegner und Umweltschützer wollten sich zu Protestaktionen versammeln. Zu einer Demonstration am Nachmittag kamen knapp 40 Aktivisten.

Deutschland muss aufgrund internationaler Verpflichtungen seinen im Ausland wiederaufbereiteten Atommüll zurücknehmen. Noch heute lagern in den Wiederaufbereitungsanlagen im französischen La Hague und im britischen Sellafield Castoren mit radioaktiven Abfällen aus deutschen Atomkraftwerken.

Kritik an Castor-Transport: Umweltverbände protestieren - die Polizei kritisiert das Datum

An dem Transport gibt es von vielen Seiten Kritik. Umweltschützer sehen Mängel im Zwischenlager Biblis und Sicherheitsdefizite bei den Atommüllbehältern. „Es gibt die Problematik eines ungenügenden Schutzes vor Terrorangriffen“, sagte Greenpeace-Nuklearexperte Heinz Smital. Zudem sei das Reparaturkonzept im Zwischenlager im südhessischen Biblis mangelhaft.

Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz, Olaf Bandt, sagte: „Trotz der sich zuspitzenden Corona-Situation den gefährlichen hoch radioaktiven Atommüll in das unsichere Zwischenlager in Biblis transportieren zu lassen, ist eine fahrlässige und unverantwortliche Gefährdung von Menschenleben.“ Die Gewerkschaft der Polizei (GdP)
forderte einen Stopp des Transports. Der Einsatz Tausender Polizisten angesichts der Pandemie sei unnötig, riskant und unverhältnismäßig.


Die für die Lagerung des hoch radioaktiven Atommülls zuständige Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) wies Bedenken hinsichtlich der Sicherheit und Reparaturmöglichkeiten zurück. „In allen denkbaren Reparaturszenarien sind wir vorbereitet“, sagte Sprecher Burghard Rosen. Auch die Gefahren eines Flugzeugabsturzes seien geprüft worden. (dpa)

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