Atomwaffenfähige Nato-Jets landen auf Landstraße in Finnland – 230 Kilometer von Russlands Grenze
Finnland ist Nato-Mitglied - das Bündnis übt nun auf den Landstraßen des Landes. Eine Rolle spielte dabei zuletzt ein atomwaffenfähiger Jet.
Tervo/Oslo - Russland hat Finnlands Nato-Beitritt mit gewissem vorsichtigen Säbelrasseln begleitet. Aber auch die Nato verschont ihren in der Ukraine kriegtreibenden Nachbarn nicht mit symbolträchtigen Aktionen: In Zentralfinnland, gute 200 Kilometer Luftlinie von Russlands Grenze, sind zuletzt erstmals zwei F-35A-Kampfjets auf einer Landstraße gelandet, wie die Agentur Reuters berichtete. Die Flugzeuge des Herstellers Lockheed Martin können theoretisch auch Atomwaffen tragen.
Bilder der Aktion vom Donnerstag (21. September) teilte das norwegische Militär. Bei der Übung trainierten die Nato-Kräfte unter anderem das Auftanken der Maschinen bei laufenden Triebwerken. Rolf Folland, Chef der Norwegischen Königlichen Luftwaffe, sprach von einem „Meilenstein“. Vorausgegangen war nach Angaben der Norweger ein gemeinsames Training mit Finnlands F-18-„Hornet“-Jets.
Nicht weit von Russlands Grenze: Nato-Militärs feiern Kampfjet-Premiere auf finnischer Landstraße
„Kampfjets sind am Boden verwundbar, deshalb erhöht die Fähigkeit, kleine Flugfelder zu nutzen - oder jetzt auch Landstraßen - unsere Überlebensfähigkeit in einem Krieg“, sagte Folland. Zugleich handle es sich um eine Demonstration der „aufregenden Entwicklung, die wir in der militärischen Luftkooperation in der nordischen Region begonnen haben“.
Finnland sei seit langem ein enger Partner gewesen und sei nun auch ein Bündnispartner, erklärte Folland: „Ihre geraden und breiten Landstraßen bedeuten, dass wir unser Konzept der Verteilung weiter ausbauen können.“ Das gilt gleichwohl nicht nur für die F35-Jets: Auch die britische Royal Air Force startete und landete bei der Übung „Baana“ in Tervor mit zwei „Typhoon“-Jets.

Um eine ganz normale Landstraße handelte es sich gleichwohl nicht. Dort fließe „normaler Straßenverkehr“, hieß es aus Großbritannien. Allerdings sei der genutzte Abschnitt „speziell als Notfall-Landebahn ausgebaut, um bei Bedarf den Flugverkehr aufrechterhalten zu können“. Als „ziemlich verrückt“ bezeichnete dennoch einer der beiden britischen Jetpiloten das Erlebnis.
Norwegens Verteidigungsminister Björn Arild Gram betonte, die Luftverteidigung der nordischen Länder werde künftig aus mehr als 200 Kampfflugzeugen bestehen. Nun müsse man kooperieren, um „die Abschreckung der Nato in den nordischen Regionen zu entwickeln und zu koordinieren“.
Atomwaffenfähige Kampfjets auch für Finnland: F-35A sollen kommen - ebenso wie für die Bundeswehr
Für Finnland hatte die Aktion auch darüber hinaus gewissen symbolischen Wert. Denn das Land will selbst F-35A-Jets kaufen. Die Luftwaffe des Landes möchte 64 Maschinen der Bauart von Lockheed Martin erwerben - den Gesamtwert des Deals bezifferte sie Ende 2021 auf 8,4 Milliarden Euro. Das „Preisleistungsverhältnis“ sei „gut“, sagte der damalige Verteidigungsminister Antti Kaikkonnen im Dezember 2021. 2026 sollen die ersten Jets in Lappland stationiert werden, wie der Sender YLE berichtete. Das finnische Militär begrüßte die Übung nun als Beweis für die Tauglichkeit der Maschinen mit den eigenen Konzepten.
Deutschland will seine Luftwaffe ebenfalls modernisieren - fast im Gleichschritt mit Finnland. Auch die Bundeswehr soll ab 2026 F-35A erhalten, zunächst zur Ausbildung von Piloten und Bodenpersonal in den USA. Ab 2027 sollen die Maschinen dann im Fliegerhorst Büchel in der Eifel beheimatet sein, „um im Ernstfall die nukleare Teilhabe zu ermöglichen“, wie die Bundeswehr auf ihrer Webseite schreibt. Kurios: In den USA war zuletzt ein F-35-Jet verlorengegangen.
Auch Russlands Militär war zuletzt in der erweiterten finnisch-russischen Grenzregion tätig: In einer neuen Bauweise zog Wladimir Putins Armee Hallen hoch. Dabei ging es aber wohl nicht um Drohungen in Richtung Helsinki - vorerst. (fn)