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Aus kaltem Kalkül erwächst ein Hauch von Entspannung

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Trotz demonstrierter Freundlichkeit trat US-Präsident Joe Biden nach den Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen allein vor die Presse. FOTO: DPA
Trotz demonstrierter Freundlichkeit trat US-Präsident Joe Biden nach den Treffen mit seinem chinesischen Amtskollegen allein vor die Presse. © AFP

Treffen von Xi und Biden bringt Teilerfolg

Chinas Staatspräsident Xi und US-Präsident Biden sind zwei Männer, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Der autoritäre Kommunist auf der einen Seite und der freiheitliche Demokrat auf der anderen. Dennoch verbindet die beiden viel: Ihre Länder konkurrieren als Systemrivalen um die globale wirtschaftliche und militärische Vormachtstellung. Und neuerdings darum, wem es gelingt, die Entwicklungs- und Schwellenländer des globalen Südens auf seine Seite zu ziehen. Um zu verhindern, dass aus diesem erbitterten Konkurrenzverhältnis kriegerische Konflikte erwachsen, kommt beiden eine große Verantwortung zu. So ist es ein wichtiges Zeichen, dass sie nach einem Jahr Funkstille und zahlreichen Provokationen endlich wieder zusammen gesprochen haben.

Doch hinter dem Hauch von Entspannung in San Francisco steckt auch kaltes Kalkül: Die Supermacht USA fürchtet den wirtschaftlichen und technologischen Fortschritt Chinas als aufstrebender Großmacht. China kämpft zugleich als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mit großen ökonomischen Problemen. Daraus erwächst nicht nur ein Image-Schaden auf der globalen Bühne, sondern auch im eigenen Land: Das Volk ließ sich solange recht einfach unterdrücken, wie die Wirtschaft florierte. Doch inzwischen wächst die Unzufriedenheit in der Bevölkerung, was für Xi und sein kommunistisches Regime in einer Legitimitätskrise gipfeln könnte. So nutzt Xi seinen großen Auftritt in den USA auch als Signal an das eigene Volk, um zu demonstrieren: Seht her, wir sind wichtig und geachtet.

Um den Machterhalt zu sichern, braucht aber nicht nur Xi Investitionen und Technologie aus dem Westen - und vor allem offene Absatzmärkte. Auch Biden muss Erfolge vorweisen, will er doch im nächsten Jahr als Präsident wiedergewählt werden. So ist die Annäherung ein Teilerfolg. Obwohl in den fundamentalen Punkten wie der Taiwan-Frage und der Haltung zu Russland erwartungsgemäß keine Einigung erzielt werden konnte, reden immerhin die Militärs beider Länder wieder miteinander. Das verringert zumindest die Gefahr einer möglicherweise ungewollten militärischen Eskalation im Südchinesischen Meer - und lässt hoffen, dass dieses Szenario auch in Zukunft nur ein beliebter Stoff für Thriller-Autoren bleibt.

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