Nach Baerbocks Flug-Misere: Luftwaffe mottet Regierungsflieger vorzeitig ein

Wieder erlebt die Luftwaffe eine peinliche Regierungsflieger-Panne. Die Bundeswehr will nun reagieren - mit einem Schlussstrich für ein Airbus-Modell.
Berlin – Die Bundeswehr zieht Konsequenzen aus der Panne des Regierungsfliegers auf der Indopazifik-Reise von Außenministerin Annalena Baerbock. Die zwei Flugzeuge vom Typ A340 werden vorzeitig ausgemustert, wie ein Sprecher der Luftwaffe am Dienstag (15. August) bestätigte. Zuvor hatten der Spiegel und die Funke-Mediengruppe berichtet, die ohnehin geplante Ausmusterung werde nun beschleunigt vorgezogen. Der Pilot von Baerbocks Maschine hatte Berichten zufolge nach den Pannen über bisher nicht gekannte Probleme geklagt.
„Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen, vorzeitig außer Dienst stellen“, sagte ein Sprecher demnach. Die beiden Airbus A340 sollten nach bisherigen Plänen im September 2023 und Ende 2024 ausgesondert werden. Nun rückt der Termin also teils deutlich nach vorne. Nachteile für den Kern der Bundesregierung soll das angeblich nicht haben.
Regierungsflieger-Panne: Bundeswehr zieht Konsequenzen - keine Nachteile für Kanzler und Haupt-Ministerien?
Bundespräsident, Kanzler und die wichtigsten Minister seien nicht betroffen, zitierte der Spiegel einen Sprecher von Luftwaffeninspekteur Ingo Gerhartz: „Mit den A350 stehen der Flugbereitschaft robuste und moderne Flugzeuge für die Langstrecken zur Verfügung.“ Wie es mit weniger wichtigen Ministerien aussieht und wo die Grenze zwischen diesen Kategorien verlaufen könnte, ging aus dem Bericht nicht hervor.
Baerbock kommt mit der Luftwaffe nicht nach Australien – kurioser Doppelflop
Baerbock ist am späten Montagabend auch beim zweiten Versuch gescheitert, mit der Flugbereitschaft der Luftwaffe nach Australien zu fliegen. „Die Klappenvergrößerungen, die Flügelvergrößerungen lassen sich nicht mehr einfahren. Sie haben sich wieder gesperrt“, erklärte der Kapitän des Airbus A340-300 den Passagieren: „Wir haben mit Testpiloten von Lufthansa gesprochen. Dieser Fehler existiert so nicht.“
Er mache das schon ein paar Jahre, sagte der Kapitän, „aber sowas ist auch in der Geschichte der Flugbereitschaft noch nicht passiert“. Baerbock gab sich in einer ersten Reaktion zerknirscht: „Manchmal ist es wirklich verflixt.“
Außenministerin Baerbock hatte ihre einwöchige Reise nach Australien, Neuseeland und Fidschi am Dienstag aufgeben müssen. Ihre A340-Maschine hatte wegen technischer Probleme mit den Flügelklappen nach einem Tankstopp nach Abu Dhabi zurückkehren müssen. Eine Reparatur schien nach einem Testflug zunächst erfolgreich, doch das Problem trat dann nach dem nächsten Abflug von Baerbock und ihrer Delegation erneut auf.
Baerbocks erlebt Regierungsflieger-Panne: Luftwaffe hat aber noch größere Probleme
Die Aufgabe von Gerhartz war es zuletzt, die Luftwaffe wieder auf Vordermann zu bringen. Bei der Regierungsfliegerflotte schien das teilweise zu gelingen – Pannen schienen seltener als noch vor ein paar Jahren, als etwa die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf dem Weg nach Argentinien auf einen Linienflieger umsteigen musste und ihr Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) gleich mehrfach binnen kurzer Zeit strandete. Baerbock verzichtete am Dienstag auf die Notlösung Linienflug.
Probleme gibt es aber auch in anderen Teilen der Luftwaffe. Im Mai klagte Gerhartz über teils „museumsreife“ Technik. „Unser aktueller Transporthubschrauber beispielsweise steht auch schon im Deutschen Museum“, sagte er dem Handelsblatt. „Und um den Tornado in die Luft zu bekommen, ist erheblicher Aufwand notwendig. Auf eine Flugstunde kommen fast 200 Technikerstunden.“ Das Bundeswehr-Sondervermögen könne insofern nur eine „Anschubfinanzierung“ sein. (dpa/AFP/fn)