Belarus im Ukraine-Krieg: Putin vertraut Lukaschenkos Armee nicht

Schickt Belarus eigene Truppen in die Ukraine? Laut Oppositionsführerin Tichanowskaja hat Putin Angst, dass die Soldaten die Seite wechseln.
Minsk/Brüssel – Seit der russischen Invasion der Ukraine muss sich Wladimir Putin verstärkt auf einige wenige Partner verlassen. Aufgrund der westlichen Sanktionen betreibt Russland verstärkten Handel mit Ländern wie China und Indien. Dem Nachbarland Belarus kommt hingegen eine weitaus direktere Rolle im Ukraine-Krieg zu – nicht zuletzt wegen seiner geografischen Lage. Während der De-facto-Machthaber Alexander Lukaschenko damit droht, eigene Truppen in die Ukraine zu schicken, behauptet die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja jetzt gegenüber Politico, dass Putin der belarussischen Armee dafür nicht genug Vertrauen schenke.
Tichanowskaja zufolge hätten sowohl Putin als auch Lukaschenko Angst davor, dass Soldaten aus Belarus Befehle verweigern würden, sollten sie in den Ukraine-Krieg geschickt werden. Die Politikerin stellt in den Raum, die Armee könne „überlaufen, die Seite wechseln, sich verstecken“, weil sie eigentlich nicht gegen die Ukrainer kämpfen wolle. Dies würde Lukaschenkos Ansehen vor Putin ruinieren, wie Tichanowskaja dem Onlineportal Politico in Brüssel erzählt. „Es wäre ein epischer Fehlschlag“.
Belarus im Ukraine-Krieg: Lukaschenko kündigt „gemeinsame Gruppierung“ mit Russland an
Der belarussische Machthaber äußert sich seit Kriegsbeginn hingegen anders. Erst vor Kurzem hatte er angekündigt, eine „gemeinsame Gruppierung“ mit russischen Streitkräften zu bilden. Internationale Beobachter bezweifeln dies hingegen, und führen die großen Worte von Lukaschenko auf dessen Abhängigkeit von Putin zurück.
Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko | |
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Geburtsdatum | 30. August 1954 |
Geburtsort | Kopys, Weißrussische SSR, Sowjetunion |
Position | De-facto-Machthaber in Belarus |
Amtszeit | 20. Juli 1994 bis aktuell |
Tatsächlich wird Belarus, das sowohl an Russland als auch die Ukraine grenzt, im Krieg vor allem als Ausgangspunkt für russische Truppen genutzt, um etwa nördliche Städte wie Kiew anzugreifen.
Belarus im Ukraine-Krieg: Kann sich Putin auf Lukaschenko verlassen?
Tichanowskaja begründet ihre Vermutungen damit, dass Lukaschenko innenpolitisch geschwächt sei. Jedes Bild von seiner Unverwundbarkeit sei eine „Illusion“, sagte die Oppositionsführerin gegenüber Politico und fügte mit Blick auf sein Regime hinzu: „Alles bricht zusammen“. Sie verwies dabei auf den Beginn des Ukraine-Kriegs, als Partisanen in Belarus Berichten zufolge Nachschubtransporte aus Russland störten.
Die Politikerin war im Jahr 2020 gegen Lukaschenko zur Wahl angetreten. Dieser hatte sich zum Sieger erklärt und Proteste der Opposition hart niedergeschlagen. Seine Regierung wird seitdem unter anderem von der EU nicht anerkannt. Tichanowskaja lebt seitdem im Exil. (vbu)