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Bericht: Kardinal Woelki schließt Rücktritt nicht aus

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Kardinal Woelki
Kardinal Rainer Maria Woelki hält einen Gottesdienst im Kölner Dom ab. © Oliver Berg

Im Erzbistum Köln ist bei vielen Katholiken die Wut auf ihren Erzbischof groß. Es geht um das von Rainer Maria Woelki zurückgehaltene Missbrauchsgutachten. Der spricht von Fehlern - und deutet persönliche Konsequenzen an.

Köln (dpa) - In Köln gibt es vorläufig keine Termine mehr für Kirchenaustritte. Bis Ende April ist alles ausgebucht, und die Termine für Mai werden erst am 1. März frei geschaltet. Pro Monat gibt es, abhängig von der Zahl der Werktage, rund 1000 Online-Termine für einen Austritt aus der katholischen oder evangelischen Kirche.

Über die Gründe für das große Interesse könne man nur spekulieren, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts am Mittwoch. Es gebe immer ein «gewisses saisonales Gefälle» bei den Austritten. Es könne auch um Nachholeffekte aus dem vergangenen Jahr gehen, als möglicherweise viele ihren Austritt wegen der Corona-Pandemie zunächst aufgeschoben hätten.

Derzeit erregt eine Krise um den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki großes Aufsehen. Woelki hält ein Gutachten zurück, das den Umgang von Bistumsverantwortlichen mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen katholische Priester untersucht. Er führt dafür rechtliche Gründe an. Dieses Vorgehen Woelkis hat eine beispiellose Vertrauenskrise im größten deutschen Bistum ausgelöst. Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine - der oberste Repräsentant der katholischen Kirche in der Stadt Köln - hat gesagt, er könne derzeit niemandem einen Austritt aus der Kirche verdenken.

Der wegen eines zurückgehaltenen Missbrauchs-Gutachten heftig unter Beschuss geratene Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki schließt einem Medienbericht zufolge einen Rücktritt nicht aus.

Der «Rheinischen Post» sagte der Erzbischof: «Die Übernahme von Verantwortung, die ich von allen anderen verlange, werde ich auch mir abverlangen.» Die Zeitung hatte ihn gefragt, ob er möglicherweise zurücktrete, wenn ihm das neu in Auftrag gegebene Gutachten des Juristen Björn Gercke ein pflichtwidriges Verhalten attestiere. «Das Gutachten von Professor Gercke wird auch meine Rolle in diesem Fall beurteilen», zitierte die RP den Kardinal. Er habe «schmerzliche» Fehler gemacht. «Ich hoffe sehr, dass der Vertrauensverlust wiedergutzumachen ist.»

Der Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Thomas Sternberg, bezeichnete Woelkis Verhalten am Samstag im Deutschlandfunk als «katastrophal». Zwar habe der Kölner Kardinal nun endlich über Verantwortung gesprochen. Dies hätte er aber bereits zu Weihnachten tun sollen.

Woelki hatte zunächst die Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl damit beauftragt, zu untersuchen, wie Bistumsverantwortliche in der Vergangenheit mit Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs gegen katholische Priester umgingen. Dieses schon seit Monaten vorliegende Gutachten hält Woelki jedoch unter Verschluss hält. Er führt dafür rechtliche Bedenken an und verweist stets auf die Veröffentlichung des neuen Gercke-Gutachtens am 18. März. Der von ihm beauftragte Strafrechtler Gercke habe 236 Fälle aus dem Erzbistum Köln untersucht.

Das Erzbistum war zu dem RP-Bericht - einem Interview mit Woelki im Wortlaut - zunächst nicht erreichbar.

© dpa-infocom, dpa:210206-99-325268/3

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