Touristen irritiert: Bundeswehr-Soldaten marschieren am Brandenburger Tor auf - das steckt dahinter

Anders als in preußischen Zeiten ist das Militär in Berlin kaum sichtbar - umso mehr Beachtung erhielten Soldaten nun bei einem Marsch mitten durch die Hauptstadt.
Berlin - Öffentliche Aufmärsche von Bundeswehr-Soldaten sind in der Bundesrepublik nicht an der Tagesordnung - auch nicht in der Hauptstadt. Entsprechend irritiert und neugierig schauten Touristen am Freitag am Brandenburger Tor, als eine Bundeswehr-Truppe in Tarnfarben und mit Deutschlandfahne aufmarschierte. Zuvor zogen die Soldaten an der Siegessäule auf dem Großen Stern und am Reichstagsgebäude vorbei, wie man auf der Instagram-Seite der Bundeswehr sehen kann. Ziel der Marschstrecke war der Paradeplatz vor dem Bendlerblock.
Bundeswehr marschiert mitten in Berlin: Trauermarsch für 111 Tote im Auslandseinsatz
Auf der Instagram-Seite klärt die Bundeswehr auch auf, was hinter der Aktion steckte: Es war der zweite Marsch zum Gedenken an alle Bundeswehrangehörigen, die im Auslandseinsatz ihre Leben verloren. Zur Ehrung er Toten marschierten die Soldaten über vier Tage insgesamt 110 Kilometer bis nach Berlin. Kürzlich wurde in Berlin ein Bundeswehr-Soldat von zwei Unbekannten angegriffen.
Seit 1992 verloren insgesamt 111 Bundeswehr-Angehörige ihr Leben - 37 fielen durch Feindeshand, 74 kamen durch andere Umstände ums Leben. Besonders viele Kameraden starben in Afghanistan (58) und im Kosovo (28). In Bosnien und Herzegowina ließen 19 Bundeswehr-Soldaten ihr Leben.
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Bundeswehr hat nun einen „Wald der Erinnerung“ und ein „Ehrenmal“
Die Trauer- und Gedenkkultur bei der Bundeswehr nimmt in Deutschland eine immer wichtigere Stellung ein - insbesondere seit dem verlustreichen Afghanistan-Einsatz. Neben dem staatlichen Volkstrauertag zur Erinnerung an die Kriegstoten und Opfer der Gewaltherrschaft aller Nationen hat die Bundeswehr mittlerweile auch einen „Wald der Erinnerung“ als Trauerort auf dem Gelände des Einsatzführungskommandos nahe Potsdam. Er vereint die Ehrenhaine der Bundeswehr aus den Einsatzgebieten. Zudem gibt es seit 2009 das Ehrenmal zum Gedenken an verstorbene Soldaten am Berliner Sitz des Verteidigungsministeriums.
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Am Gedenkmarsch nahm auch CDU-Politiker Peter Tauber teil, der kürzlich als neuer Verteidigungsminister gehandelt wurde, dann jedoch lediglich Parlamentarischer Staatssekretär blieb.
Pannen und Flops: Viele Baustellen bei der Bundeswehr
Derweil hat die Bundeswehr, die nun die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer übernommen hat, viele Baustellen zu bearbeiten. Beispielsweise haben derzeit alle Tiger-Kampfhubschrauber Startverbot, wegen möglicher Sicherheitsmängel. Damit nicht genug: Viele Bundeswehr-Piloten beklagen, dass sie zu wenige Flugstunden haben. Nur 512 der 875 Piloten sind ausreichend in Übung. Auch im Heer häufen sich die Probleme, so kosten 350 Panzer des Typs Puma dem Verteidigungsministerium fast doppelt so viel wie veranschlagt. Und bei der Marine ist die Sanierung des Schulschiffs "Gorch Fock" eine unendliche Geschichte. Ursula von der Leyen wünscht sich dieses Lied zum Zapfenstreich. Die Lacher auf seiner Seite hatte das Verteidigungsministerium Ende August: Der renommierten britischen Zeitung The Times war ein Wehrmacht-Flop unterlaufen. Die Bundeswehr-Kommandeure sollen bei Ausrüstungsmängeln selbst tätig werden. Deshalb wird ihnen einem Bericht zufolge eine Geldsumme zur Verfügung gestellt.
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