Update von 19.51 Uhr: Am Vorabend des EU-Gipfels zum Brexit haben sich Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron vorsichtig optimistisch über eine Einigung mit Großbritannien geäußert. "Nach dem, was ich in den vergangenen Tagen gehört habe, glaube ich noch etwas mehr an ein solches Abkommen", sagte Merkel zum Abschluss des deutsch-französischen Ministerrats in Toulouse.
Macron sagte mit Blick auf die am Donnerstag beginnenden Beratungen der Staats- und Regierungschefs in Brüssel: "Ich denke, dass eine Einigung auf dem Weg ist und wir morgen darüber sprechen können."
Merkel würdigte insbesondere die Leistung von EU-Brexit-Unterhändler Michel Barnier. "Jetzt sind wir auf den letzten Metern und jetzt drücke ich ihnen die Daumen", sagte die Kanzlerin.
Update von 17.32 Uhr: Die Brexit-Verhandlungen sind nach Angaben des EU-Ratspräsidenten Donald Tusk kurz vor dem Ziel ins Stocken geraten. „Gestern hätte ich darauf gewettet, dass der Deal fertig ist“, sagte Tusk am Mittwoch im polnischen Fernsehen. „Heute sind wieder Zweifel aufgekommen.“ Die Situation im britischen Parlament sei kompliziert. Doch die Grundlagen des Abkommens sind dem EU-Ratspräsidenten zufolge fertig und die Gespräche werden fortgeführt.
„In sieben bis acht Stunden sollte alles klar sein“, sagte der polnische Politiker am Nachmittag weiter. „Alles läuft in die richtige Richtung, aber wie Sie alle sehen können, ist mit dem Brexit und vor allem mit unseren britischen Partnern alles möglich ...“ Ursprünglich habe er schon am Mittwochvormittag mit einem fertigen Text zur Einigung gerechnet. Er werde immer dafür sein, dass Großbritannien ein Teil der europäischen Gemeinschaft sei. Aber wenn das unmöglich sei, dann ist „ein guter Deal 100 Mal besser als kein Deal“.
Update von 16.14 Uhr: Die Brexit-Verhandlungen laufen weiterhin auf Hochtouren. Am Mittwochmorgen wurden die Gespräche wieder aufgenommen. Allerdings sei es dabei zu grundlegenden Differenzen gekommen. Das berichtet die Times. Demnach brach der britische Chef-Unterhändler David Frost die Gespräche am Morgen ab, um Rücksprache mit Premier Boris Johnson zu halten. Das Blatt berichtet von einer „Sackgasse“ bei den Verhandlungen. Es könnte sich aber auch um eine letzte Absprache zwischen dem Unterhändler und dem Premier handeln, bevor es zu einer Einigung kommt.
Update von 14.40 Uhr: Der Nachrichtensender Sky News hat für Briten, die müde vom endlosen Drama um den Brexit-Austritt sind, einen neuen TV-Kanal ins Leben gerufen. Am Mittwoch geht erstmals der neue Sender Sky News Brexit-Free auf Sendung und spart sämtliche Themen rund um den EU-Austritt Großbritanniens aus, so eine offizielle Mitteilung. Eine Studie habe gezeigt, dass ein Drittel der Befragten die Nachrichten gänzlich meide. Mehr als 70 Prozent gaben demnach den Brexit als Grund an. Sie fühlten sich durch die scheinbar endlose politische Debatte zum Thema frustriert.
Sky News Brexit-Free sei ein "gewagter Ansatz", sagte John Ryley, seines Zeichens Chef von Sky News. Doch er sei überzeugt, dass die Zuschauer ihn nützlich finden würden. "Der neue Sender gibt den Menschen einfach die Möglichkeit, eine Pause einzulegen und sich über Probleme abseits von Westminster und Brüssel zu informieren." Der Sender werde "schonungslosen, originellen Journalismus" liefern, sagte Ryley weiter.
Der Kanal Sky News Brexit-Free sendet künftig werktags zwischen 18.00 und 23.00 Uhr MESZ. Der Hauptsender selbst wird indes weiterhin über den EU-Austritt Großbritanniens berichten.
Brüssel - Nach stundenlangem Ringen bis Mitternacht haben die Verhandlungsteams am Mittwochvormittag ihre Gespräche in Brüssel wieder aufgenommen. Beide Seiten hatten Diplomaten zufolge am Dienstag begonnen, eine mögliche Einigung in einen Rechtstext zu übertragen. Doch offenbar bleiben noch grundsätzliche Fragen zum Status von Nordirland zu klären. Die bisherigen Entwicklungen können Sie in diesem News-Ticker nachvollziehen.
EU-Chefunterhändler Michael Barnier berichtete am Mittwoch von Fortschritten. Die Gespräche seien konstruktiv verlaufen, doch noch gebe es erhebliche Probleme zu lösen, habe Barnier in der Sitzung der EU-Kommission laut des EU-Kommissars Dimitris Avramopoulos erklärt. Der irische Sender RTÉ zitierte Barnier sogar mit den Worten, ein Brexit-Deal noch am Mittwoch sei wahrscheinlich.
Der britische Premierminister Boris Johnson will sein Land am 31. Oktober aus der EU führen, notfalls auch ohne Abkommen mit der EU. Allerdings hatte das britische Parlament Johnson im September per Gesetz dazu verpflichtet, eine Brexit-Verschiebung zu beantragen, sollte es bis zum 19. Oktober keine Einigung mit der EU auf ein Abkommen geben.
Am Mittwochnachmittag gegen 14 Uhr soll Barnier die EU-Botschafter über den Stand der Verhandlungen informieren. Gibt er grünes Licht, könnte sich der EU-Gipfel mit einer möglichen Einigung befassen. Die Staats- und Regierungschefs würden dabei entscheiden, ob sich der gefundene Kompromiss innerhalb der von ihnen vorgegebenen roten Linien bewegt.
Selbst bei einem Durchbruch der Gespräche zwischen London und Brüssel bleibt die Frage, ob Premier Johnson das Abkommen dann auch durch das Unterhaus bekommt. Brexit-Hardliner wehren sich dagegen, dass Grenzkontrollen zwischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs stattfinden. Insbesondere die mit Johnsons konservativen Tories verbündete nordirische DUP gilt hier als Unsicherheitsfaktor.
Kommt es vor dem EU-Gipfel nicht mehr zu einem Durchbruch, könnten die EU-Staats- und Regierungschefs die Brexit-Frage vor Ende Oktober auch auf einem Sondergipfel diskutieren. In Brüssel gilt daneben selbst bei einem Abkommen eine "technische Verlängerung" beim Brexit als wahrscheinlich. Denn die Zeit, um eine Vereinbarung in den Parlamenten zu ratifizieren, bis Ende Oktober wird schon jetzt als zu knapp erachtet.
Der Brexit scheint nun mit großen Schritten zu nahen. Im Europaparlament verabschiedet sich Nigel Farage mit markigen Worten. Am Donnerstag hat die Queen das Wort. Am Donnerstag, 9. Januar, stimmt das britische Unterhaus über Johnsons Brexit-Deal ab.
lks mit afp