Coronavirus: Bundeswehr sucht Freiwillige für Sanitätsdienst - die Reaktion kommt umgehend

Die Coronavirus-Infektion hat auch die Streitkräfte erreicht - die Bundeswehr musste zeitweilig ihr Personal reduzieren. Der Sanitätsdienst bekommt jetzt aber Verstärkung.
- Einem Medienbericht zufolge hat auch die Bundeswehr mit Coronavirus-Fällen zu kämpfen.
- Die Bundeswehr ist bemüht, ihre Einsatzbereitschaft zu bewahren.
- Eine Ausbildungs-Mission der Streitkräfte im Ausland wurde demnach ausgesetzt.
Update vom 16. März 2020, 13.10 Uhr: Der Sanitätsdienst der Bundeswehr hat auf seinen Aufruf an Reservisten wegen der Corona-Krise seit Freitag 730 Anfragen erhalten. „Davon können recht zeitnah 380 Reservistinnen und Reservisten beim Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzt werden“, sagte ein Sprecher am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Es habe sich auch Fachpersonal gemeldet, das vorher nicht in der Bundeswehr gearbeitet habe. Diese Interessenten seien an zivile Hilfsorganisationen, wie das DRK, die Johanniter oder die Malteser verwiesen worden.
Um Reservisten kurzfristig für den Dienst in sogenannten stationären Gesundheitseinrichtungen der Bundeswehr zu gewinnen, hat der Sanitätsdienst eine Hotline unter der Nummer 0261 896 32444 eingerichtet. Gesucht werden militärisch ausgebildete Pflegefachkräfte, Krankenpfleger, Notfallsanitäter, Laborassistenten und pharmazeutisch-technische Assistenten.
Coronavirus-Fälle: Bundeswehr nennt Zahlen - und sagt Teilnahme an Riesen-Manöver ab
Update vom 13. März 2020: Wegen der Coronavirus-Pandemie steht das Großmanöver "Defender Europe 2020" offenbar vor dem Aus: Nach der "faktischen Aussetzung" der Truppenbewegungen der US-Streitkräfte sagte die Bundeswehr am Freitag ihre Beteiligung an einer gemeinsamen Militärübung ab. Konkret gehe es um die deutsche Truppenbeteiligung mit rund 2500 Soldaten vom 16. bis 30. April auf den Übungsplätzen Bergen und Munster in Niedersachsen, teilte die Bundeswehr am Freitag mit.
Bei der Bundeswehr gibt es bislang 15 bestätigte Corona-Fälle sowie eine "zweistellige" Anzahl von Verdachtsfällen. Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Berlin sagte, wurden mehrere multinationale Übungen der Streitkräfte wegen der Ausbreitung des Virus bereits deutlich reduziert. Eine Übung der "EU Battle Groups" im nordbayerischen Wildflecken finde nur noch für die Armeestäbe und "computerunterstützt" statt.
Zudem hätten fünf von ursprünglich neun Nationen ihre Teilnahme abgesagt. Geplant gewesen war eine Übung mit mehreren tausend Soldaten, wie der Ministeriumssprecher sagte. Auch die Übung "Cold Response" in Norwegen wurde demnach "deutlich zurückgefahren".
Generell setze die Bundeswehr die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts um, sagte der Sprecher weiter. Demnach sind etwa 1200 Betten für erkrankte Soldaten vorbereitet, zusätzlich wurden Isolationsmöglichkeiten geschaffen. Vor jedem Kontingentwechsel werde vorher das Personal untersucht.
Coronavirus-Fälle: Bundeswehr rechnet mit „Verschärfung der Lage“ - Dokumente durchgesickert
Erstmeldung: Berlin - Die Bundeswehr geht offenbar von sich verschärfenden Problemen mit dem neuartigen Coronavirus aus. Das geht offenbar aus mehrere Verschluss-Sachen der Armee zur Coronavirus-Lage in Deutschland hervor, aus denen bild.de zitiert.
Demnach schätzen die Kommandeure aktuell: „Von einer Verschärfung der Lage ist auszugehen.“ Die Bundeswehr wolle „unter Einhaltung der gebotenen Schutzmaßnahmen“ ihre Einsatzbereitschaft aufrechterhalten und Zivilisten im Kampf gegen die Infektion* unterstützen.
Unter anderem der Militärische Abschirmdienst (MAD) und der Geheimdienst der Bundeswehr seien betroffen, heißt es in dem Bild-Artikel vom 5. März weiter. Bei einem MAD-Mitarbeiter sei das Coronavirus festgestellt worden, am Standort in Köln sei daraufhin das Personal vorübergehend reduziert worden. Ein Sprecher des Instituts betonte auf Anfrage der Webseite aber, dass der MAD „jederzeit arbeitsfähig“ gewesen sei.
Coronavirus-Fall beim Militärischen Abschirmdienst (MAD) - sofortige Quarantäne
Wie Bild.de weiter berichtet (Artikel hinter Bezahlschranke), gab es am 5. März bei der Bundeswehr 25 „begründete Verdachtsfälle“ auf eine Coronavirus-Infektion*. Ein Beispiel: Das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf. Hier habe sich ein italienischer Soldat nach der Rückkehr aus Italien beim Truppenarzt mit Coronavirus-Symptomen* krankgemeldet, er wurde den geheimen Dokumenten zufolge umgehend in Quarantäne gesteckt.
Im Amt für Heeresentwicklung in Köln beeinträchtigte ein Coronavirus-Verdachtsfall kurzzeitig den Betrieb: „Um seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schützen, wurde das im Amt für Heeresentwicklung eingesetzte Personal zeitweilig reduziert. Die Arbeitsfähigkeit war aber jederzeit sichergestellt. Seit Mittwoch läuft der Dienstbetrieb im Amt für Heeresentwicklung wieder regulär“, zitiert Bild.de einen Bundeswehr-Sprecher.
Verdachtsfälle auf Coronavirus bei Bundeswehr: Spur führt zum Karneval
Im Ausland eingesetzte Bundeswehr-Soldaten seien aktuell nicht infiziert. Allerdings sei die Bundeswehr-Ausbildung im Nordirak als „Präventionsmaßnahme“ für zwei Wochen ausgesetzt worden. Die Bundeswehr hatte im Januar 2019 nach der Eskalation des Iran-Konflikts ihre Ausbildungsmission im Zentralirak gestoppt.
Der erste mit dem neuen Coronavirus angesteckte Bundeswehr-Soldat ist dem Bericht zufolge inzwischen wieder bei Gesundheit. Er soll sich beim Karneval im Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen mit dem Coronavirus infiziert haben.
Mehr zum Thema Corona im Video: Der Weg des Virus nach Deutschland
Die Regierungschefs der G7-Staaten beraten am Montag in einer Video-Konferenz zur Coronavirus-Pandemie und dem Umgang damit. Gastgeber wird Donald Trump sein. In Deutschland bricht im Sommer 2020 eine Debatte über die Wehrpflicht aus.
frs
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