Corona-Krise: Altmaier denkt an einschneidende Maßnahme - Kühnert: „Natürlich Quatsch“

Wirtschaftsminister Altmaier hat einen Vorschlag gegen die wirtschaftlichen Corona-Folgen - er will „Bedenkenträger“ und „Ideologie“ in die Schranken weisen.
- Die Corona-Pandemie trifft die deutsche Wirtschaft hart - trotz aller Maßnahmen der Bundesregierung*.
- Wirtschaftsminister Peter Altmaier denkt nun an ein für alle spürbares Mittel, erntet aber Spott aus der SPD.
- Die Freiberufler im Land schlagen unterdessen heftig Alarm. Viele sehen ihre Existenz bedroht.
Berlin - Angela Merkels schwarz-rote Bundesregierung überlegt, mithilfe welcher Maßnahmen sie die üblen wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie abfedern kann - Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist dabei auf ein Mittel verfallen, dass großen Einfluss auf die Leben vieler Menschen haben könnte. In einem Interview mit der Welt am Sonntag nannte er längere Laden-Öffnungszeiten als einen möglichen Weg der wirtschaftlichen Gesundung.
Coronavirus in Deutschland: Altmaier denkt an längere Öffnungszeiten
„Wir sollten bei bestimmten bürokratischen Anforderungen flexibler reagieren, um Unternehmen die Chance zu geben, ihre verlorenen Umsätze nachzuholen, etwa durch verlängerte Öffnungszeiten“, erklärte Altmaier in dem Gespräch.
Gegner dieser Forderung nannte der Minister „Bedenkenträger“ - und forderte sie auf, „Ideologie bei Seite zu legen“. Jede kommende Maßnahme müsse darauf geprüft werden, ob sie nach den Belastungen der schwersten Corona*-Phase einen Beitrag zum Aufschwung leisten könne. In Deutschland herrsche eine zu starke Furcht, durch Liberalisierung und Entbürokratisierung lang erkämpfte Standards aufzugeben.
Corona-Krise: „Natürlich auch Quatsch“ - Kühnert spottet über Vorschlag von Merkels Wirtschaftsminister
Konkret schlug Altmaier unter anderem vor, „ausgefallene verkaufsoffene Sonntage nachzuholen“. Etwas vager nannte er zudem die Option, „verschiedene bürokratische Belastungen“ auszusetzen. Nächste Woche solle zugleich ein „Fünf-Punkte-Maßnahmenpaket“ vorgelegt werden, um die finanziellen Bedingungen für den Export zu verbessern.
Kritik aus den Reihen der Koalition ließ allerdings nicht lange auf sich warten. SPD-Vize Kevin Kühnert äußerte sich auf Twitter spöttisch zu dem Vorstoß: Längere Ladenöffnungszeiten machten lediglich die Freizeit vieler Betroffener „noch unplanbarer“, betonte er. Einkommen und die Möglichkeit, Geld in Konsum zu stecken, stiegen durch eine solche Maßnahme nicht - entsprechende Gedanken seien „natürlich auch Quatsch“.
Corona: Wirtschaft wieder etwas optimistischer - doch eine Gruppe schlägt Alarm
Klar scheint aber, dass es in der Corona-Krise weite große Sorgen unter den Selbstständigen in Deutschland gibt. Zwar hatte sich zuletzt der „Ifo-Geschäftsklimaindex“ zuletzt auf niedrigem Niveau spürbar erholt. Doch unter den deutschen Freiberuflern hat sich die Stimmung im Zuge der Corona-Pandemie deutlich verschlechtert.
Das hat eine Konjunkturumfrage im Auftrag des Bundesverbandes der Freien Berufe (BFB) ergeben, die dieser am Sonntag veröffentlichte. Danach verdoppelte sich fast der Anteil derjenigen, die ihre gegenwärtige Geschäftslage als schlecht bewerten - von knapp 17 Prozent im vergangenen Sommer auf jetzt nahezu 31 Prozent.
Deutsche Wirtschaft in Corona-Nöten: Viele Freiberufler sehen ihre Existenz bedroht
Gut schätzen ihre Situation momentan nicht einmal 29 Prozent der Befragten ein, während es vor Jahresfrist noch mehr als 41 Prozent waren. Für fast jeden dritten Freiberufler erscheine der entstandene wirtschaftliche Schaden existenzbedrohend. Vielfach machten sich Auftragsrückgänge bemerkbar.
Die eingetrübte Stimmung gelte für alle vier Gruppen: technisch-naturwissenschaftliche sowie rechts-, steuer- und wirtschaftsberatende Freiberufler, freie Heilberufe und freie Kulturberufe. Allesamt sähen auch dem kommenden halben Jahr pessimistischer als 2019 entgegen: Erwarteten damals gut 11 Prozent eine ungünstigere Entwicklung, seien es derzeit rund 57 Prozent.
An die Bundesregierung richtete der BFB die Forderung, bei ihren Programmen nachzusteuern, „etwa bei der Überbrückungshilfe durch eine Verlängerung sowie einen Unternehmerlohn“. Die rund 1,43 Millionen selbstständigen Freiberufler beschäftigten den Angaben zufolge mehr als vier Millionen Mitarbeiter. (fn/dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.