Afghanischer Unternehmer soll russisches Geld zur Tötung von Amerikanern ausgegeben haben - Was weiß Trump?
Die New York Times berichtet von russischen Prämien für getötete Nato-Soldaten an die Taliban. Donald Trump wurde angeblich darüber informiert, streitet das jedoch vehement ab.
- Laut eines Berichts der New York Times hat Russland ein Kopfgeld an Taliban gezahlt, wenn sie Nato-Soldaten töteten.
- Russland weist den Bericht zurück, auch aus Afghanistan kommen Dementi.
- US-Präsident Donald Trump* soll im März über die Lage informiert worden sein - streitet das aber ab.
Update vom Donnerstag, 02.07.2020, 16.21 Uhr: Der Verdacht, dass Russland Prämien auf NATO-Soldaten aussetzt, verhärtet sich. Ein afghanischer Unternehmer soll auf bislang ungeklärtem Weg zu Reichtum gekommen sein, wie die „New York Times“ berichtet. Er soll ein zentrales Puzzlestück in den russischen Verwicklungen in Afghanistan sein. Offenbar soll er als Mittelsmann jahrelang Gelder einer russischen Geheimdiensteinheit an Talibankämpfer als Prämie für das Töten von US-Truppen ausgegeben haben.
Azizi soll dem Zugriff amerikanischer Geheimdienste entronnen sein und befände sich derzeit in Russland. Bei Hausdurchsuchungen konnte etwa eine halbe Million Dollar in Bargeld gefunden werden. Amerikanische und Afghanische Offizielle vermuten bereits seit Jahren, dass Russland verborgene Operationen gegen die US-Einsätze in Afghanistan führt. Erst kürzlich wurde jedoch bekannt, dass eine russische Spionageeinheit Kopfgelder für das Töten von NATO-Truppen bezahlt. Der Kreml und die Taliban stritten dies ab.
Erstmeldung, 01.07.2020, 13.34 Uhr: Washington - Russische Geheimdienste sollen in Afghanistan Taliban-Kämpfern Prämien gezahlt haben, wenn diese erfolgreiche Attentate auf Nato-Soldaten verübten. Besonders viel Geld gab es angeblich, wenn bei den Angriffen Soldaten der USA und Großbritanniens getötet wurden. Das berichtet die US-Zeitung „New York Times“ und beruft sich dabei auf Geheimdienstkreise in den USA.
Donald Trump soll seit März von russischen Prämien an Taliban gewusst haben
Wie die Zeitung weiter berichtet, soll US-Präsident Donald Trump bereits im März über die Kopfgeldzahlungen informiert worden sein. Trump habe daraufhin die Lage mit seinem Nationalen Sicherheitsrat erörtert und mögliche Reaktionen erarbeitet. Diese sollen von öffentlichen Beschwerden bis zu Sanktionen gereicht haben. Durchgesetzt wurde jedoch keine der Maßnahmen.
Trumps Team im Weißen Haus bestreitet aber vehement, dass der Präsident zu irgendeinem Zeitpunkt über die Erkenntnisse seiner Geheimdienste Bescheid gewusst hatte. Allen voran Donald Trumps Pressesprecherin Kayleigh McEnany. Dem Vorwurf, Trump würde seine täglichen Geheimdienst-Briefings gar nicht lesen, begegnete die 32-Jährige: „Der Präsident liest! Und er nimmt Informationen auch mündlich auf.“ Als sei das nicht genug, legte McEnany nach: „Unser Präsident ist die am meisten informierte Person auf dem Planeten Erde, wenn es um die Gefahren geht, denen wir gegenüber stehen.“ Dem widersprechen laut CNN gleich mehrere nicht genannte Geheimdienstmitarbeiter. Es sei „absurd" zu glauben, der US-Präsident würde eine derart sensible Information nicht vorgelegt bekommen, zitiert CNN einen leitenden Angestellten.

Bislang ist nicht geklärt, ob die radikal-islamistische Gruppierung wirklich Geld für getötete US-Soldaten erhalten habe. Insgesamt sind seit Beginn der Kampfhandlungen in Afghanistan bis zum Jahr 2018 2.372 Mitglieder der US-Armee getötet worden. Im Jahr 2019 waren es laut der „New York Times“ 20 US-Soldaten, die in Kampfhandlungen gestorben sind. Im Jahr 2020 soll es noch 4 Todesfälle gegeben haben. Seit Februar dieses Jahres haben die Taliban keine amerikanischen Militäreinrichtungen oder militärisches Personal mehr attackiert.
Aktuelles: Die Lage spitzt sich zu - Alles zur Corona-Krise in den USA in unserem Live-Ticker
Wladimir Putin kennt Bericht über Prämien für Taliban angeblich nicht
Laut Dmitry Peskov, Pressesprecher von Wladimir Putin, ist die Affäre um russisches Kopfgeld für Taliban-Kämpfer bislang kein Thema im Kreml. Man werde sich zu gegebenem Zeitpunkt zu den Anschuldigungen äußern. Die russische Botschaft in Washington erklärte den Bericht der „New York Times“ umgehend als „Fake News“, also nicht der Wahrheit entsprechend. Im Kurznachrichtendienst Twitter berichtete die Botschaft von Todesdrohungen gegen Mitarbeiter der Botschaften in Washington und London infolge des Berichts der Zeitung.
Auch die Taliban wiesen den Bericht zurück. Sie erklärten, sie stünden weiterhin zu dem im Februar mit Washington unterzeichneten Abkommen, das Basis für einen Abzug der ausländischen Truppen in Afghanistan sein soll. „Der 19-jährige Dschihad des Islamischen Emirats ist nicht der Wohltätigkeit irgendwelcher Geheimdienstorgane oder fremden Ländern geschuldet“, erklärte ein Sprecher der Taliban in Kabul. Gegenüber der New York Times gaben die Taliban an: „Unsere gezielten Tötungen haben wir schon Jahre vorher durchgeführt und uns dafür immer auf unsere eigenen Ressourcen verlassen.“ Laut eines Berichts der Nachrichtenagentur AFP gilt es als verbucht, dass die Taliban aber sehr wohl Geld vom pakistanischen Geheimdienst erhalten.
Kayleigh McEnany sagt, Donald Trump sei nicht informiert worden
Das Weiße Haus hat den Bericht der New York Times ebenfalls weit von sich gewiesen – vor allem die dort enthaltene Meldung, dass US-Präsident Donald Trump seit März von den Kopfgeldzahlungen an die Taliban gewusst haben soll. „Weder der Präsident noch der Vizepräsident* wurden über die angeblichen russischen Geheimdienst-Prämien informiert“, sagte McEnany bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Der New York Times warf sie Ungenauigkeiten in der Berichterstattung vor. Die Existenz der Geheimdienstinformationen schloss McEnany aber nicht aus.
Die ehemalige Sowjetunion war 1979 in Afghanistan einmarschiert und hatte dort zehn Jahre lang einen Krieg gegen islamistische Milizen geführt, die damals noch finanziell und bei der Ausrüstung von den USA unterstützt wurden. Nach einem zermürbenden Krieg zogen sich die sowjetischen Soldaten schließlich wieder zurück und überließen das Land den Milizen, die sich in der Folge zu den Taliban zusammenschlossen.
Die New York Times wirft Russland in ihrem Bericht nicht nur vor, Prämien für Angriffe auf Nato-Soldaten zu zahlen. Sich ebenfalls auf Geheimdienstberichte berufend berichtet die Zeitung auch von „verdeckten Operationen“, die russische Geheimdienstagenten in Europa durchgeführt hätten. Ziel sei es, die westliche Welt zu destabilisieren.
Donald Trump plant seit Amtsbeginn, den langjährige Einsatz von US-Soldaten in Afghanistan zu beenden. Der Abzug der Truppen war eines der bestimmenden Wahlkampfthemen* des amtierenden US-Präsidenten. (Daniel Dillmann, mit Agenturen)*fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Redaktionsnetzwerks
Unterdes tragen zwei Trump-Fans selbstbewusst ihre Hakenkreuz-Masken* zur Schau. Es kommt zur Konfrontation an einer Walmart-Kasse in der Stadt Marshall. Das Video geht viral.