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EU-Sanktionen halten Russlands Luxuswein nicht auf

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Luxusweine sind beliebt in der russischen Oberschicht, Putin eng mit den Herstellern verbandelt. Eine Recherche zeigt, wie Putins Winzer offenbar Sanktionen umgehen.

Moskau - Für luxusverwöhnte russische Millionäre und Milliardäre ist guter Wein von essenzieller Bedeutung. Auch Präsident Wladimir Putin ist ein großer Liebhaber edler Tropfen. Seine als „Putins Palast“ bekannte Luxusvilla, die der russische Oppositionelle Alexej Nawalny Anfang 2021 mit einem investigativen Video bekannt gemacht hat, liegt in einer malerischen Landschaft am Schwarzen Meer, in der in den vergangenen Jahren zahlreiche Weingüter eröffnet wurden. Eine Recherche der Deutschen Welle (DW) enthüllt, wie die russische Luxusweinindustrie die westlichen Sanktionen umschifft, um weiterhin Luxusprodukte zur Herstellung ihrer Weine zu beziehen.

Hersteller russischer Luxusweine eng mit Purin verbandelt

Mit „Putins Palast“ will der russische Staatschef nichts zu tun haben. Die Gegend scheint er aber gut zu kennen. Gleich nebenan liegt das benachbarte Gut von Abrau Durso, einem berühmten russischen Weinhändler, von dem Putin sich in einer Fernsehsendung vom Januar 2021 tief beeindruckt zeigte. „Von allem, was ich dort sah, interessierte mich nur eines - die Weinherstellung“, sagte er laut der DW damals. Die Hersteller russischer Luxusweine dürften sich der Protektion Putins sicher sein, wenn sie nicht ohnehin mit ihm freundschafltich verbunden sind.

Hauptaktionär von Abrau Durso ist der DW zufolge Boris Titow, ein Freund und Berater Putins und zugleich Ombudsmann der russischen Wirtschaft. Putins Lieblingswein Usadba Divnomorskoe, mit dem Staatsgäste wie Xi Jinping bewirtet werden, wird auf Gütern angebaut, die einer Tochterfirma von Abrau Durso gehören. 2019 wurde sie von Gennadij Timtschenko, einem Oligarchen aus Putins engstem Kreis, aufgekauft. An dem Deal soll auch der Sohn eines Jugendfreundes Putins beteiligt gewesen sein.

Sanktionen treffen Putins Winzer besonders hart

Die Herstellung ihrer Luxusweine lassen sich russische Wein-Mäzene wie Boris Titow einiges kosten. Es werden nur europäische Spitzenprodukte herangezogen, wie Fässer und Designerflaschen aus Frankreich und Italien oder Korken aus Portugal. Das würden Zolldaten und Instagram-Beiträge belegen, berichtet die DW.

So werde Putins Lieblingswein Usadba Divnomorskoe auf Empfängen in italienischen Designerflaschen der Marke Vetri Speciali serviert. Der Hersteller prahlt auf Instagram, diese Flaschen „nur mit den besten Korken führender Lieferanten“ zu verkorken. Damit kann nur edler Naturkorken aus Portugal gemeint sei, auf das 70 Prozent der weltweiten Korkproduktion entfallen. Zolldaten würden belegen, dass die Weinkellerei Usadba Divnomorskoe die Korken von Corticeira Amorim verwendet, dem weltweit führenden führende Hersteller von Produkten aus Korkeichen

Beste Fässer aus Frankreich, beste Flaschen aus Italien, beste Korken aus Portugal. Kurzum, alle führenden Lieferanten für die Produktion von Premiumwein sind in der EU. Die aber hat scharfe Sanktionen gegen Russland erhoben, um Putin zu einer Beendigung des Ukraine-Krieges zu bewegen. Das trifft Putins Winzer, die von europäischen Produkten abhängig sind, in besonderem Maße. Unternehmen wie Vetri Speciali und Corticeira Amorim arbeiten nicht mehr mit russischen Geschäftspartnern zusammen, es drohen immerhin Bußgelder von bis zu 10.000 Euro

Umgehen russische Weinhersteller Sanktionen über die Türkei?

Auf Anfrage der DW bestätigt Vetri Speciali, dass „alle Wirtschafts- und Geldtransaktionen mit Russland eingestellt“ wurden. „Wir liefern unsere Produkte nicht mehr nach Russland, auch nicht an die russische Weinkellerei ‚Usadba Divnomorskoe‘“, zitiert DW aus deren Antwort. Corticeira Amorim äußerte sich ähnlich. „Wir haben unsere ehemaligen Kunden in Russland informiert, dass wir sie wegen der russischen Invasion in der Ukraine nicht weiter beliefern wollen“, sagte das Unternehmen der DW.

Der Anlass für die Anfrage an den portugiesischen Korkhersteller: Zolldaten würden zeigen, dass Abrau Durso ab Juli 2022 weiterhin Korken von Corticeira Amorim importierte. Zu diesem Zeitpunkt trat das EU-Embargo gegen Russland in Kraft, der Import von war von da an illegal. Deshalb wurden die portugiesischen Korken über die Türkei nach Russland importiert. Das gehe aus den Zollunterlagen hervor, die das türkische Logistikunternehmen Mepline Lojistik als Absender der Zollanmeldung ausweisen würde. Vorher war der die Amorim Cork S.A. der Absender.

Für 2023 liegen noch keine Zolldaten vor. Die DW hat von Abrau Durso keine Antworten auf ihre Anfragen erhalten, ob immer noch Sanktionen über die Türkei umgangen werden. Mit Usadba Divnomorskoe war wegen fehlender Angaben auf deren Internetseite keine Kontaktaufnahme möglich. Die Jouralisten wollen unter anderem auch wissen, wie die „Kreml-Winzer“ langfristig mit den Sanktionen umzugehen gedenken. Corticeira Amorim versicherte hingegen, nichts von Lieferungen nach Russland über die Türkei zu wissen. Man werde zusätzliche Prüfungen erwägen, um das Risiko der Umgehung von EU-Sanktionen zu verringern, zitiert die DW das portugiesische Unternehmen.

Derweil verdienen auch Konzerne des Westens aufgrund des Krieges - und tun sich schwer, von dort abzuziehen.

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