Lindner will E-Fuels staatlich bezuschussen – werden sie ab Herbst deutlich günstiger?
Die FDP scheint im Rennen zwischen Elektroauto und E-Fuels auf die synthetischen Kraftstoffe zu setzten. Das kommt auf Verbraucher zu.
Bremen – Das Elektroauto als Fortbewegungsmittel der Zukunft? Nicht mit der FDP. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung setzt sich Finanzminister Christian Lindner für Steuervergünstigungen für E-Fuels ein. Sein Konzept liege der Zeitung vor. In diesem soll geplant sein, Fahrzeuge mit synthetischen Kraftstoffen von der Kraftfahrzeugsteuer zu befreien. Zudem sollen E-Fuel-Dienstwagen wie betriebliche Elektro- und Hybridelektrofahrzeuge behandelt werden.
Finanzminister Christian Lindner will E-Fuels von der Umsatzsteuer befreien – Entwurf im Herbst
Lindner will E-Fuels dennoch noch mehr unter die Arme greifen. So setzt er sich laut des Berichts dafür ein, dass in Europa ein niedrigerer Energiesteuersatz möglich wird. Außerdem will er, sobald das Europarecht dies zulässt, E-Fuels von der Umsatzsteuer befreien. Die Partei nennt den Klimaschutz als Begründung für die Pläne, denn E-Fuels seien eine Chance, bereits heute den Kohlendioxidausstoß zu verringern. Demnach sollen sämtliche klimaneutrale Antriebsformen gleich behandelt werden, also auch E-Fuels dieselben Vorteile wie Elektromobilität genießen.
Was sind E-Fuels?
Als E-Fuels werden synthetische Kraftstoffe bezeichnet, die mittels elektrischer Energie aus Wasser und Kohlenstoffdioxid (CO2) hergestellt werden. Von der FDP werden diese Kraftstoffe als klimafreundlich bezeichnet, doch müssen die E-Fuels mehrere verlustintensive Umwandlungsstufen durchlaufen, was ihre Energiebilanz im Vergleich zur Elektromobilität schlechter ausfallen lässt.
„Der Nullsteuersatz auf die Lieferung von E-Fuels soll den Anreiz für deren Nutzung erhöhen, den Übergang zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Mobilität unterstützen und den Markt für alternative Energieträger unter Wahrung der Technologieoffenheit stärken“, heißt es im Finanzministerium. Wer als Verbraucher also zwischen einem Kauf eines Elektroautos und eines mit E-Fuel-Antrieb schwankt, könnte bei einer Entscheidung für E-Fuels davon profitieren, bis nach dem Herbst zu warten. Die FDP will den Gesetzesentwurf zur Umsatzsteuerbefreiung bis dahin vorlegen.
Fraunhofer-Institut sieht E-Fuels kritisch: „Nicht sinnvoll für großflächigen Einsatz“
Zur Begründung der Pläne heißt es in seinem Haus, Klimaschutz gelinge nur mit Technologieoffenheit und Innovation. E-Fuels seien eine Chance, schon mit den heutigen Fahrzeugen den Kohlendioxidausstoß zu verringern. Sämtliche klimaneutrale Antriebsformen sollten gleich behandelt werden und E-Fuels-Fahrzeuge dieselben steuerlichen Vorteile wie die Elektromobilität genießen. Damit werde der Markthochlauf von klimaneutraler Mobilität gefördert.
In der Wissenschaft sieht man E-Fuels im Individualverkehr dagegen kritisch. So legte das Fraunhofer-Institut kürzlich ein Papier vor, in dem es E-Fuels als „nicht sinnvoll für den großflächigen Einsatz bei Pkw und Lkw“ klassifiziert. Es gebe günstigere Alternativen, zudem einen zu hohen Energiebedarf bei der Herstellung, eine fragwürdige Umweltbilanz – E-Fuels seien ein „mögliches Hindernis für die Verkehrswende“. Die Gründe, die laut den Wissenschaftlern gegen den Einsatz von mit Strom hergestellten synthetischen Kraftstoffen bei Pkw und Lkw sprechen, seien „mannigfaltig“.
Verkehrsminister Wissing: „Rennen um den Autoantrieb der Zukunft ist völlig offen“
Doch auch Lindners Parteikollege Volker Wissing hatte schon Zweifel bezüglich Elektromobilität als Antrieb der Zukunft geäußert. „Das Rennen um den Autoantrieb der Zukunft ist völlig offen“, äußerte der Verkehrsminister gegenüber der „Bild am Sonntag“. Wissing weiter: „Wir können unmöglich heute schon vorhersagen, welche Technologie sich im Jahr 2040 durchgesetzt haben wird. Möglicherweise werden E-Fuels und Wasserstoffbrennstoffzellen eine größere Rolle spielen, als sich das manche wünschen.“
Autobauer in München bei der IAA: Zuversichtlich bei langfristiger Nachfrage nach E-Autos
E-Fuels werden von der FDP also unterstützt – und der Marktanteil von E-Autos bei den Neuzulassungen in Deutschland dürfte nach Ansicht von Branchenexperten im kommenden Jahr stark zurückgehen. Grund dafür sind die geringeren Zuschüsse des Staates beim Kauf. Vor der Automobilmesse IAA in München (4. bis 10. September) zeigen sich Volkswagen und BMW aber zuversichtlich, was die langfristige Nachfrage nach E-Autos angeht. Der Automobilclub ADAC hält dagegen eine längere Anschubphase mit Geld der Steuerzahler für nötig.
Die Unternehmensberatung Deloitte erwartet 2024 einen Einbruch beim E-Auto-Absatz in Deutschland um ein Drittel. Ein Grund sei das Ende der Kaufprämien für gewerbliche Halter im September und das schrittweise Auslaufen der Prämien für private Käufer bis Ende 2025. (cgsc mit dpa)