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Leopard 2-Nachfolger: Kampfpanzer-Projekt mit Frankreich steckt weiter fest

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Deutschlands Kampf-Panzer kommt nicht voran. „Die Franzosen sind da orientierter“, lautete das Resümee bereits im Sommer.

Berlin/Paris – Es hakt bei den gemeinsamen Rüstungsprojekten von Deutschland und Frankreich. Vor allem die Entwicklung des Kampf-Panzers Typ „MGCS“ steckt fest. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) gibt es Probleme, weil Politik und Industrie unterschiedliche Interessen verfolgen. Dies dürfte daher auch Thema beim Treffen von Bundesverteidigungsminister Borius Pistorius (SPD) und seinem französischen Kollegen Sébastien Lecornu am heutigen Donnerstag (21. September) in Evreux sein.

Beschlossen war, dass beide Länder gemeinsam neue Panzer und Militärflugzeuge entwickeln. Im Falle des Kampfflugzeugs war die Führungsrolle für Frankreich vorgesehen, Deutschland sollte beim Kampf-Panzer MGCS (Main Ground Combat System) das Zepter übernehmen. Beim Kampfflugzeug der Franzosen, an dem vor allem das französische Unternehmen Dassault und die Rüstungssparte von Airbus beteiligt sind, haben die Regierungen mittlerweile so sehr Druck gemacht, dass die Arbeit vorangeht. Beim Kampf-Panzer der Deutschen hingegen sei das hingegen immer noch nicht geschehen – trotz großer Versprechen auf Seiten von Pistorius.

Ein Panzer des Typs Leopard 2 bei einer Übung in Litauen. (Archivbild)
Ein Panzer des Typs Leopard 2 bei einer Übung in Litauen. (Archivbild) © Kay Nietfeld/dpa

Für Deutschland ungünstig: Kampf-Panzer „MGCS“ hat zu wenig Druck – Frankreich profitiert

Im Juli hatte Pistorius angekündigt: „So wie Frankreich den Lead beim gemeinsamen Kampfjet der Zukunft hat, übernimmt Deutschland den Lead beim Panzer.“ Doch die Mühlen der Rüstungsindustrie laufen langsam. Bereits im Sommer 2019 hatten die Parteien das Milliardenprojekt eines gemeinsamen Kampfjets besiegelt und damit das „Luftkampfsystem der Zukunft“ (FCAS) auf den Weg gebracht – einsatzbereit soll es frühestens 2040 sein.

Für die Bundesrepublik sei das ungünstig, meint Alexander Müller, der verteidigungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion. „Beim FCAS gibt Deutschland sehr viel Forschungsgelder aus, (...) für ein Projekt, dessen Wertschöpfung im Wesentlichen in Frankreich stattfindet“, sagte er. Dabei habe es Deutschland nicht geschafft, die Entwicklung des Kampf-Panzers so voranzutreiben, dass die deutsche Industrie ihrerseits von französischen Forschungsgeldern profitiere.

Deutschland fehlt die Übersicht: Kampf-Panzer-Entwicklung

Das sieht auch der beteiligte deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall so, der bereits Nachteile bei der Auftragsvergabe bemängelt hatte. Auch die Chefin des Panzergetriebe-Herstellers Renk, Susanne Wiegand, kritisierte im Juli 2023 im Münchner Club Wirtschaftspresse: „Ich glaube, dass da nicht viel Geld übrig bleibt für die deutsche Industrie.“ Von dem Bundeswehr-Sondervermögen von 100 Milliarden Euro droht demnach die Hälfte an US-Unternehmen abzufließen.

Das liege auch daran, dass die Regierung unter Kanzler Olaf Scholz (SPD) die Branche nicht als strategisch wahrnehme: „Deutschland hat keinen politischen Kompass für die Verteidigungsindustrie. Die Franzosen sind da orientierter“, kommentierte die Firmenchefin. Kern des Konflikts sei in beiden Fällen die Frage, welches Unternehmen welche Komponenten entwickelt, so die Angaben der afp. Im Fall des Kampf-Panzers hatten sich das Münchner Rüstungsunternehmen KMW und der französische Panzerbauer Nexter zusammengeschlossen.

Kampf-Panzer „MGCS“: Deutschland will doch auch Leopard 2 weiterentwickeln

Da Projekt soll laut AFP aus französischer Sicht aus dem Gleichgewicht geraten sein, als sich auch das deutsche Unternehmen Rheinmetall beteiligte. In der vergangenen Woche hatte zudem das Handelsblatt über Pläne der deutschen Unternehmen berichtet, mit Partnern aus Italien, Spanien und Schweden einen Nachfolger für den Leopard 2 entwickeln zu wollen.

Pistorius erklärte, dass dies keine Alternative zum MGCS sei – obwohl dieser eigentlich den deutschen Leopard 2 sowie den französischen Leclerc gleichermaßen ablösen sollte. Denn das Ziel der deutsch-französischen Rüstungskooperation war, dass die Landstreitkräfte beider Länder aufeinander abgestimmt mit demselben Kampfpanzer arbeiten würden. Laut Pistorius stehe die Weiterentwicklung des Leopard 2 nicht im Widerspruch zu der Entwicklung eines neuen, gemeinsamen Systems.

Deutsch-französischer Kampf-Panzer „MGCS“: Zieht Deutschland den Leopard 2 vor?

Der Verteidigungsexperte Marc Chassillan sieht ein Problem in den Prioritäten. Während Deutschland in erster Linie den Leopard 2 weiterentwickeln wolle, lege Frankreich mehr Wert auf Zukunftstechnologien, etwa Robotik und Konnektivität. „Die deutsche Industrie hat kein Interesse an der Zusammenarbeit mit Frankreich, weil diese keine neuen Kunden bringt“, erklärte Chassillan. Bei allem politischen Willen hätten beide Seiten durchaus unterschiedliche Vorstellungen vom künftigen Panzer.

Bei ihrem heutigen Treffen in Evreux ist geplant, dass Pistorius und Lecornu die Vorstellungen der beiden Generalstäbe vom künftigen Kampf-Panzer MGCS abstimmen und bekräftigen. „Wir sind entschlossen, das Projekt MGCS weiterzuverfolgen und damit das Fundament zu einem der modernsten Panzersysteme der Welt zu schaffen“, betonte Pistorius. Anschließend könnten die Zuständigkeiten der beteiligten Unternehmen geklärt werden. (na/afp)

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