Fraport kommuniziert nicht richtig

Gleich zwei Pressekonferenzen hatte die Fraport AG in der vergangenen Woche veranstaltet. Aber Antworten gab es wieder mal keine.
Gleich zwei Pressekonferenzen hatte die Fraport AG in der vergangenen Woche veranstaltet: die erste, um bekanntzugeben, dass vom Frühjahr nächsten Jahres an Europas größte Billigfluggesellschaft in Frankfurt starten und landen wird. Die zweite, um zu verkünden, dass der diesjährige Gewinn des Flughafen-Betreibers höher ausfallen wird als ursprünglich angenommen. In beiden Veranstaltungen wurde der Vorstand erneut mit Fragen zum geplanten Terminal 3 überhäuft. Vor allem welche Airlines denn dort einziehen werden, wollten die Journalisten endlich wissen. Aber Antworten gab es wieder mal keine – weder von Vorstandschef Stefan Schulte noch von Finanzvorstand Matthias Zieschang. Dafür sei es, so der Tenor, noch viel zu früh.
Von wegen! Nun erfahren wir also von der Finanzagentur Bloomberg nicht nur, dass laut Zieschang die Golf-Airlines aller Voraussicht das neue Terminal nutzen werden. In diesem Zusammenhang erfahren wir auch den maßgeblichen Grund für die spätere Fertigstellung des Terminal 3: Um den Bedürfnissen der anspruchsvollen Kunden von Emirates, Etihad Airways oder Qatar Airways zu entsprechen, sieht sich Fraport also gezwungen, eine neue Ebene in dem Gebäude einzuziehen, so dass deutlich mehr First- und Business-Class-Lounges entstehen.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht eine völlig nachvollziehbare Entscheidung. Um die mehr als drei Milliarden Euro – die das Edel-Terminal im ersten Bauabschnitt verschlingen wird –, möglichst schnell wieder reinzuholen, tut die Fraport-Führung gut daran, die Golf-Airlines und ihre ebenso finanzstarke wie kauffreudige Klientel dort unterzubringen. Schließlich wird dort eine Einzelhandels- und Gastronomiefläche von rund 10 000 Quadratmetern zur Verfügung stehen – deutlich mehr als die 2600 Quadratmeter, die das Terminal 2 bietet, in dem Emirates & Co zurzeit noch operieren. Und das Geschäft mit diesen Flächen ist für Fraport nun mal viel einträglicher als das angestammte Brot- und Buttergeschäft mit der Flugzeug-Abfertigung.
Stellt sich nur die Frage: Warum kommuniziert der Fraport-Vorstand nicht offen, diese Entscheidungen und Vorhaben zum Terminal 3, die gerade in der Rhein-Main-Region im Fokus des öffentlichen Interesses stehen? Schon die Information, dass sich die Fertigstellung des Terminal 3 um voraussichtlich ein Jahr verzögern wird, hatte das Unternehmen Anfang September im allerletzten Satz einer sehr langen Mitteilung versteckt. Von einer neuen Ebene und mehr Lounges war da nicht die Rede. Stattdessen wurde die Verzögerung mit der nebulös formulierten Absicht begründet, „die Qualität der Planung weiter zu erhöhen“.
Natürlich ist Blomberg eine äußerst renommierte, international bedeutsame Finanzagentur. Aber sie wendet sich nun mal in erster Linie an professionelle Anleger – beispielsweise an die Aktien-Händler in den Banken-Türmen dieser Welt. Folgerichtig ist der englischsprachige Bericht der Agentur gestern erst über Umwege an die Öffentlichkeit gelangt. Des Eindrucks, dass der Fraport-Vorstand mit seinen Informationen dem Aktien-Kurs Auftrieb geben wollte, ohne bei den Fluglärm-Gegnern erneute Diskussionen über den umstrittenen Flughafenausbau zu entfachen, liegt nahe. Da darf sich das Management nicht beklagen, wenn die Menschen angesichts eines derartigen Versteckspiels noch lauter mangelnde Transparenz und Desinformation beim Flughafenausbau anprangern.