Extrem-Sommer: Grüne fordern wegen „Klimakrise“ Recht auf Hitzefrei und Homeoffice

Die Hitze hat Deutschland im Griff - die Grünen erwarten für die Zukunft mehr solcher Extremsommer. Und fordern von Kanzlerin Angela Merkel nun Maßnahmen.
Berlin - So viel ist unstrittig: In Deutschland ist es dieser Tage heiß. Sehr heiß. Die Grünen im Bundestag erwarten für die Zukunft mehr solcher Extrem-Sommer - und verlangen nun in einem „Hitzeaktionsplan“ konkrete Maßnahmen zum Schutz der Menschen in Deutschland. Die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lasse „Menschen trotz der Gefahr allein“, kritisierte Fraktionschef Anton Hofreiter in einem Interview mit Spiegel Online.
Im Blick haben die Grünen bei ihren Vorschlägen unter anderem Arbeitnehmer und ältere Menschen. Der Hitzeaktionsplan - aus dem am Donnerstag auch die Nachrichtenagentur AFP zitierte - sieht etwa ein grundsätzliches „Recht auf Homeoffice für alle Beschäftigten“ vor, sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen. Und wer im Freien arbeite, müsse "bei gesundheitsgefährdender Hitze ein Recht auf Hitzefrei" haben.
Hitze in Deutschland: Grüne warnen vor Klimakrise - und fordern Maßnahmen von Merkel
"Wir müssen uns darauf vorbereiten, dass mit der ungebremsten Klimakrise Hitzewellen weiterhin zunehmen werden“, heißt es in dem Text: "Die Klimakrise ist eine Gefahr für die menschliche Gesundheit."
Wenngleich einige Forderungen zunächst kurios anmuten - etwa jene nach durch Bundesmittel finanzierte Trinkbrunnen an Bahn- und Bushaltestellen - haben die Verfasser aus den Reihen der Grünen auch sehr ernste Themen auf der Agenda. Etwa Gefahren für alte Menschen, die mit großer Hitze einhergehen. Europaweit kamen durch die hohen Temperaturen 2019 bereits mehrere Menschen ums Leben. Für 2018 berichtete das Robert-Koch-Insitut von mehr als 1.000 hitzebedingten Todesfällen in Deutschland.
Die Bundestags-Grünen fordern deshalb "die Etablierung eines bundesweiten zeitnahen Monitorings zur hitzebedingten Sterblichkeit". "Hitzewellen sind für ältere und kranke Menschen ein ernsthaftes Problem", sagte Hofreiter dem Spiegel. Konkret fordert die Partei diesbezüglich bessere Ausbildung in Medizinstudiengängen, regt aber auch die Schaffung „kühler Räume“ in Gesundheitseinrichtungen und „Hitzepatenschaften“ an. In deren Zuge sollen sich Freiwillige um gefährdete Menschen kümmern.
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Hitze/Klimawandel: Grüne wollen Parks als „große kühlende Klimaanlagen“
Ideen haben Hofreiter und Umweltexpertin Bettina Hoffmann, die Verfasser des Papiers, auch für eine hitzetaugliche Umgestaltung der Städte. Bäume, Parks, grüne Freiräume und Grünzüge könnten wie „große kühlende Klimaanlagen“ wirken, meinen sie.
Zuletzt ebenfalls vermehrt auftretende Unwetter ließen sich auch besser positiv nutzen, meinen die beiden Grünen. Das Wasser aus „Starkregenereignissen“ könne durch Grünanlagen und unterirdische Wasserspeicher, die Regenwasser versickern lassen, zwischengespeichert werden: "So lässt es sich gleichzeitig dafür nutzen, unsere Städte zu kühlen.“
Auch im August soll es laut Wetterprognosen heiß weitergehen.
Bei Maischberger wurde zwischen Hofreiter und einem anderen bayerischen Politiker ein überraschender Vergleich gezogen.
Video: Leider kein Hitzefrei - Tipps fürs coole Büroleben
Der Klimawandel ist eines der Kernthemen der Grünen. Parteichef Robert Habeck hatte zuletzt mit einem neuen Vorschlag zu Inlandsflügen aufhorchen lassen. Das Thema Fliegen wurde zuletzt ohnehin hitzig debattiert. Wetter-Experte Jörg Kachelmann äußerte sich in einem Interview zum möglichen Zusammenhang der aktuellen Hitzewelle mit einem längerfristigen Klimawandel. Dieser macht sich auch schon in den Gebirgen bemerkbar: Ein Mann hat am Mont Blanc einen Gletschersee entdeckt. Eine gefährliche Entwicklung. Eine ARD-Journalistin will sich nichtsdestotrotz ihren SUV nicht nehmen lassen - und sorgt damit für Debatten. Bis 2030 könnte es aber mit Verbrennermotoren in Berlin auch zu Ende sein - denn die grüne Verkehrssenatorin Regine Günther sprach sich für ein Verbot in der Hauptstadt aus.
Die Bezirksbürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg Monika Herrmann hat kürzlich erklärt, dass ihr die Berliner Parks „als Frau zu gefährlich“ seien. Dabei hatte sie davor Drogenhändler in Schutz genommen.
Erst kürzlich zog Renate Künast von den Grünen wegen Hasskommentaren vor Gericht. Doch die Zuständigen sahen trotz Aussagen wie „Stück Scheiße“ den Tatbestand nicht erfüllt.
Kürzlich musste sich Katharina Schulze selbst für einen Flug in die USA einiges an Kritik anhören. Doch die Grünen-Fraktionsvorsitzende reagiert prompt und vor allem selbstbewusst auf die negativen Reaktionen.
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fn (mit Material von AFP)