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„Maybrit Illner“ über Coronavirus - Experte platzt der Kragen: „Wird alle Diskussionen wegwischen, wenn ...“

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Virologe Christian Drosten (Charité Berlin) zu Gast bei Maybrit Illner (ZDF)
Virologe Christian Drosten (Charité Berlin) zu Gast bei Maybrit Illner (ZDF) © Screenshot: ZDF Mediathek

Wieder ist das Coronavirus Thema bei Maybrit Illner im ZDF. Einem Experten reißt in dem Talk der Geduldsfaden.

Berlin - Das Coronavirus ist nicht mehr nur ein Problem in China oder Norditalien - sondern mit mehr als 30 Infizierten jetzt auch in Deutschland. Desinfektionsmittel werden in manchen Drogerien knapp, Konservendosen sind extrem gefragt und Karnevals-Feiern werden abgesagt. 

Zu Recht? „Coronavirus ohne Grenzen - wie gut ist Deutschland vorbereitet?“, lautete der Titel des aktuellen Maybrit-Illner-Talks im ZDF - bei dem Deutschlands bekanntester Virologe bereits nach einer halben Stunde die Geduld verlor.

Jens Spahn (CDU) bei Illner (ZDF) zu Coronavirus: Deutschland „gut vorbereitet“

Gleich zu Beginn wurde Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eingespielt, der mitteilt, dass Deutschland auf das Coronavirus* „gut vorbereitet in der Planung“ sei. Bei der medizinischen Schutzausrüstung müsse man sich auf Knappheit einstellen - allerdings nicht nur hier, sondern weltweit. 

Was für den Mediziner Johannes Wimmer, der bereits vor vier Wochen an einem Coronavirus-Talk Illners im ZDF teilnahm, genau nicht nach guter Vorbereitung klingt. Mit dem Motto „Alle meinten, wir seien sicher - aber das ist nicht der Fall“, geht er in diese Sendung. 

Video: Coronavirus - Der Weg nach Deutschland

Coronavirus-Test-Mitentwickler bei Illner (ZDF): „Sehr steile Lernkurve“

Bei der Runde mit insgesamt sechs Experten wurde, wie zu erwarten, über die Coronavirus-Ansteckungsgefahr*, um mögliche Personalnot in Kliniken und um die Taktik im Umgang mit der Infektion gestritten. Viel Redezeit erhielt in dieser Sendung Christian Drosten, Institutsdirektor der Virologie an der Charité Berlin. Er hat unter anderem das Sars-Virus mitentdeckt sowie den Coronavirus-Test mitentwickelt.

Bei den Coronavirus-Fällen in München* habe es eine „sehr steile Lernkurve“ gegeben, meinte er. Illner fragte nach: „Geht es jetzt darum, Zeit zu gewinnen  - und wofür?“. Drosten setzt darauf, in die wärmen Monate hineinzukommen, denn UV-Strahlung, trockenes Wetter und Bewegung im Freien reduziere die Infektionshäufigkeit. „Wir müssen Zeit gewinnen, in der Entzerrung einer möglichen Infektionswelle.“

Virologe erhebt Stimme bei Maybrit Illner (ZDF): „Und ich kann Ihnen sagen...“

Bei den folgenden Sätzen klang seine Stimme auf einmal sehr gereizt:  „Ich muss ganz ehrlich sagen, diese Diskussion, die ich hier gehört habe, macht mich stiller und stiller. Ich kann da gar nichts mehr zu sagen. Das ist wirklich vollkommen daneben. Das ist ein Suchen nach Problemen, wo keine sind. Und ich kann Ihnen sagen, dieses Virus wird alle Diskussionen wegwischen, wenn es so kommt, wie es als pandemische Influenza kommen würde.“

Drosten fuhr mit seiner Wutrede fort: „Das liegt vielleicht auch ein bisschen an dieser Verkürzung in unserer heutigen Gesellschaft bei allerhand Diskussionen. Es ist vollkommener Unsinn zu fragen, ob Deutschland vorbereitet ist. Die Frage ist, worauf will Deutschland denn überhaupt vorbereitet sein.“ 60 bis 70 Prozent der deutschen Bevölkerung könnten Erfahrung mit Corona machen, schätzt Drosten.

Ein Kollege von ihm schildert im TV-Talk, dass es möglicherweise nie einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 geben könnte.

ZDF-Talk zu Coronavirus: Virologe bringt Illner offenbar kurz in Verlegenheit

Allerdings wisse man „überhaupt nicht“, in welcher Geschwindigkeit sich das Virus ausbreiten werde, ob nun in wenigen Wochen oder innerhalb von zwei Jahren. „Und irgendwelche aufgeregten Debatten, die können wir jetzt echt mal unter dem Begriff ‚Energieverschwendung‘ einordnen“, sagte Drosten, der an dieser Stelle vom Applaus der Studiogäste unterbrochen wurde.

Maybrit Illner verhaspelte sich hier kurz. „Man möchte sich natürlich nicht nur informieren, sondern auch reagieren“, sagte sie und wurde von Drosten unterbrochen: „Und man möchte sich auch gerne aufregen in Deutschland.“ Niemand in der Runde widerspricht.

Coronvirus-Talk im ZDF: „Zieht euch warm an, es wird ungemütlich“

Ein Impfstoff* werde eventuell erst im Sommer 2021 zugelassen, erklärt Drosten. Aber: Deutschland habe „extrem gute Gesundheitsstrukturen“. Da pflichtete ihm auch Wimmer bei: „Wir sind ein Land mit vielen Ressourcen, wir haben die richtige Mentalität bei den Menschen, es wird gemeinsam angepackt“. Auch wenn er darauf beharrt, das man „etwas früher“ hätte sagen müssen: „Zieht euch warm an, es wird ungemütlich.“ Wie ungemütlich, müsse man jetzt schauen.

Drosten hatte sich nun, zum Schluss der Sendung, sichtlich wieder beruhigt und verwies auf den öffentlichen Gesundheitsdienst, der „bis in die Kommunen hinein verästelt“ sei und die Situation vor Ort am besten kenne.

Das Virus breitet sich auch immer weiter aus. In Deutschland ist der Kreis Heinsberg besonders hart getroffen. Hier gibt es die meisten Infizierten.

Maybrit Illner diskutierte in ihrer ZDF-Talkshow über die neuen Lockerungen in der Corona-Krise. Nicht alle ihrer Gäste sind von den Maßnahmen überzeugt.

Inmitten der Corona-Krise stellt Maybrit Illner (ZDF) die Frage: „Pandemie und Protest – kann Corona das Land spalten?“ Anfang Juli 2020 wird dann die Sendung „Maybrit Illner“ in Sommerpause* gehen.

frs

*Merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.

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